Ein Kongress des Instituts für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg zum 350-jährigen Jubiläum des Augsburger Friedensfestes
Zum 350-jährigen Jubiläum des 1650 erstmals gefeierten Augsburger Friedensfestes veranstaltet das Institut für Europäische Kulturgeschichte (IEK) der Universität Augsburg in Zusammenarbeit mit der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg und dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat Augsburg vom 30. September bis zum 2. Oktober 1999 einen Kongress zum Thema "Das Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer neuzeitlichen europäischen Toleranz-, Friedens- und Festkultur". Die wissenschaftliche Leitung liegt beim Geschäftsführenden IEK-Direktor, dem Frühneuzeithistoriker Prof. Dr. Johannes Burkhardt. Veranstaltungsorte sind der Augustana-Saal und die St. Anna-Kirche (Im Annahof, 86150 Augsburg).
Der Anlass
Das Jubiläum des Westfälischen Friedens hat, nicht zuletzt dank vieler Förderer, in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erregt und der wissenschaftlichen Debatte wichtige Impulse gegeben. Eine Vielzahl von Vorfriedensschlüssen und Nachverhandlungen hatte und hat weiterhin eine Reihe von Tochterjubiläen im Gefolge. Das bedeutendste gilt dem Augsburger Friedensfest, das in der Stadt Augsburg bis heute am 8. August als gesetzlicher Feiertag begangen wird. Das 1650 eingerichtete und erstmals begangene Fest hat im Jahre 2000 wie zuvor der Friede sein 350-jähriges Jubiläum. Es ist ein glückliches Zusammentreffen, dass im Jahr der Jahrtausendwende, die einen Höhepunkt der europäischen Gedächtniskultur heraufführen wird, auch an dieses hervorragende Beispiel deutscher Friedenskultur zu erinnern sein wird. Die Stadt der Friedensfeste, die ursprünglich in vielen deutschen Städten und Ländern begangen wurden, trifft Vorbereitun-gen für die umfassende Feier dieses Friedensjubiläums.
Der wissenschaftliche Kongress
Hintergrund und Bedeutung dieses Festes, seine Ursprünge, Wandlungen und Formen sind jedoch trotz mancher Einzelstudien noch nicht umfassend geklärt. Das Institut für Europäische Kulturgeschichte in Augsburg wird deshalb mit Unterstützung durch die Fritz Thyssen Stiftung einen großen dreitägigen wissenschaftlichen Kongress durchführen, der Experten für Aspekte des Augsburger Festes wie der historisch-politischen und theologischen Einordnungsperspektiven zusammenführt. Der Kongress soll nicht nur die Grundlagen für das Augsburger Jubiläum im Jahr 2000, sondern für eine umfassende europäische Würdigung dieser einzigartigen Festtradition des Friedens legen.
Die Zielsetzung
Das Ziel des Kongresses ist die Erschließung dieses einzigartigen Augsburger Festes in verschiedenen historischen Forschungsperspektiven. Das Fest war ursprünglich ein Dankesfest der Evangelischen für ihre Existenzsicherung durch die Bestimmungen des Westfälischen Friedens. Diese Herkunft und die Funktion des Festes unter den spezifischen Bedingungen der Augsburger Parität ist zunächst von den Sachkennern zu erschließen. Erstmals soll dann der Kontext mit den anderen Friedensfesten des frühmodernen Reiches und Europas systematisch analysiert und eine Entwicklungsperspektive eruiert werden. Von besonderer Relevanz sind dabei Fragen nach dem entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang der Identität von Gruppen mit dem Aufbau eines erneuerten Normensystems um Verrechtlichung, Toleranz und Friedensbereitschaft. Dazu werden einerseits Theologen und Kirchenhistoriker beider Konfessionen, andererseits politische Historiker und Kulturhistoriker der Frühen Neuzeit zusammengeführt, die auf diesen Forschungsfeldern als Experten ausgewiesen sind und die für unsere Gesellschaft relevanten Fragen an dieses besondere Stück deutscher Geschichtskultur stellen können. In einem weiteren Schritt soll das Fest in die Diskussion um die lieux de la mémoire, die Jubiläumskultur und die öffentliche Festkultur eingeordnet werden. In einem interdisziplinären Zugriff wird dabei in Augsburg als dem Vor-Ort des deutschen Notendrucks, der Druckgraphik und der Gebrauchskunst im 17. und 18. Jahrhundert auch die musikgeschichtliche und ikonologische Bedeutung des Feiertypus Friedensfest besonders beachtet. Neben den inhaltlichen Perspektiven unternimmt der Kongress auch eine kommunikations- und medienwissenschaftliche Typologisierung und Ausdifferenzierung. Das Augsburger Modell wird so zum Syntheseinstrument der Friedensfestkultur.
Die Teilnehmer
Die Referenten des Kongresses sind interdisziplinäre akademische Experten, die im Augsburger Raum geforscht haben oder mit vergleichbaren Forschungen in anderen Regionen hervorgetreten sind, sowie Nachwuchswissenschaftler, die hervorragende Forschungsleistungen und Entdeckungen zum Thema vorweisen können. Für orientierungsetzende Einführungsreferate und die Sektionsleitungen konnten exzellente, überregional bekannte und repräsentative Wissenschaftler gewonnen werden, die für die Einordnung der Ergebnisse in einen größeren Geschichtsrahmen sorgen werden.
Kontakt und Anmeldung:
Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg
Prinzregentenstr. 11a, 86150 Augsburg
Tel.: 0821/34777-0, Fax: 0821/34777-34
E-Mail: Susanne.Empl@iek.uni-augsburg.de
E-Mail: Stephanie.Haberer@iek.uni-augsburg.de
Tagungsprogramm
Donnerstag, 30.9.1999
14.00 Uhr: Begrüßung - Prof. Dr. Johannes Burkhardt, Augsburg
14.30 Uhr: Eröffnungsvortrag, Augustanasaal - Das Augsburger Konfessionsproblem als Herausforderung und seine Lösung - Prof. Dr. Bernd Roeck, Zürich
15.15 Uhr: Einleitungsreferat zur Sektion "Die Begründung der Friedensfesttradition" - Prof. Dr. Etienne François, Berlin/Paris
15.30: Der Friedensgedanke in Augsburger Kupferstichen des 17. und 18. Jahrhunderts - Dr. Ulrike Albrecht, München
16.45 Uhr: Ein Blick in Augsburger Kirchen: Private Stiftungen anlässlich des Augsburger Friedensfestes - Dorothea Band M. A., Moosburg
17.30 Uhr: Die Feier des Friedens: Verbreitung und Wahrnehmung - Dr. Claire Gantet, Paris
Freitag, 1.10.1999
8.30 - Einleitungsreferat zur Sektion "Das Friedensfest zwischen Religion und Politik" - Prof. Dr. Heinz Duchhardt, Mainz
8.45 Uhr: Jubiläen als Ausdruck konfessioneller und städtischer Identität in südwestdeutschen Reichsstädten - Dr. Hermann Ehmer, Stuttgart
9.30: Zur katholischen Rezeption der Augsburger Friedensblätter - Dr. Marianne Sammer, München
10.45: Augsburger Friedensgemälde als politische Lehrstücke- Prof. Dr. Hans-Otto Mühleisen, Augsburg
11.30 Uhr: Duldung - Toleranz - Pluralität. Zur politischen Ideengeschichte konfessioneller Vielfalt im 16. und 17. Jahrhundert - Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber, Augsburg
14.00 Uhr: Einleitungsreferat zur Sektion "Das Friedensfest zwischen Tradition und Wandel" - Prof. Dr. Gunther Wenz, München
14.15 Uhr: Die Pax Augustana als Verfassungsmodell: Anspruch und Wirklichkeit - PD Dr. Wolfgang Wüst, Augsburg
15.00 Uhr: Das Friedensfest und das Verhältnis der Konfessionen am Beispiel der Säkularfeiern des Westfälischen Friedens - Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser, München
16.15 Uhr: Säkularer Fortschritt oder christliche Parität. Kulturkampf in Augsburg - Dr. Frank Möller, Jena
17.00 Uhr: Pflege und Erneuerung der Friedensfesttradition im 20. Jahrhundert - Dr. Gerhard Hetzer, München
19.30 Uhr: Öffentlicher Abendvortrag (St. Anna-Kirche): Augsburg und der Weg zur Toleranz - Prof. Dr. Winfried Schulze, München
Samstag, 2.10.1999
9.00 Uhr: Einleitungsreferat zur Sektion "Friedensfest und Festkultur" - Prof. Dr. Paul Münch, Essen
9.15 Uhr: Musik und öffentliche Festkultur - Dr. Erich Tremmel, Augsburg
10.30 Uhr: "Zum Gedächtnis des Gnaden Werkes Gottes..." Friedensfeste im 17. und 18. Jahrhundert in Kursachsen - PD Dr. Katrin Keller, Wien
11.15 Uhr: Reformatorische Jubiläumskultur und Friedensfeste des 19. Jahrhundert vornehmlich in Augsburg - Dr. Stephan Laube, Berlin
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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