Deutsche Gesellschaft für Chirurgie: Hohe Qualität der chirurgischen Versorgung unter derzeitigen Bedingungen nicht haltbar
Berlin, 7. Dezember 2005 - Um die bestehende hohe Versorgungsqualität in der Chirurgie für die Zukunft zu sichern, müssen sich die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen grundlegend ändern. So das einhellige Ergebnis einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCh) in Berlin. "Wir müssen insbesondere junge Mediziner durch angemessene Arbeits-, Vertrags- und Vergütungsbedingungen davon abhalten, in andere Länder abzuwandern oder sich alternative Betätigungsfelder zu suchen", betonte Professor Dr. med. Hans-Detlev Saeger, Präsident der DGCh.
Einig waren sich die Mediziner noch in einem anderen Punkt: Das deutsche Gesundheitssystem nimmt im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein. Ganz wesentlich hat dazu eine enorme Leistungsbereitschaft der Ärztinnen und Ärzte in der Krankenversorgung und Forschung beigetragen, die als regelhaft geleistete unbezahlte Mehrarbeit nie richtig bewertet wurde. Bei ständig steigender Arbeitsüberlastung sind vor allem junge Mediziner nicht mehr bereit, dies angesichts der unangemessenen Bezahlung länger hinzunehmen. "Langfristig wird sich qualifizierte chirurgische Versorgung von Patienten unter diesen Bedingungen nicht aufrecht halten lassen", sagte Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCh.
Insbesondere das neue Arbeitszeitgesetz sowie die Überlastung mit arztfremden Tätigkeiten sorgen für Frustration unter den Chirurgen. Nach der neuen Regelung bekommen Krankenhausärzte nicht mehr als 48 Wochenstunden vergütet - tatsächlich fallen jedoch 60 bis 80 Stunden an. Rund ein Drittel ihrer Zeit verbringen Mediziner inzwischen mit administrativen Aufgaben. "Chirurgen haben schon heute häufiger den Stift in der Hand als das Skalpell", bringt es Dr. Norbert Hennes, Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Krefeld, auf den Punkt. Unter diesem hohen zeitlichen Druck leidet letztendlich der Patient - Zuwendung und das Arzt-Patienten-Gespräch kommen zwangsläufig zu kurz. Auch für Forschung bleibt keine Zeit. Klinikärzte betreiben diese schon jetzt überwiegend unbezahlt in ihrer Freizeit. Auch dies birgt mittel- und langfristig qualitative Einbußen in der Versorgung. Denn ohne Forschung gelangen auch keine neuen Behandlungsverfahren in die Praxis.
Beim medizinischen Nachwuchs haben diese Entwicklungen weitreichende Folgen: Derzeit gehen etwa 40 Prozent der Absolventen eines Jahrgangs ins Ausland oder geben den Arztberuf ganz auf. Angesichts der Kosten von etwa 200.000 Euro, die der Staat in die Ausbildung eines Mediziners investiert, hat dies nicht nur einen enormen Kompetenz-, sondern auch einen erheblichen Kapitalverlust zur Folge. "Noch können wir auf das, was wir leisten, stolz sein", fasste Professor Bauer zusammen. "Aber wir stehen vor großen Herausforderungen, die wir nur meistern können, wenn wir die Bedingungen für den Nachwuchs entscheidend verbessern."
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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