(Berlin, 30. November 2005) Keine Studiengebühren für ausländische Studierende aus Entwicklungsländern, mehr und bessere Stipendien für alle ausländischen Studierenden und Rücksicht bei der Gebührenerhebung auf ihre finanziellen Verhältnisse generell: Dies fordern die 61 Studentenwerke in Deutschland von jenen Bundesländern, die Studiengebühren einführen wollen. Ansonsten drohe die Zahl ausländischer Studierender stark zurückzugehen, was die weitere Internationalisierung des deutschen Hochschulsystems gefährden würde. Auch für die stark exportorientierte Wirtschaft könnten negative Folgen entstehen, wenn die zukünftigen Eliten gerade aus Schwellen- und Entwicklungsländern Deutschland als Studienstandort in Zukunft meiden sollten. Auf ihrer Mitgliederversammlung in Berlin betonten die im Deutschen Studentenwerk (DSW) organisierten Studentenwerke, die bisherige Studiengebührenfreiheit sei für viele ausländische Studierenden bisher mit ein Grund gewesen, nach Deutschland zu gehen. "Nun sind wir drauf und dran, mitten im globalen Wettstreit um die besten Köpfe aus dem Ausland diesen Wettbewerbsvorteil in einen Nachteil umzuwandeln", warnt DSW-Präsident Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens.
Rinkens verweist auf eine Sonderanalyse der aktuellen Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zu den Lebensbedingungen der rund 250.000 ausländischen Studierenden in Deutschland. Demnach gab fast die Hälfte von ihnen an, dass ihre Entscheidung für Deutschland stark von der bisherigen Studiengebührenfreiheit beeinflusst gewesen sei. Unter den ausländischen Studierenden aus Entwicklungsländern gaben dies sogar 68% zu Protokoll, derselben Meinung waren auch 51% der Studierenden aus Schwellenländern. "Selbst für 29% der ausländischen Studierenden aus Industriestaaten war die Gebührenfreiheit ein gewichtiges Motiv für den Studienstandort Deutschland", ergänzt Rinkens.
Der DSW-Präsident nennt weitere Zahlen aus der aktuellen Sozialerhebung, die die Sorge der Studentenwerke begründen, ohne großzügige Freistellungsregelungen und deutlich mehr Stipendienangebote könnten Studiengebühren in Zukunft gerade Studierende aus Schwellen- und Entwicklungsländern abschrecken. "Mit nur 600 Euro im Monat steht ausländischen Studierenden aus Entwicklungs- und Schwellenländern im Schnitt deutlich weniger zur Verfügung als ihren deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen, die durchschnittliche Einnahmen von 770 Euro im Monat haben. Fast zwei Drittel der ausländischen Studierenden insgesamt können überdies ihren Lebensunterhalt in Deutschland nur Jobben neben dem Studium bestreiten." Studiengebühren würden die finanziell mehr als angespannte Situation verschärfen und tendenziell die ohnehin sehr hohe Studienabbruchquote noch weiter nach oben schnellen lassen, befürchtet Rinkens.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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