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14.12.2005 15:33

Verleihung des Wolfgang-Hepp-Preises an Prof. Dr. Bernd Wullich

Saar - Uni - Presseteam Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Neues genetisches Diagnoseverfahren bei Prostatakrebs - Ziele: Bessere Vorhersage des Krankheitsverlaufes und individuellere Therapie - Kooperation mit Max-Planck-Institut in Saarbrücken


    Verleihung des Dr. Wolfgang-Hepp-Preises an

    Prof. Dr. Bernd Wullich, Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums des Saarlandes für seine wissenschaftliche Arbeit:

    "Entwicklung genetischer Progressionsscores als prädiktive

    Marker zur Risikobeurteilung von Prostatakarzinomen"

    Anlässlich des 57. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie in Düsseldorf im September wurde Professor Dr. Bernd Wullich, Klinik für Urologie und Kinderurologie (Direktor: Professor Dr. Michael Stöckle) des Universitätsklinikums des Saarlandes, mit dem Dr. Wolfgang-Hepp-Preis der Firma Dornier MedTech Europe GmbH ausgezeichnet.

    Professor Wullich erforscht in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut in Saarbrücken ein genetisches Diagnoseverfahren bei Prostatakrebs. Dieses soll zukünftig eine sehr genaue Risikobeurteilung und damit bessere Vorhersage des Krankheitsverlaufes und eine Therapieoptimierung ermöglichen.

    Die bisherigen Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeiten zeigen, dass die Aussagekraft des neuen Verfahrens zur Vorhersage des klinischen Krankheitsverlaufes den bisher etablierten Gewebeuntersuchungen überlegen ist.

    Das Team um Professor Wullich setzt zur Genom-Analyse von Prostatakarzinomen eine spezielle Technik ein, die vergleichende genomische Hybridisierung (CGH).

    Dank dieser Methode können mit unterschiedlichen Farbstoffen markierte Tumor-DNA und Normal-DNA sehr exakt auf Veränderungen verglichen werden.

    "Unser Ziel ist es, durch eine detailliertere Aufklärung der Abhängigkeiten zwischen den verschiedenen genetischen Ereignissen und deren zeitlicher Abfolge zu einem besseren Verständnis der krankheitsverursachenden genetischen Grundlagen des Prostatakarzinoms und damit zur Identifizierung potenzieller neuer Biomarker beizutragen," erläutert Professor Wullich.

    Die vergleichende genomische Hybridisierung (CGH) liefert zwar einen guten Überblick über die in einem Tumor vorliegenden chromosomalen Veränderungen, sie ordnet ihnen jedoch keine zeitliche Dimension zu. Mit Hilfe der Abteilung Bioinformatik und Angewandte Algorithmik am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken (Leiter: Prof. Dr. Thomas Lengauer) konnte federführend von Dr. Jörg Rahnenführer ein bioinformatischer Algorithmus eingesetzt werden, der die wahrscheinlichste Abfolge der Einzelereignisse liefert. Damit ist es nun möglich, die einzelnen Prostatakarzinome nach ihrem voraussichtlichen Wachstum (genetischer Progressionsgrad) und somit ihrer Gefährlichkeit für die Patienten zu beurteilen.

    Genetik und Bioinformatik liefern so den Schlüssel zur optimalen Beurteilung des Tumorstatus. Die auf dieser Basis entwickelte Bewertungsskala, der genetische Progressionsscore (GPS), erlaubt eine genauere Vorhersage des klinischen Krankheitsverlaufs bei Prostatakarzinomen als die Ergebnisse der etablierten Gewebeuntersuchungen.

    Professor Wullich geht davon aus, dass eine verbesserte Vorhersage der Überlebenszeit, der Zeit bis zu einer Verschlechterung oder eines eventuellen Rückfalls nach Therapie individuellere Behandlungen der Prostatakrebspatienten ermöglichen werden.

    Die bisherigen Untersuchungen wurden mit Mitteln der Deutschen Krebshilfe durchgeführt.

    Hintergrundinformationen zur Erkrankung:
    20 % aller älteren deutschen Männer erkranken an Prostatakrebs, der häufigsten Krebserkrankung nach Lungen- und Darmkrebs. In der Sterblichkeitsstatistik bei Krebs rangiert Prostatakrebs hinter Lungen- und Darmkrebs auf Platz 3, in den USA sogar vor dem Darmkrebs auf Platz 2. Obwohl das mittlere Erkrankungsalter in Deutschland bei 71 Jahren liegt, waren in 2002 immerhin 28% der neu diagnostizierten Prostatakarzinompatienten jünger als 65 Jahre. Die Tatsache, dass die Häufigkeit des Prostatakarzinoms seit Jahren ansteigt, ist zum einen auf die sich verändernde Altersstruktur unserer Bevölkerung zurückzuführen, zum anderen stehen mit der Serum-PSA-Bestimmung und den verbesserten Techniken zur Gewinnung von Prostatagewebe empfindlichere Früherkennungsuntersuchungen zur Verfügung.

    Der klinische Verlauf des Prostatakarzinoms ist ausgesprochen unterschiedlich. Das Spektrum reicht von sehr langsam wachsenden Tumoren, die nur selten oder erst spät Tochtergeschwülste bilden (metastasieren), bis hin zu rasch aggressiv wachsenden Tumoren.

    Dies führt zu einem therapeutischen Dilemma mit einem Entscheidungsspektrum zwischen watchful waiting, also beobachten und abwarten, auf der einen Seite und Komplettentfernung der Prostata mit den daraus resultierenden Risiken auf der anderen Seite. Für eine individualisierte und damit auf dem Wachstumsverhalten des jeweiligen Karzinoms basierte Therapieplanung sind verbesserte Prognosefaktoren für den Kliniker dringend erforderlich.

    In den letzten Jahren sind eine Vielzahl viel versprechender molekularer Marker für das Prostatakarzinom beschrieben worden, jedoch ist derzeit keiner dieser Marker für sich alleine aussagekräftig genug, um in der Klinik Anwendung zu finden.

    Nach heutigem Verständnis liegen der Umwandlung von gesunden Zellen zu Krebszellen genetische Veränderungen zugrunde, die sich mit dem Wachstum des Tumors verstärken.

    Kontakt:
    Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie
    Professor Dr. Bernd Wullich, M.D.
    Phone: 0049-(0)6841-1624700
    FAX: 0049-(0)6841-1624795
    Email: urbwul@uniklinik-saarland.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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