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13.02.1998 00:00

Von 'Basketball interaktiv' zur Hofkultur des Mittelalter

Dr. Elisabeth Zuber-Knost Presse und Kommunikation
Universität Karlsruhe (TH) - Forschungsuniversität.gegründet 1825

    Nr. 016 / 13. Februar 1998 / mea

    Von ,Basketball interaktiv" zur Hofkultur des Mittelalters

    Multimedia in den Geistes- und Sozialwissenschaften

    Walther von der Vogelweide ist wohl einer der bekanntesten Dichter des deutschen Mittelalters. Sein umfangreiches und vielschichtiges Werk gehoert zu den Standardthemen im Deutschunterricht. Ganz neue Wege, den streitbaren Minnesaenger und Spruchdichter kennenzulernen, bietet eine CD-ROM, die an der Fakultaet fuer Sozial- und Geisteswissenschaften entstanden ist.

    Diese ,multimediale Annaeherung an Walther von der Vogelweide" ist jedoch nur eines von mehreren Multimedia-Projekten der Fakultaet. Im Jahr 1995 nahmen die Aktivitaeten ihren Anfang, und seitdem hat sich einiges getan. Vier CD-ROMs liegen inzwischen vor, weitere Projekte, Dissertationen und Magisterarbeiten entstehen. Beim ersten Multimedia-Forum der Fakultaet fuer Informatik in diesem Jahr wurden die Arbeiten vorgestellt.

    Zwei Bereiche umfasst das Multimedia-Konzept der Fakultaet fuer Geistes- und Sozialwissenschaften, das derzeit im wesentlichen vom Institut fuer Sport und Sportwissenschaft und vom Institut fuer Literaturwissenschaft getragen wird: Den Bereich ,Lehren und Lernen" sowie den Bereich ,Wissenschaftskommunikation".

    Interaktive CD unterstuetzt den Sportunterricht Im Zentrum der Multimedia-Aktivitaeten des Instituts fuer Sport und Sportwissenschaft unter der Leitung von Professor Dr. Hans Steiner steht die Entwicklung innovativer multimedialer Lehrprogramme fuer die berufliche, schulische und studentische Aus- und Fortbildung. Eine verbesserte Lehre ist das Ziel, sowohl in oekonomischer als auch in qualitativer Hinsicht. ,Workfit" heisst zum Beispiel eine CD-ROM zur beruflichen Gesundheitsfoerderung, die Zielgruppe sind Nutzer an Bildschirmarbeitsplaetzen. Der Erfolg des Programmes - es wurde ueber einen Verlag kommerziell vermarktet und kam bei der Learntec im vergangenen Jahr in die Endauswahl - ermutigte das Institut, Workfit weiterzuentwickeln. Die neue Fassung ,Workfit Plus" soll zusaetzliche interaktive Elemente enthalten.

    Die ebenfalls am Institut fuer Sport und Sportwissenschaft erstellte CD-ROM ,Basketball interaktiv" unterstuetzt und begleitet den Sportunterricht. Wer sich mit der Technik des Basketballspielens vertraut machen moechte, kann sie hier auf verschiedenen Wegen erlernen. Ein integriertes Video mit Aufnahmen von den Weltmeisterschaften im Basketball demonstriert darueber hinaus den praktischen Bezug. Ein neues Projekt mit dem Thema ,Arbeitszeitmodelle in der Autoindustrie" entsteht in Zusammenarbeit mit Mercedes Benz, Niederlassung Woerth. Organisatorisch sind alle diese Aktivitaeten zusammengefasst im eigens gegruendeten ,Transferzentrum im Lern- und Lehrprogramm am Institut fuer Sport und Sportwissenschaft".

    Modell visualisiert die Dynamik im Mittelalter Wie sich Multimedia in der wissenschaftlichen Kommunikation einsetzen laesst, ist Thema eines Dissertationsvorhabens am Institut fuer Literaturwissenschaft mit dem Titel ,Hofkultur des Mittelalters in multimedialer Wissenschaftskommunikation". Multimedia dient hier zur Veranschaulichung abstrakter und komplexer Zusammenhaenge in der Begriffswelt des Mittelalters. So wurde zum Beispiel eine Animation entwickelt, mit der die damals ueblichen UEberschneidungen und Wechselwirkungen von Politik, Recht, AEsthetik und Religion aufgezeigt werden. Ein weiteres Modell visualisiert die Dynamik der hoefischen Werte. Zusaetzliche Erlaeuterungen, Quellentexte und Literaturhinweise koennen direkt angesprungen werden, von grossem Vorteil fuer kuenftige Rezipienten ist jedoch die Aufnahme von Bildern aus alten Handschriften: Bequem laesst sich nun per Mausklick aufrufen, was sonst nur schwer zugaenglich in Bibliotheken einsehbar ist. Ein weiteres Projekt entsteht am Institut fuer Philosophie. Hier wurde ein dreidimensionales Modell erstellt, das den Begriff ,Wissen" zum Thema hat.

    Fuer Dekan Professor Dr. Bernd Thum liegt die Verbindung von modernen Kommunikationsmitteln und Geistes- und Sozialwissenschaften geradezu auf der Hand. ,Wir erforschen seit jeher das Zusammenleben der Menschen, und dies ist ohne Kommunikation ueberhaupt nicht moeglich." Jetzt sieht er die traditionellen Wissenschaften mit neuen Herausforderungen, aber auch mit ganz neuen Moeglichkeiten konfrontiert. Multimedia fuehrt Ton, Text und Bild zusammen, waehrend bislang die einzelnen Medien weitgehend getrennt behandelt wurden: Die Literaturwissenschaft beschaeftigte sich mit dem Text, die Musikwissenschaft mit dem Ton und die Kunstwissenschaft mit dem Bild. ,Multimedia-Entwicklungen setzen ein facheruebergreifendes Interesse voraus und erfordern letztlich eine interdisziplinaere Organisation", ist der Dekan ueberzeugt.

    Neue Fragen stellen sich Diese Zusammenhaenge werfen freilich neue Fragen auf: ,Im Zuge einer neuen Medien-Konzeption muss auch ueber die Rolle der traditionellen Medien nachgedacht werden", fordert Thum. ,Wie veraendern sich bei Multimedia die Texte? Welche neuen Funktionen haben Bilder und Toene im Medienverbund?" Doch noch weiter gehen die UEberlegungen, denn auch die wissenschaftliche Erkenntnis selbst ist durch Multimedia betroffen.

    ,Die lineare Verknuepfung von Daten, UEberlegungen und Folgerungen, wie wir sie aus dem klassischen wissenschaftlichen Diskurs kennen, ist die Grundlage der traditionellen Wissenschaftskommunikation. Wir muessen also auch danach fragen, wie sich wissenschaftliche Darstellung, Argumentation und Erkenntnis in einem nicht-linearen Medium veraendern, das Wissen nicht nacheinander ordnet, sondern gewissermassen nebeneinander und uebereinander?" so deutet er die Aufgaben der ,multimedialen Wissenschaftskommunikation" an. Wichtig seiner Auffassung nach die Qualitaet der neuen Multimedia-Resultate, minderwertige Produkte gebe es genug.

    Die technischen Kenntnisse, die fuer die Produktion einer eigenen CD noetig sind, koennen Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften bei den sogenannten ,Berufsorientierten Zusatzqualifikationen" (BOZ) erlernen, welche die Fakultaet seit rund eineinhalb Jahren anbietet. Daraus ist auch die anfangs erwaehnte CD ueber Walther von der Vogelweide hervorgegangen.

    Ansprechpartner: Professor Dr. Bernd Thum Tel.: (0721) 608 2900 PRESSE- UND OEFFENTLICHKEITSARBEIT UNIVERSITAET KARLSRUHE http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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