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22.09.1999 08:41

Angebotskürzungen treiben Ölpreis

Ina Hormuth Öffentlichkeitsarbeit
HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung Hamburg

    Angebotskürzungen treiben Ölpreis

    Die Weltmarktpreise für Rohstoffe sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen, schreibt das HWWA in der neuesten Ausgabe des WIRTSCHAFTSDIENST. Im August waren sie, gemessen am HWWA-Index auf US-Dollar-Basis, um reichlich ein Drittel höher als Ende 1998. Ausschlaggebend dafür war die erhebliche Verteuerung von Öl. Der Rohölpreis hat sich gegenüber dem Ende des vergangenen Jahres - mit 23 Dollar je Barrel Mitte September für die Sorte Brent - mehr als verdoppelt. Die Öleinnahmen der OPEC-Länder, die 1998 um ein Drittel zurückgegangen waren, werden, sofern sich der Ölpreis auf dem erreichten Niveau hält, schon in diesem Jahr wieder um mindestens ein Viertel höher sein.

    Die deutliche Erholung der Ölpreise ist vor allem auf die Einhaltung der vereinbarten Produktionseinschränkungen zurückzuführen. Die im Vergleich zu vorangegangenen Kürzungsbeschlüssen hohe Produktionsdisziplin der Ölländer - im Juli erfüllten die Opec-Länder ihre Verpflichtungen zu etwa 90 % - hat am Ölmarkt die Erwartung einer Verknappung genährt, zumal mit der wirtschaftlichen Erholung in Asien und dem Anziehen der Konjunktur in Europa auch die Nachfrage nach Öl wieder stärker zunehmen wird.

    Preiskorridor für Rohöl?

    Angesichts des Erfolgs der Absprachen hinsichtlich der Erdölförderung werden bei den Ölförderländern bereits Überlegungen angestellt mit dem Ziel, den Weltmarktpreis für Rohöl mit Hilfe von Produktionsanpassungen dauerhaft innerhalb eines Preiskorridors zu halten. Damit sollen die für den Ölmarkt charakteristischen abrupten Preissprünge beendet und die Planungssicherheit bei der Budgetplanung erhöht werden. Einen von Venezuela angekündigten gemeinsamen Plan der Opec-Länder Saudi-Arabien und Venezuela und des Nicht-Opec-Mitglieds Mexiko für ein Ölpreisband wird es auf der Opec-Konferenz in dieser Woche allerdings wohl nicht geben, nachdem Saudi-Arabien einen solchen Mechanismus zur "Option" zurückgestuft hat. Vorschläge zur Stabilisierung der stark schwankenden Ölpreise gab es in der Opec und auch von anderer Seite bereits im Gefolge der Ölkrisen der siebziger Jahre, sie wurden jedoch wegen unterschiedlicher Interessen der Beteiligten oder mangelnder Praktikabilität nicht weiter verfolgt.

    Ob die Voraussetzungen für ein abgestimmtes Verhalten über eine längere Zeit diesmal besser sind, ist zweifelhaft. Bei anhaltend hohen Ölpreisen rückt für Länder mit großen Ölreserven, die mangels Alternativen noch für lange Zeit auf Einnahmen aus dem Ölverkauf angewiesen sein werden, das Problem einer stärkeren Öleinsparung und -substitution bei den Verbrauchern sowie einer wachsenden Konkurrenz durch Förderländer mit höheren Produktionskosten in den Vordergrund. Der zunehmende Verlust von Marktanteilen hatte 1986 Saudi-Arabien veranlaßt, seine Produktionszurückhaltung aufzugeben, mit der Folge, daß der Rohölpreis in einem halben Jahr um zwei Drittel sank. Seither haben die Opec-Länder ihren Anteil an der Weltölförderung, der von 1973 bis 1985 von über 50 % auf 30 % gefallen war, wieder auf über 40 % steigern können. Gegenwärtig liegt er etwas unterhalb dieser Marke. Die Möglichkeit der Länder außerhalb der Opec mit zumeist deutlich höheren Produktionskosten, die Ölförderung zu steigern, hängt angesichts der Tatsache, daß nennenswerte zusätzliche Kapazitäten kurzfristig nicht zur Verfügung stehen, wesentlich von der Explorations- und Erschließungstätigkeit dort ab. Durch die niedrigen Ölpreise bis zum Beginn dieses Jahres werden die im vergangenen Jahr deutlich verminderten Anstrengungen erst allmählich wieder intensiviert werden.

    Korrektur der Förderquoten kurzfristig wenig wahrscheinlich

    Der Anstieg der Ölnachfrage, die 1998 sowie im ersten Halbjahr 1999 im Vorjahrsvergleich 0,7 % betrug, wird sich im Zuge der fortschreitenden Erholung der Weltkonjunktur, insbesondere aufgrund eines wieder zunehmenden Bedarfs in Südostasien, trotz der deutlichen Verteuerung von Öl im weiteren Verlauf dieses Jahres und im kommenden Jahr beschleunigen. Wie sich unter diesen Umständen die Ölpreise entwickeln werden, hängt vor allem von der Anpassung des Ölangebots ab, das gegenwärtig von den - zunächst bis Ende März vereinbarten - Förderkürzungen der Ölländer bestimmt wird. Ein strenger Winter könnte bei andauernder Verknappung vorübergehend eine weitere deutliche Verteuerung von Öl nach sich ziehen. Von den OPEC-Ländern gibt es bisher keinen Hinweis darauf, daß sie ihre Produktionsentscheidungen bereits auf ihrem Treffen in dieser Woche korrigieren werden. Bei einem dauerhaften Anstieg der Ölpreise auf deutlich über die von der Opec genannte Zielgröße von 21 Dollar ist aber mit einer Lockerung der Kürzungsbeschlüsse zumindest im nächsten Frühjahr zu rechnen, um die begonnene Erholung der Nachfrage nach Öl nicht zu beeinträchtigen und eine Ausweitung der Ölförderung außerhalb der Opec in Grenzen zu halten.

    Unter der Annahme, daß die Opec-Förderung in einigen Monaten wieder zunimmt - durch entsprechende Beschlüsse oder durch Überschreitungen einzelner Produzenten -, dürfte der Preis für Brentöl im kommenden Jahr bei 20 Dollar je Barrel liegen. Damit wäre ein Preisniveau erreicht, das vom Außenminister Saudi-Arabiens als "Rückkehr zur Mäßigung" bezeichnet wird. Rohöl wäre dann nominal 1 bis 2 Dollar teurer als im Durchschnitt der zehn Jahre vor dem letzten Ölpreisverfall (1987-1996). In realer Rechnung, bezogen auf die Exportpreise verarbeiteter Waren, hat sich der Ölpreis seit Mitte der achtziger Jahre nur noch wenig verändert.



    Hamburg, 21.09.1999 Telefon 040 42834 354


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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