Workshop "Messung - Distinktionskriterium für Wissenschaftlichkeit?" am 15./16.12. an der Universität Jena
Jena (12.12.05) Der Weimarer Hofmechaniker und Jenaer Universitätsdozent Friedrich Körner (1778-1847) war zu seiner Zeit ein gefragter Mann. Der Lehrmeister des später in aller Welt bekannten Carl Zeiss (1816-1888) widmete sich - initiiert von Johann Wolfgang Goethe und teilweise finanziert vom Weimarer Hof - den Eigenschaften und der Herstellung von Glas. Die Welt verdankt ihm nicht nur Messverfahren für das Eichen von Thermometern und die Entwicklung entsprechender Messgeräte. Körner gilt als der Begründer der Glastechnologie in Deutschland. Seinem Wirken und der Instrumentenherstellung in Weimar-Jena spürt der Vortrag "Kann man Glas vermessen?" nach.
Er ist einer der Beiträge des Workshops "Messen - Distinktionskriterium für Wissenschaftlichkeit?", zu dem der Sonderforschungsbereich (SFB) 482 "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" am 15. und 16. Dezember an die Friedrich-Schiller-Universität Jena einlädt. Referieren wird dort unter anderem Dr. Willem Hackmann (Oxford), einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Geschichte elektrostatischer Messgeräte. Ziel des Workshops ist es, "die Bedeutung des Messens für die verschiedenen Fächer - von Chemie und Physik, über Astronomie und Witterungskunde bis hin zu Technologie und Medizin - mit Blick auf die alltägliche Praxis und den Instrumentenbau um 1800 zu vergleichen", sagt Tagungsleiter und Direktor des Ernst-Haeckel-Hauses Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach.
"Quantitative Messungen spielten in Deutschland in der Naturlehre des 18. Jahrhunderts kaum eine Rolle", macht Breidbachs Mitarbeiter Dr. Heiko Weber deutlich, der mit dem Vortrag zum Glasvermessen den Workshop bereichert. Während bis dahin Naturphänomene vor allem sinnlich und damit sehr subjektiv wahrgenommen wurden, habe sich das zu Beginn des 19. Jahrhunderts geändert, als die quantitative Erfassung ein wesentlicher Bestandteil der experimentellen Forschung wurde. Damit einher ging auch eine Wechselwirkung zwischen Theorie und Praxis. Einerseits wurden theoretische Erkenntnisse aus der Praxis gewonnen, andererseits schlugen sie sich wieder dort nieder.
Die Entwicklung und Definition exakter, reproduzierbarer Messmethoden sei dabei zu einem der wichtigsten Kennzeichen und Abgrenzungskriterium für die naturwissenschaftliche Forschung geworden, betont Dr. Jan Frercks. "Das Messen ist einer der Punkte, die Naturforschung zur Naturwissenschaft macht, Laien von Wissenschaftlern abgrenzt. Es kam nach 1800 ganz groß heraus", unterstreicht der Mitarbeiter am Haeckel-Haus. Doch bis heute sei dies kaum untersucht worden, sei immer noch offen, wie wichtig das Messen tatsächlich ist.
Mit dem Workshop wollen die Wissenschaftler Antworten auf solche offenen Fragen finden. Etwa dazu, welche Rolle die Entwicklung spezieller Instrumente im Prozess der Professionalisierung der Geburtshilfe spielte, wie Astronomen im 19. Jahrhundert arbeiteten und welche Bedeutung Goethes Messungen in Meteorologie und Farbenlehre haben. Die theoretischen Exkurse werden von Experimenten begleitet. Dabei sind die Nachbauten der Elektrisiermaschine Georg Christoph Schmidts (1773) und einer Camera obscura Georg Friedrich Branders (1767) während der Jenaer Tagung in Aktion zu erleben.
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach
Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik - Ernst-Haeckel-Haus
Berggasse 7, 07743 Jena
Tel.: 03641/949501
E-Mail: olaf.breidbach@uni-jena.de
Dr. Jan Frercks
Tel.: 03641/949513
E-Mail: jan.frercks@uni-jena.de
Dr. Heiko Weber
Tel.: 03641/949508
E-Mail: Heiko.A.Weber@uni-jena.de
http://www.uni-jena.de/ereignis/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Maschinenbau, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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