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19.12.2005 07:00

Greifswalder Sozialmediziner kooperieren bei Rauchentwöhnung mit Hausarztpraxen

Constanze Steinke Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Neue Beratungsansätze in der Hausarztsprechstunde für alle Raucher

    Am Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin läuft seit einem Jahr erfolgreich ein Projekt, das die Praktikabilität von innovativen Kurzinterventionen für tabakrauchende Patienten in der Hausarztpraxis untersucht. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie hat zum Ziel, diese hochökonomischen Beratungsansätze in Hausarztpraxen Mecklenburg-Vorpommerns zu verbreiten, damit möglichst viele rauchende Patienten davon profitieren. Von traditionellen Hilfen wie Nikotinersatzpräparaten, Entwöhnungskursen, Hypnose und Akupunktur fühlen sich vor allem Raucher angesprochen, die bereits vorhaben mit dem Rauchen aufzuhören. Daten aus repräsentativen Untersuchungen in Hausarztpraxen zeigen jedoch, dass etwa 65 % der rauchenden Patienten dazu gegenwärtig nicht motiviert sind. Gerade für diese Zielgruppe sind die in der Studie eingesetzten motivationsfördernden Ansätze eine Chance, sich stärker als bislang mit der eigenen Gesundheit zu befassen.

    Anliegen der Arbeit der Greifswalder Gesundheitsforscher ist es, Kurzberatungen zum Rauchen dort anzubieten, wo viele Raucher erreicht werden. Ein Anteil von mehr als 70% in der Bevölkerung sucht mindestens einmal im Jahr den Hausarzt auf. Die daraus resultierende oft langjährige Vertrauensbeziehung zwischen Patient und Arzt ist eine gute Basis, um mit Patienten darüber ins Gespräch zu kommen, wie sie ihre Möglichkeiten für eine gesunde Lebensweise nutzen.

    Ergebnisse einer aktuell beendeten Studie in Arztpraxen Mecklenburg-Vorpommerns, in der die Wirksamkeit von Kurzinterventionen bei rauchenden Patienten getestet wurde, zeigen langfristig Aufhörraten von bis zu 18%. Eine wichtige Erkenntnis aus dieser Studie ist auch, dass Beratungsansätze von Rauchern, unabhängig davon, ob sie motiviert sind mit dem Rauchen aufzuhören, angenommen werden. Der Offerte einer Kurzberatung durch den vertrauten Hausarzt standen vier von fünf Rauchern aufgeschlossen gegenüber. Die Beratung erhöht deutlich die Chance für die Patienten, das Tabakrauchen dauerhaft zu überwinden und somit weitere gesundheitliche Gefahren zu reduzieren.

    Um diese Erkenntnisse praxiswirksam umzusetzen, wird mit der aktuellen Studie das Ziel verfolgt, diese Beratungsangebote in der Form in den Arztpraxen zu verankern, dass sie den Patienten zugute kommen. Dazu wurden per Zufall 150 Hausarztpraxen ausgewählt. Momentan beteiligen sich bereits 78 niedergelassene Allgemeinmediziner mit großem Engagement an der Studie. Es ist in Deutschland der erste Versuch, in diesem Umfang Beratungskonzepte für Raucher in die ärztliche Sprechstunde zu integrieren. Die Teilnahme an der Einführung des Interventionsprogramms wird für den Arzt mit sieben Fortbildungspunkten honoriert. Der zeitliche und personelle Aufwand für eine Beratung wird mit einem symbolischen Beitrag von 5 Euro vergütet.

    Raucher, die derzeit als Patienten bei ihrem Hausarzt am Beratungsprogramm teilnehmen, können sicher sein, ein maßgeschneidertes Angebot zu erhalten. Konkret heißt das beispielsweise: Raucht jemand gern oder kann sich ein Leben ohne Zigarette nicht vorstellen, geht es zunächst darum, die ganz persönlichen Gründe zu erkennen, die für oder gegen eine gesündere Lebensweise sprechen. Hat sich ein Patient bereits zu einem Aufhörversuch entschlossen, wird er fachkundig über wichtige Tricks und Fallen auf dem Weg zum Nichtraucher informiert.

    Die Entwicklung von wirksamen Kurzinterventionen für Raucher ist ein Schwerpunktthema am Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin. Ein wichtiges Forschungsfeld neben den Beratungsangeboten in den Hausarztpraxen ist die Arbeit an internetbasierten Beratungssystemen für jugendliche Raucher oder der Einsatz motivierender Kurzberatung zum Rauchen bei jungen Frauen, die hormonell verhüten.

    Universitätsklinikum Greifswald
    Community Medicine/Institut für Epidemiologie
    und Sozialmedizin (IES)
    Direktor: Prof. Dr. Ulrich John
    Walther-Rathenau-Straße 48, 17487 Greifswald
    T +49 (0)3834/86 77 00
    F +49 (0)3834/86 77 01
    E ujohn@uni-greifswald.de
    http://www.medizin.uni-greifswald.de/epidem/


    Bilder

    Sabine Koepsell, Britta Skoeries, Sabina Ulbricht (v. li.) vom Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin Greifswald sind im Land unterwegs, um die teilnehmenden Hausarztpraxen zu betreuen.
    Sabine Koepsell, Britta Skoeries, Sabina Ulbricht (v. li.) vom Institut für Epidemiologie und Sozial ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Sabine Koepsell, Britta Skoeries, Sabina Ulbricht (v. li.) vom Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin Greifswald sind im Land unterwegs, um die teilnehmenden Hausarztpraxen zu betreuen.


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