Winckelmannvortrag am 9. Dezember, 18.15 Uhr an der Universität Jena
Jena (07.12.05) Am 9. Dezember jährt sich zum 288. Mal der Geburtstag Johann Joachim Winckelmanns. Seit 1840, als Otto Jahn in Kiel jährliche Feiern für den Begründer der Klassischen Archäologie einführte, ehren die Archäologen am 9. Dezember den ersten und genialen Vertreter ihres Faches.
Dieser Tradition folgen seit 1995 auch wieder die Archäologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zu Winckelmannvorträgen werden führende Vertreter des Faches eingeladen, ihre neuen Forschungsergebnisse vorzustellen. Am kommenden Freitag (09.12.) spricht Prof. Dr. Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zum Thema "Hades und Elysion - Bilder des Jenseits im klassischen Athen". Der Vortrag beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaal 3 des Uni-Campus (Carl-Zeiß-Str. 3). Interessenten sind herzlich eingeladen.
Winckelmann durchlief einen erstaunlichen Lebensweg: Er wurde am 9. Dezember 1717 als Schustersohn im altmärkischen Stendal geboren, durchlebte nach dem Theologiestudium harte Jahre als Hauslehrer. 1748 wurde er Bibliothekar des Grafen Bünau in Nöthnitz bei Dresden, 1755 erfolgte schließlich die erträumte Übersiedlung nach Rom, wo Winckelmann als Antiquar der Apostolischen Kammer Präsident der römischen Altertümer wurde und damit die höchste Stelle für einen an Altertümern Interessierten erreicht hatte.
In Jena ist Winckelmann auch gewesen. Er hielt dieses Jahr 1741/42 zwar nicht für eines seiner glücklicheren, da ihm das Studieren an der Jenenser Universität noch teurer erschien als an der "heimischen" Hallenser. Aber er hat in Jena bei Georg Erhard Hamberger Höhere Mathematik und Medizin studiert, was er später für außerordentlich nützlich befunden hat.
Johann Joachim Winckelmanns 1755 veröffentlichte "Gedanken über die Nachahmung" gelten als Geburtsstunde des deutschen Klassizismus und der Klassischen Archäologie. Nicht zuletzt ist es aber dieses Werk, das mit der oft zitierten und oft missverstandenen Formel von der "edlen Einfalt und stillen Größe" der griechischen Kunstwerke zu der durchaus ambivalenten Haltung der Klassischen Archäologen zu ihrem "Ahnherrn" geführt haben. Denn Winckelmann schuf darin ein Bild der antiken Kunst, das inzwischen längst überholt ist. Seine Vorstellungen der griechischen Kunst beruhten im Wesentlichen auf römischen Kopien oder Umbildungen griechischer Statuen. Ihm war es nicht vergönnt, griechische Originale kennen zu lernen. Doch zwei grundlegende Erkenntnisse Winckelmanns sind von bleibender Bedeutung: Er sah als erster, dass die Antiken aus der griechischen Sage heraus zu deuten sind. Und vor allem hat er den Entwicklungsbegriff in die Betrachtung (nicht nur) der antiken Kunst eingeführt sowie ein Entwicklungsschema für die Abfolge von Stilepochen geschaffen. Dass dieses Schema von "altem Styl" - "hohem Styl" - "schönem Styl" - "Styl der Nachahmung" - "Verfall der Kunst" heute nicht mehr akzeptiert werden kann, mindert nicht die grundlegenden Verdienste Winckelmanns.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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