Mittelalterlichen Personennamen auf der Spur
Mit den neuen EDV-Möglichkeiten bei der Erforschung mittelalterlicher Personen und iher Namen befasst sich eine Sektion auf dem 20. Internationalen Kongress für Namenforschung, die der Duisburger Historiker Prof. Dieter Geuenich leitet. An der Tagung vom 20.-25.9. an der spanischen Universität Santiago de Compostela nehmen rund tausend Wissenschaftler aus aller Welt teil.
Die Arbeitsgruppe hat den Titel "Nomen et Gens" und bringt Historiker wie Sprachwissenschaftler zusammen, die seit einigen Jahren an einem Personennamenbuch des frühen Mittelalters arbeiten. Darin sollen sämtliche Namen von Angehörigen früher Völker und Stämme nachgewiesen werden, von den Alemannen über die Bayern und Burgunder bis hin zu den Franken und Goten.
Alemannen gaben ihren Kindern oft lateinische Namen
Vor allem soll so die Frage beantwortet werden, ob die verbreiteten Personennamen stammspezifisch waren: Haben die Alemannen beispielsweise typisch alemannische Namen getragen, die sich von denen der Burgunder oder Franken unterschieden? Haben die germanischen Völker ihren Kindern ausschließlich germanische Namen gegeben (z.B Ulfila oder Wigerig) und die romanische Bevölkerung nur solche lateinischer Herkuft?
Dass hier Forschungsbedarf besteht, zeigt sich beispielsweise darin, dass erstaunlich viele Alemannen des 4. Jahrhunderts römische Namen tragen, etwa Latinus oder Serapio. Dies geht vermutlich darauf zurück, dass sie im römischen Heerdienst tätig waren, zum Teil schon in der zweiten Generation.
Der Schriftsteller Ammianus Marcellinus schreibt, wie Serapio zu seinem Namen gekommen ist: "Seinen Namen hatte er daher", schreibt Ammian, "dass sein Vater Mederich lange als Geisel in Gallien festgehalten, dort in griechische Geheimlehren eingeführt worden war und seinen Sohn, der eigentlich Agenarich hieß, nach dem Gott Serapis in Serapio umbenannt hatte."
Datenbank mit 400.000 Einträgen
An der Universität Duisburg gibt es bereits eine Datenbank mittelalterlicher Personen und Personengruppen, die etwa 400.000 Datensätze enthält. Sie wird zur Zeit erweitert um Namenbestände aus dem dritten bis achten Jahrhundert. Inzwischen liegen bereits umfangreiche Datenbestände aus dem alemannischen, langobardischen, wandalischen, ostgotischen und fränkischen Bereich vor, so dass eine vergleichende Betrachtung der einzelnen Volksgruppen möglich wird.
Bei der Untersuchung mittelalterlicher Personennamen ist der Computer als Hilfsmittel der Namen- und Sprachforschung nicht mehr wegzudenken. Denn die Namen können beliebig sortiert, verglichen und auch über weite Entfernungen mit anderen Forschern ausgetauscht werden.
http://www.usc.es/~ilgas/icos/inicio.html
http://www.uni-duisburg.de/FB1/GESCHICHTE/DMP.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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