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13.12.2005 10:36

Wie funktioniert Politik in Deutschland?

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Politikwissenschaftler der Universität Jena erstellen Datenhandbuch zum politischen System

    Jena (13.12.05) Zahlen spielen auch in der Politik eine zentrale Rolle: Erst das Ergebnis der jüngsten Bundestagswahl hat die schon in den Wahlkämpfen der vorhergehenden Bundestagswahlen stets mitdiskutierte Option einer Großen Koalition zu einer politischen Notwendigkeit gemacht. Ein anderes Beispiel: Die neue Regierung und die Abgeordneten des 16. Deutschen Bundestags in Berlin stehen derzeit nicht weniger als 1.927 Interessenverbänden gegenüber, die alle beim Bundestag offiziell registriert sind, um auf seine Verhandlungen und Anhörungen Einfluss nehmen zu können. 1990, als der Bundestag noch in Bonn tagte, waren es schon 1.501, 1973 dagegen nur 635. 2004 beliefen sich die Ausgaben von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen zusammen auf immerhin 46,9 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Entgegen der heute vorherrschenden öffentlichen Wahrnehmung, der Staat würde zunehmend in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen, zeigt ein Blick in ältere Statistiken, dass die Staatsquote sich im Vergleich zu den 1980er Jahren faktisch nur wenig verändert hat.

    Das sind nur einige Fakten zum bundespolitischen Geschehen, die oft schwer zu erhalten sind, weil sie verstreut vorliegen. Solche und andere Zahlen zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland in verständlicher, nachvollziehbarer und zugleich wissenschaftlich abgesicherter Form aufzubereiten, ist das Ziel eines neuen Projekts von Politikwissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dazu hat das Forschungsvorhaben "Bund - Länder - Europäische Integration. Datenhandbuch zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland" in diesen Tagen seine Arbeit aufgenommen. In den nächsten drei Jahren wollen PD Dr. Antonius Liedhegener und sein Mitarbeiter Daniel Gerstenhauer ein neuartiges Datenhandbuch zur Politik in Deutschland vorlegen.

    "Anders als in den derzeit verfügbaren, auf einzelne Aspekte konzentrierten Statistiken und Nachschlagewerken unternehmen wir erstmals den Versuch, in einem einzigen, kompakten Werk zuverlässige Kennzahlen und Datenreihen für zahlreiche Dimensionen des politischen Systems zusammenzutragen", erläutert Liedhegener. Eine Unterstützung durch die Universitätsleitung im Rahmen der Nachwuchsförderungsinitiative der Friedrich-Schiller-Universität hat den Beginn des ambitionierten Vorhabens ermöglicht.

    Die Spannweite der zu erhebenden Daten umfasst die Einstellungen der Bürger zu Staat, Demokratie und Politik ebenso wie die zentralen Institutionen und Verfahren der politischen Willensbildung. Fakten zu Interessengruppen, Parteien, Wahlen, Bundesregierung und Deutschem Bundestag werden in dem Werk genauso zu finden sein, wie jene Politikergebnisse, die - wie die Staatsfinanzen und Sozialleistungen - in Zahlen fassbar sind. Insbesondere mit Blick auf die Auswahl der zu berücksichtigenden Kennzahl und Indikatoren hat das Projekt allerdings auch Grundlagenforschung zu leisten. Der Titel "Bund - Länder - Europäische Integration" verdeutlicht das Ziel, Datenreihen für die verschiedenen handlungsrelevanten Ebenen der Bundespolitik zu liefern. Bei der staatlichen Politik wird daher der deutsche Föderalismus ebenso berücksichtigt wie die zunehmende Verflechtung mit der EU.

    Das Datenhandbuch, dessen Vorbild politikwissenschaftliche Grundlagenwerke in den USA sind, soll erstmals für Deutschland in einem einzigen Kompendium Aufschlüsse über den Stand und die Veränderungen des politischen Systems der Bundesrepublik seit den 1980er Jahren liefern. "Wir möchten dadurch die politisch relevanten Veränderungstendenzen zusammenhängend sichtbar machen", unterstreicht Liedhegener. Nach Abschluss des Projekts sollen die Daten sowohl in gedruckter wie elektronischer Form für die weitere Forschung und Lehre und alle politisch interessierten Bürgerinnen und Bürger verfügbar gemacht werden.

    Kontakt:
    PD Dr. Antonius Liedhegener
    Institut für Politikwissenschaft der Universität Jena
    Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945423
    Fax: 03641 / 945429
    E-Mail: Antonius.Liedhegener@uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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