Karl Heinz Beckurts-Preise 2005 werden am 9. Dezember in der Münchener Residenz vergeben
Am 9. Dezember 2005 überreicht Professor Dr. Manfred Popp, Vorsitzender der Karl Heinz Beckurts-Stiftung, drei Wissenschaftlern den mit jeweils 30000 Euro dotierten Karl Heinz Beckurts-Preis 2005. Ausgezeichnet werden Professor Dr. Friedrich Kremer, Universität Leipzig, Professor Dr. Arne Skerra, Technische Universität München, Freising-Weihenstephan, sowie Professor Dr. Clemens Zierhofer, Universität Innsbruck.
Durch den Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft, Professor Dr. Jürgen Mlynek, werden außerdem 11 Gymnasiallehrerinnen und -lehrer für ihre besonderen Verdienste im naturwissenschaftlichen Unterricht geehrt.
Die Preisverleihung findet am 9. Dezember 2005 ab 17.00 Uhr unter Mitwirkung des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel, in der Münchener Residenz statt. Vertreter der Medien sind hierzu herzlich eingeladen.
Die Karl Heinz Beckurts-Stiftung zeichnet am 9. Dezember 2005 drei Wissenschaftler mit dem Karl Heinz Beckurts-Preis 2005 aus. Die drei Preise in Höhe von jeweils 30000 Euro werden vergeben für herausragende wissenschaftlich-technische Leistungen, von denen Impulse für die industrielle Innovation ausgegangen oder zu erwarten sind. Die Preisträger im Einzelnen:
o Professor Dr. Friedrich Kremer, Direktor des Instituts für Experimentalphysik, Universität Leipzig, erhält den Beckurts-Preis für seine exzellenten Arbeiten auf dem Gebiet der breitbandigen dielektrischen Spektroskopie sowie deren industriellen Umsetzung. Diese Methode stellt heute neben der NMR-Spektroskopie und der dynamischen Lichtstreuung eine dominierende experimentelle Technik dar. Die breitbandige dielektrische Spektroskopie wird in vielfältiger Weise genutzt, um die molekulare Dynamik in weicher Materie und Festkörpern zu studieren. Ein Beispiel ist die Untersuchung der auf molekularer Ebene ablaufenden dynamischen Prozesse im Zusammenhang mit den makroskopischen Eigenschaften polymerer Materialien. Durch die Aktivitäten von Professor Kremer ist die dielektrische Spektroskopie heutzutage eine breitbandige Methode geworden, die einen Frequenzbereich von 10-3 bis 109 Hertz überstreicht. Dies ist in überzeugender Weise durch das von Prof. Dr. Friedrich Kremer und PD Dr. Andreas Schönhals herausgegebene Buch über "Broadband Dielectric Spectroscopy" dokumentiert, das 2002 erschienen ist. Dieses Buch stellt heute weltweit das Standardwerk der breitbandigen dielektrischen Spektroskopie dar. Aufbauend auf seinen Forschungsarbeiten entwickelte Kremer ein vollautomatisch arbeitendes dielektrisches Messsystem, mit dem erstmals der gesamte Frequenzbereich überstrichen werden kann. Dieses Messsystem wurde 1989 von der Firma NOVOCONTROL Technology GmbH & Co. KG in Hundsangen übernommen und gemeinsam mit Prof. Kremer zur Marktreife entwickelt. Die Firma ist heute unbestritten internationaler Marktführer auf diesem Gebiet.
o Professor Dr. Arne Skerra, Ordinarius am Lehrstuhl für Biologische Chemie, Technische Universität München, Freising-Weihenstephan, erhält den Beckurts-Preis für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet des Protein-Designs. Anticaline gehören zu einer durch Protein-Design gewonnenen neuen Klasse von Biomolekülen mit weitreichenden Anwendungen in der Medizin, Biotechnologie, Bioanalytik und biowissenschaftlicher Forschung, die von Professor Skerra erstmals entwickelt wurden und inzwischen von dem unter seiner Initiative im Jahr 2001 gegründeten Unternehmen PIERIS PROTEOLAB AG, Freising, vermarktet werden. Bislang galten Antikörper, Eiweißstoffe des Immunsystems, als universelle biochemische Werkzeuge zur Erkennung, Bindung bzw. Markierung molekularer und zellularer Strukturen. Allerdings weisen Antikörper in der Anwendung erhebliche Nachteile auf, die durch ihre komplizierte Molekülstruktur bedingt sind, so dass eine technologische Lücke besteht. Die von Skerra entwickelten Anticaline bieten zum ersten Mal eine Alternative zu konventionellen wie auch rekombinierten Antikörpern und weisen zahlreiche technologische Vorteile auf. Durch die besonderen Vorteile ihrer biomolekularen Architektur - geringe Molekülgröße und einfacher Aufbau - eröffnen sich vor allem in der Medizin gänzlich neue Einsatzmöglichkeiten. Derzeit befinden sich bei PIERIS zwei Anticalin-Kandidaten für die humantherapeutische Anwendung in der präklinischen Entwicklung. Beide Substanzen haben ihre Wirkung zum einen bei einer lebensbedrohlichen Überdosierung von Digitalis-Präparaten, die bei Herzinsuffizienz und -rhythmusstörungen eingesetzt werden und zum anderen bei der effizienten Inhibierung des Tumorwachstums unter Beweis gestellt. Dies ist eine beeindruckende Demonstration der vielversprechenden Anwendungsperspektiven der von Arne Skerra entwickelten Anticaline.
o Professor Dr. Clemens Zierhofer, Institut für Angewandte Physik, Universität Innsbruck, erhält den Beckurts-Preis für seine überragenden Leistungen auf dem Gebiet der Innenohrprothesen. Er hat wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung von so genannten Cochlea Implantaten geleistet und dabei insbesondere durch Einführung neuer Techniken und Geräte die Funktion dieser Implantate maßgeblich verbessert. Menschen mit Gehörlosigkeit als Folge des Ausfalls der Haarzellen des Innenohrs, die mechanische Vibrationen in elektrische Signale umwandeln, kann heute in vielen Fällen mit Hilfe von Cochlea Implantaten geholfen werden. Dabei wird der Hörnerv durch Elektroden in der Cochlea direkt elektrisch stimuliert. Professor Zierhofer gelang es, elektronische Implantatschaltungen zu entwickeln, die mehrere Stimulationsorte, so genannte Kanäle, zugleich anregen. Durch eine spezielle Aufbereitung des Hörsignals wurden die Implantate so weit optimiert, dass sie auch in geräuschvoller Umgebung gut funktionieren. Durch die ausgesprochen praxisorientierte Forschung Zierhofers konnten in relativ kurzen Zeitabschnitten Innovationen in den klinischen Alltag umgesetzt werden. Er hat es geschafft, überaus alltagstaugliche kompakte und leistungsfähige Prothesen für die Firma MED-El-Deutschland GmbH, Starnberg, zu entwickeln. Insgesamt mehr als 12000 Patienten sind weltweit mit den von Zierhofer entwickelten Implantaten ausgerüstet.
Ein weiterer Höhepunkt ist die Verleihung der Lehrerpreise 2005 durch Professor Dr. Jürgen Mlynek, den Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft, an 11 Gymnasiallehrerinnen und -lehrer. Die Lehrerpreise werden von der Helmholtz-Gemeinschaft gestiftet und durch die Karl Heinz Beckurts-Stiftung vergeben. Sie würdigen besondere Verdienste im naturwissenschaftlichen Unterricht. Ausgezeichnet werden Pädagogen, die sich um die Anregung ihrer Schüler zu eigenen wissenschaftlichen Arbeiten verdient gemacht haben.
Die Veranstaltung wird abgerundet durch einen Vortrag über "Traum, Idee, Realität - Thesen zur Wissenschaftspolitik" von Professor Dr. Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, und die Präsentation der Arbeiten durch die diesjährigen Karl Heinz Beckurts-Preisträger.
Interessierte Journalisten sind zur Teilnahme an der Preisverleihung und dem anschließenden Empfang auf Einladung des bayerischen Ministerpräsidenten am Freitag, dem 9. Dezember 2005, um 17.00 Uhr im Max-Joseph-Saal der Münchener Residenz herzlich willkommen. Das Programm und weitere Informationen erhalten Sie unter Telefon 089 3299-2232.
Die Karl Heinz Beckurts-Stiftung wurde 1987 von der heutigen Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren gegründet, um den Forscher und Manager Karl Heinz Beckurts, der 1986 einem Terroranschlag zum Opfer gefallen ist, zu ehren und das Andenken an ihn wach zu halten. Forschungseinrichtungen und Unternehmen der Wirtschaft brachten gemeinsam die Mittel für eine Stiftung auf, die sich vor allem die Förderung der Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zum Ziel gesetzt hat. Weitere Informationen zur Karl Heinz Beckurts-Stiftung können Sie im Internet unter http://www.beckurts-stiftung.de abrufen.
Sabine Fodi 3. Dezember 2005
http://www.beckurts-stiftung.de
Durch die Aktivitäten von Professor Kremer ist die dielektrische Spektroskopie heutzutage eine breitbandige Methode geworden, die einen Frequenzbereich von 1 Millihertz bis zu 1 Gigahertz überstreicht.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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