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13.12.2005 15:00

BTU Cottbus erforscht die Geschichte der Stadt Baalbek vom 8. Jahrtausend v. Chr. bis zur Neuzeit

Birgit Besse Kommunikation & Marketing
Brandenburgische Technische Universität Cottbus

    Die BTU Cottbus erforscht gemeinsam mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) die Geschichte der Stadt Baalbek vom 8. Jahrtausend v. Chr. bis zur Neuzeit. Zu den neuesten Entdeckungen gehört ein fast 100 m langer Saal, der von Liegepodien umgeben war. Beispiele ähnlicher Anlagen auf Zypern zeigen, dass es sich um den Versammlungsraum eines Kultvereins handelte, dessen Mitglieder sich hier regelmäßig zu rituellen Gelagen trafen. Dieser Bankettsaal übertrifft an Größe alles, was bisher im römischen Reich entdeckt wurde.

    Dieser Saal ist nur ein Beispiel für die geradezu größenwahnsinnige Stadtbaupolitik des antiken Baalbek. Hier liegen die größten Quader, die je im römischen Reich verbaut werden sollten - gigantische Steinblöcke von bis zu 1100 Tonnen Gewicht für den größten Tempel der Stadt, der dem Gott Jupiter geweiht war. Warum einst gerade in Baalbek, einem libanesischen Provinzstädtchen nahe der syrischen Grenze, das gewaltigste Heiligtum des römischen Reiches gebaut wurde - auch diese Frage versuchen Bauhistoriker der Uni Cottbus nun erstmals umfassend zu erforschen. "Wir wollen die ganze Stadt mit ihrem wirtschaftlichen und kulturellen Hintergrund verstehen, und vielleicht werden wir so herausfinden, warum gerade an dieser Stelle die größten Tempel des römischen Reiches gebaut wurden" sagt Prof. Klaus Rheidt. "Eigentlich ist Baalbek ein Beispiel für eine ganze Abfolge von größenwahnsinnigen Planungen, und letztlich sind sie dort an ihrem eigenen Anspruch gescheitert. Keines der Konzepte wurde vollständig umgesetzt, und die Baalbekis müssen über Jahrhunderte mit einer riesigen Bauruine gelebt haben."

    Ein Team von rund 20 Archäologen, Vermessern, Steinbruch-Spezialisten, Architekten, Bauhistorikern und Islamwissenschaftlern um Prof. Rheidt haben sich gemeinsam mit der Direktorin der Orientabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), Dr. Margarete van Ess, das Ziel gesetzt, alle historischen Bauwerke und archäologischen Hinterlassenschaften der Stadt und ihres Umlandes zu erfassen. Hierzu gehören nicht nur die großen Steinquader, sondern auch Ölmühlen, Weinpressen, Gehöfte und antike Dörfer im Umfeld der Stadt. Bis heute sind die Tempel Baalbeks die eindrucksvollsten der römischen Welt: der Jupiter-Tempel mit seinen 20 Meter hohen Säulen ist das Wahrzeichen des Libanon; der Bacchus-Tempel, der noch bis zum Dachansatz steht, gehört zu den am besten erhaltenen Tempeln des gesamten Vorderen Orients. Zwei Marmortafeln im Inneren des Tempels erinnern an die Vorgänger der Cottbuser Forscher: Kaiser Wilhelm II. hatte hier die ersten Ausgrabungen angeordnet, die von deutschen Wissenschaftlern zwischen 1899 und 1904 durchgeführt wurden. Durch die neuen Grabungen und Bauuntersuchungen wird nun all das ans Licht gefördert, was die erste deutsche Expedition nicht untersuchen konnte.

    Baalbek liegt auf einem 1100 Meter hohem Hochplateau, in der nördlichen Bequaa Ebene, die eine Kulturachse zwischen dem nordsyrischen und palästinischen Siedlungsgebiet darstellt. Bei dem Forschungsprojekt geht es auch darum herauszufinden, wie sich die Stadt Baalbek in den verschiedenen Epochen wandelt: also wie sich der ursprünglich orientalisch geprägte Ort zu einer international eingebundenen Stadt im Römischen Reich verändert, wie diese in der Spätantike zu einer bedeutsamen Festung im Konflikt zwischen Kreuzfahrern und islamischen Sutanen wird. Und schließlich wie sich Baalbek zu einer osmanisch-arabischen Kleinstadt entwickelt.

    Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit Sommer 2005 mit zwei Wissenschaftlerstellen und rund 30.000€ Sachmitteln für zunächst zwei Jahre gefördert. Die nächste Kampagne vor Ort findet im nächsten August/September mit einem rund 30-köpfigen Wissenschaftler-Team und 25 Grabungshelfern statt.

    Kontakt:
    Prof. Dr.-Ing. Klaus Rheidt, 0355/69-3116
    Dipl.-Ing. Friederike Hoebel, 0355/69-3117
    BTU Cottbus
    Lehrstuhl Baugeschichte
    Weitere Informationen:
    http://www.dainst.org/index_2951_de.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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