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29.11.2005 10:35

Uni-Bayreuth wurde 30 : Viel Lob für die Gründerväter und selbstkritische Töne

Jürgen Abel M. A. Pressestelle
Universität Bayreuth

    Viel Lob von allen Seiten, vor allem für die Gründungsidee, deren geistige Väter und derjenigen, die diese längerfristig angelegten Ideen umgesetzt haben, aber auch kritische und selbstkritische Töne prägten am 26. November den 30. Jahrestag der Universität Bayreuth.

    Bayreuth (UBT). Viel Lob von allen Seiten, vor allem für die Gründungsidee, deren geistige Väter und derjenigen, die diese längerfristig angelegten Ideen umgesetzt haben, aber auch kritische und selbstkritische Töne prägten am 26. November den 30. Jahrestag der Universität Bayreuth. So sprach Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel von einer "beeindruckenden Erfolgsgeschichte" und meinte, für die Festlegung von Zielvereinbarungen zwischen den Universitäten und dem Freistaat könne man "keine besseren Leitlinien formulieren, als hier die Väter des Gründungskonzepts für die Universität Bayreuth erdacht haben". Auch Bayreuths Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz, sprach von einem "Erfolgsmodell" und ordnete die Gründung der Universität nicht nur als ein "bedeutendes Ereignis" und eine "große Leistung des Staates" ein, sondern auch als eine notwendige Stärkung Nordostbayerns. Auch der Jurastudent Jan Schade, der bei der Feierstunde für die Bayreuther Studierenden sprach, schlug in diese Kerbe und lobte vor allem, dass die Universität es immer verstanden habe, mit innovativen Ideen erfolgreich um Studentinnen und Studenten zu werben.
    Präsident Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Ruppert erinnerte in seiner Begrüßungsansprache an die "herausragenden Leistungen der Frauen und Männer der ersten Stunde, insbesondere Gründungspräsident Wolff, der über 18 Jahre die Universität geführt hat, und der Erstberufenen, die mit ihrem Pioniergeist die Grundlagen für die Innovationskultur und die Qualitätsmaßstäbe an der Universität Bayreuth gelegt haben". Seine Universität sei sich ihrer regionalen Verpflichtung bewusst und bilde Akademiker für diese Region aus, arbeite mit regionalen Unternehmen zusammen, trage mit ihrer Forschung zur Entwicklung der Region Nordostbayerns bei, habe aber auch eine gute nationale wie auch internationale Stellung. Dies werde von dritter Seite, entweder durch Drittmitteleinwerbungen oder durch die Zahl der ausländischen Wissenschaftler, die den Weg nach Bayreuth fänden, immer wieder belegt. Gemessen an relativen Indikatoren in Verbindung mit der Größe einer Institution nehme seine Universität "einer der vorderen Plätze in Deutschland" ein und sei eine international angesehene Universität, die auch in Zukunft ihre bedeutende Stellung als Forschungsuniversität mit fachlichen Schwerpunktsetzungen erhalten wolle.
    Ein gemeinsames Streben müsse der Qualität in Forschung und Lehre gelten, betonte Präsident Professor Ruppert und die Bewahrung dieses "Qualitätsbewusstseins" nannte er eine wichtige Aufgabe aller Akteure der Universität. "Ziel muss es sein, hier eine Qualitätskultur in der Universität zu erreichen, die dann die Basis für ein Qualitätsmanagement bzw. eine hochschulweite Qualitätssicherung ist", sagte Ruppert. Das Qualitätsbewusstsein bedeute ein aktives Interesse an der Entwicklung der Universität, eine aktive Beteiligung an den akademischen Entscheidungsstrukturen, sowie die Übernahme von Verantwortung für den eigenen Aufgabenbereich.
    Die Stellenstreichung des Jahres 2004 sowie der Einzug von Personal in den Jahren 2005-2008 für den Bayerischen Innovationsfound habe die Universität Bayreuth "noch in ihrer Aufbausituation getroffen und hier Entwicklungen unterbrochen". So habe der Aufbau der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften noch nicht vollendet werden können, da vorgesehene Stellen nicht mehr zur Verfügung stünden. Ähnliche Probleme gebe es mit der Angewandten Informatik, die "unbedingt weitergeführt" werden müsse. Als Querschnittsdisziplin sei sie für die Universität, in der die Naturwissenschaften, die Ingenieurwissenschaften und die Wirtschaftswissenschaften eine bedeutende Rolle spielten, unerlässlich.
    Eine andere Sorge betreffe die Raumfrage. Die für 5.000 Studierende ausgebaute Universität habe nun 9.500 Studierende, die sich in manchen Gebäuden in "qualvoller Enge" drängten. Auch bei der Drittmittelforschung herrsche große Not. In dieser Situation sei noch nicht einmal der gesteigerte Raumbedarf einbezogen, der durch die Neugestaltung der Bachelor- und Masterstudiengänge notwendig werde.
    Deutliche Worte fand der Präsident auch im Hinblick auf die Aufwendungen für Wissenschaft und Forschung. Vom Ziel, 3 % des Bruttoinnlandproduktes für Forschung und Entwicklung einzusetzen, "sind wir noch weit entfernt". Einige Schwellenländer schickten sich bereits an, die Bundesrepublik in technologisch wichtigen Forschungsfeldern zu überholen. Eine Fortsetzung dieser Entwicklung könne sich Deutschland wie Bayern nicht leisten. "Unsere Zukunft liegt in den Händen gut ausgebildeter Fachkräfte, zu denen die Hochschulen im hohen Maße beitragen", betonte Professor Ruppert. Deutschland werde seine Chance im globalen Wettbewerb nur dann nutzen können, wenn das Bildungs- und Wissenschaftssystem durch Investitionen und ein geändertes gesellschaftliches Klima entschlossen unterstützt werde. Die ökonomische, aber auch die soziale Entwicklung des Landes hänge unmittelbar von seiner Innovationsfähigkeit ab, die durch Bildung und Wissenschaft gewährleistet werde. "Für diese Zukunftsaufgabe müssen daher deutlich höhere politische Prioritäten eingeräumt werden und deutlich mehr Haushaltsmittel bereit gestellt werden", mahnte Professor Ruppert an.
    Weiter forderte er, dass Forschungsförderung kontinuierlich in den Haushalten der Universitäten verstärkt werden müsse. Spezialisierte Sonderprogramme von Land-, Bund- und EU stellten keinen Ausgleich dar. Wie ein "Fisch auf dem Trockenen" schnappte die Universität nach den Sondermitteln, ohne gleich zu erkennen, dass man sich an der Angel einer engen und einseitigen Bindung verfangen könne. Nutznießer dieser Entwicklung seien einige Disziplinen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften oder der Medizin. Die Geisteswissenschaften seien mangels größerer Programme die Verlierer der Entwicklung. "Aktionismus steht hier vor Kontinuierlität ", kritisierte Professor Ruppert.
    Der Präsident bekräftigte, dass sich die Universität im Wettbewerb der Hochschulen auch in Zukunft von ihrer strategischen Grundüberlungen leiten lassen werde. Das sei die laufende Analyse der Stärken und Schwächen und der Wettbewerbssituation, die klare Ausrichtung auf Profilfelder in Forschung, Lehre und Dienstleistung, die Orientierung an zukunftsorientierten Themen der Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, eine klare Positionierung im Wissenschaftsmarkt mit einer Strategie der Vernetzung, die Schaffung von Qualitätsbewusstsein und Qualitätsstandards und schließlich die Orientierung am definierten Leitbild und dabei die Verstärkung der Steuerungsmechanismen mit Festlegung und Priorisierung von Handlungsoptionen und der Erarbeitung von Umsetzungsplänen.
    Der Studentische Sprecher Jan Schade lobte zwar ein breites Studienangebot und das umfangreiche und breite Spektrum an Initiativen und außerfachlichen Bildungsangeboten, bedauerte vor diesem Hintergrund jedoch die Entscheidung gegen den Fortbestand der Ausbildung zum Lehramt für Grund- und Hauptschulen. Gleichwohl müsse die Devise für die Zukunft heißen, "sich profilieren, ohne dabei an Pluralität zu verlieren". Kritisiert wurde von Schade auch, dass im Zeichen immer wichtiger werdende Internationalität die Fremdsprachenausbildung in Bayreuth durch finanzielle Einsparungen gelitten habe.
    Im Hinblick auf die kommenden Studiengebühren sagte der studentische Vertreter, neben vielen Studierenden, die die Einführung von Studiengebühren als eine Hürde auf dem Weg zum Hochschulstudium kritisch sähen, sei es andererseits auch die Hoffnung einer ebenfalls großen Zahl von Studierenden, dass Studiengebühren die Lern- und Arbeitsbedingungen schnell und unmittelbar verbessern. Das gelte für die Bestände von Bibliotheken, die über weite Strecken veraltet seien, für fehlende Laborausstattung und auch bei Klausuren könnten manche nicht mehr angeboten werden, weil Mittel für die Korrektur fehlten. Studiengebühren müssten die Löcher schließen, die die Kürzungen in den Haushalten der Universitäten gerissen hätten, sie dürften jedoch "selbstverständlich nicht als Rechtfertigung dienen, den staatlichen Finanzierungsbeitrag für die Wissenschaft zurück zu fahren".
    Und Schade forderte einen Diskurs, an dessen Ende notwendiger Weise ein höherer Betrag von Staatsausgaben für Bildung und Wissenschaft stehen sollte, damit sich die Universitäten tatsächlich weiter entwickeln und jene internationale Wettbewerbsfähigkeit erreicht werde, die von vielen Seiten gefordert werde. Als unabdingbar nannte er es, dass die Studierenden "intensiv an wesentlichen Entscheidungen beteiligt werden". Die Interessen und Ideen der Studierenden in einem konstruktiven Dialog zu berücksichtigen werde vielmehr mit Blick auf den Wettbewerb zu einem Erfolgsfaktor werden" prophezeite Jan Schade.
    Minister Goppel nahm in seiner Festrede den von studentischer Seite zugespielten Ball auf und kritisierte die mangelnde Teilnahme von Studierenden an dem Festakt. In Anspielung an die US-Spitzenuniversität in Harvard - Ministerpräsident Dr. Stoiber hatte die Universität Bayreuth einmal das "Harvard Bayerns" genannt - meinte Dr. Goppel, bei der US-Spitzenuniversität würden bei solchen Anlässen die Beine der Studierenden "von den Tischen baumeln". Dies alles sei eine Frage des Herzens und des Verstandes.
    Der Minister, der in seiner Rede die Entwicklung der bayerischen Hochschulpolitik und die Entstehungsgeschichte der Universität umriss, sprach von "enormen Anstrengungen", die der Freistaat Bayern bei der rasanten Entwicklung in Forschung, des internationalen Wettbewerbs und bei den Herausforderungen zur Sicherung der Lebensverhältnisse leiste. Bayern habe in den letzten Jahren gezielt in zukunftsorientierte Forschungsbereiche investiert. Nur Wissensvorsprung in den Disziplinen führten zu Standortvorteilen und könnten Arbeitsplätze sichern, unterstrich Dr. Goppel. Insgesamt stehe man aber vor weiteren enormen Herausforderungen. Die Studierendenzahlen würden weiter steigen, die Wirtschaft brauche mehr Akademiker und mehr zukunftsorientierte Forschung. Nur mit dem viel beschworenen "Rohstoff Geist", mit hoch innovativer Forschung, qualifizierter Arbeit und neuen Produkten "können wir im globalen Wettbewerb bestehen", beschwor der Minister.
    Wenn die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden solle, dann dürften den Hochschulen nicht der Geldhahn zugedreht werden. Deshalb sei er besonders stolz darauf, dass es gelungen sei, mit den bayerischen Hochschulen ein Innovationsbündnis zu schließen, dass ihnen eine gesicherte Planungsgrundlage bis 2008 sichere. Bundesweit einmalig sei der Bayerische Hochschulpakt nicht mit Einsparverpflichtungen die Hochschulen verknüpft. Sie erhielten im kommenden Doppelhaushalt vielmehr einen Zuwachs von insgesamt 7,2% und seien damit der "Bereich mit der höchsten Steigerungsrate überhaupt".
    Im Hinblick auf die Zukunftsorientierung sei die Universität Bayreuth für ihre Form der Profilbildung ein Musterbeispiel und ein Erfolgsmodell. Die Universität brauche im Rahmen der laufenden Optimierung ihr Konzept im Grunde nicht zu ändern, sondern es nur fortzusetzen. Dieses alles basiere auf einem visionären Gründungskonzept, dass von Persönlichkeiten mit ausgezeichneten Sachverstand und klarem Weitblick verfasst worden sei.
    Ein besonderes Lob hatte der Minister für die "hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt Bayreuth" parat. Die Bürger und Spitzenvertreter der Stadt und der Region unterstützen die Universität tatkräftig, die ihrerseits hervorragend Umfeld eingebettet sei und es in vielfältiger Weise, nämlich nicht nur mit ihrer Wirtschaftskraft, sondern auch mit dem Transfer von Forschung, Technologie und kulturellen Angeboten dankte. Minister Goppel: "Hier haben sich zwei gefunden, die wissen, was sie voneinander haben".


    Bilder

    Positive Grundstimmung im gut, jedoch nicht voll gefüllten Audimax: (vorne von rechts) Professor Dr. Walter Schweitzer, Rektor der Universität Passau und derzeitige Vorsitzende des "Universität Bayern e.V.", in dem sich die Rektoren und Präsidenten der bayerischen Universitäten organisiert haben, Jutta Mronz und Bayreuths Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz, Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel  sowie Universitätspräsident Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Ruppert mit seiner Ehefrau. (Foto: Kühner)
    Positive Grundstimmung im gut, jedoch nicht voll gefüllten Audimax: (vorne von rechts) Professor Dr. ...
    UBT-Pressestelle - Bild mit Autorenangabe zur Veröffentlichung frei
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Positive Grundstimmung im gut, jedoch nicht voll gefüllten Audimax: (vorne von rechts) Professor Dr. Walter Schweitzer, Rektor der Universität Passau und derzeitige Vorsitzende des "Universität Bayern e.V.", in dem sich die Rektoren und Präsidenten der bayerischen Universitäten organisiert haben, Jutta Mronz und Bayreuths Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz, Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel sowie Universitätspräsident Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Ruppert mit seiner Ehefrau. (Foto: Kühner)


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