idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
22.12.2005 10:45

Das Recht auf Faulheit

Ulrike Fischer Stabsstelle Hochschulkommunikation
Fachhochschule Potsdam

    Civitas-Vortrag von Prof. Dr. Peter Kammerer am 09.01.2006

    Professor Peter Kammerer, Soziologe an der Universität Urbino, führt im neuen Jahr die Civitas-Reihe "Arbeit! Arbeit! Arbeit?" fort. Mit dem Titel "Recht auf Faulheit" wird ein neuer Akzent gesetzt und - historisch unterlegt - eine Alternative zur Fixierung auf die Erwerbsarbeit benannt. Die Veranstaltung findet am 09. Januar 2006, um 18 Uhr im "Schaufenster" der Hochschule, Friedrich-Ebert-Str. 6, 14467 Potsdam, statt.

    Zu den Szenarien, die seit über 100 Jahren diskutiert und jetzt vielleicht Wirklichkeit werden, gehört das vom "Ende der Arbeit" bzw. vom "Ende der Arbeitsgesellschaft". Die gegenwärtige Entwicklung verläuft widersprüchlich. Immer mehr Menschen werden entlassen bzw. finden keine Arbeit mehr, während gleichzeitig die Beschäftigten länger und intensiver arbeiten. Die Regierungen jeder Couleur versprechen mehr Arbeitsplätze und weniger Arbeitslosigkeit. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sie diese Versprechen nicht einlösen können.

    Um nicht im Kuddelmuddel der Meinungen über Wachstum, Beschäftigung und technische Revolution die Übersicht zu verlieren, schlägt Peter Kammerer vor, einen oder mehrere Schritte zurück zu machen. Der Ökonom John Maynard Keynes hat schon 1930 prognostiziert, dass im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts die wöchentliche Arbeitszeit auf 15 Stunden sinken und das größte Problem der Menschheit wird sein, die Verwandlung von Arbeitszeit in Freizeit kulturell, psychologisch und moralisch zu bewältigen. Keynes spricht von einer anthropologischen Revolution, die in Jahrtausenden verinnerlichte Normen außer Kraft setzen wird. Die von ihm prognostizierten Wachstumsraten und Produktivitätsfortschritte sind verwirklicht, aber das "Transformationsproblem" von Arbeitszeit in Freizeit, das nicht nur von ihm, sondern auch von den frühen Utopisten bis hin zu Denkern wie Schumpeter, Marcuse etc. als zentrale Frage angesprochen wurde, wird heute nicht einmal ernsthaft diskutiert.

    Überlegungen zum "Recht auf Faulheit" (Paul Lafargue) sind notwendig, wenn man die Würde des Menschen auch im Falle steigender Arbeitslosigkeit im Auge behalten will und wenn die sogenannten "reichen Länder" kulturell auf der Höhe der Zeit, d.h. ihrer materiellen Möglichkeiten leben wollen.

    Peter Kammerer (1938) lehrt Soziologie an der Universität in Urbino. Sein fachlicher Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Migrationsforschung, seine Neigung gilt dem Thema "Kunst und Politik". Bekannt wurde er u.a. durch seine Arbeiten zu Heiner Müller, Pier Paolo Pasolini, Antonio Gramsci, Franz von Assisi, Jean Marie Straub.

    Der nunmehr sechste Civitas-Zyklus steht unter dem Motto "Arbeit! Arbeit! Arbeit?". Kaum ein Thema beherrscht die öffentliche Diskussion seit Jahren so intensiv wie die nach der Zukunft der Arbeit. Ist die Sockelarbeitslosigkeit ein Langzeitphäno-men oder "nur" Ausdruck einer vorübergehenden konjunkturellen Krise? Wird die auf Kontinuität angelegte "normale" Berufsbiographie abgelöst durch die prekäre und riskante Bastelbiographie - eine Mischung aus projektorientierter Tätigkeit, gegebenenfalls fachfremden Jobs und Phasen der Erwerbslosigkeit? Wie sind berufliche Verpflichtungen und Pflichten gegenüber Familie und Freunden, aber auch Ehrenamt und außerberufliches Engagement unter einen Hut zu bringen?

    Das öffentliche Interesse an diesen Fragen ist zugleich auch das Interesse der Hochschule: In welche Berufe - auch ganz neuen Zuschnitts - gehen die Absolventen der Hoch-schule, wie werden sie die Arbeitswelt prägen? Welche Möglichkeiten bieten sich mit den neuen Abschlüssen Bachelor und Master? Wie prägt die Hochschule durch neue Angebote und Strukturen die Arbeitswelt der Zukunft?

    Civitas VI nähert sich dem Thema aus der Sicht der unterschiedlichen Fä-cher und Studiengänge und nimmt auch die Chancen und Mög-lichkeiten, die mit dem massiven Wandel verbunden sind, in den Blick. Externe Fachfrauen wie Frau Edelgart Woythe, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Potsdam, und Frau Uta Schnell von der Bundeskulturstiftung werden aktuelle Daten und Analysen, aber auch kulturelle Prognosen in die Diskussion einbringen.

    Die Vorträge finden seit dem 7.11.2005 wieder jeden Montag um 18 Uhr im "Schaufenster" der FH Potsdam am Alten Markt, Friedrich-Ebert-Str. 6, 14467 Potsdam statt. Wie in den vergangenen Jahren, bietet sich auch bei Civitas VI im Anschluss an die Vorträge die Möglichkeit zur Dis-kussion und zum Austausch bei einem Glas Wein.

    Die FH Potsdam lädt alle Potsdamerinnen und Potsdamer, Berlinerinnen und Berliner, alle Studierenden und Lehrenden und alle sonstigen Interessierten herzlich ein.

    Civitas wird unterstützt von Frau Dr. Pia und Herrn Klaus Krone, krone mt, Berlin, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der FH Potsdam e.V. und der Druckerei Feller, Teltow.

    PROGRAMM

    16.1.2006
    "Neuer Bildungsanspruch und Sozialpädagogik"
    Prof. Dr. Karin Weiss

    23.1.2006
    "Die Vertreibung aus dem Paradies und unsere geplante Rückkehr - wie die Abschaffung der Erwerbsarbeit den Menschen befreit"
    Uwe Hanf

    30.1.2006
    "Design als Emanzipation oder Prostitution - können wir uns noch Ideale leisten?" Überlegungen zur Arbeitswirklichkeit von Designern im Hinblick auf berufsethische Grundfragen
    Prof. Dr. Rainer Funke

    6.2.2006
    "Arbeit in Zukunft"
    Uta Schnell

    Für weitere Informationen steht Ihnen Frau Ulrike Fischer, Leiterin der Abt. Marketing & Kommunikation der FH Potsdam, unter Tel. 0331 580-1070 oder e-mail marketing@fh-potsdam, zur Verfügung.

    Das vollständige Programm und Informationen über Civitas I bis V finden Sie unter http://www.fh-potsdam.de/1409.html

    Medieninformationen und Veranstaltungshinweise der FH Potsdam können Sie
    auch im Internet abrufen: http://www.fh-potsdam.de/aktuelles.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).