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Religion spielt seit jeher eine wichtige Rolle in der arabischen Öffentlichkeit. Der Islam war prägend für gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen in der arabischen Welt, beeinflusste aber auch immer - wenn auch indirekt - die staatliche Politik in der Region. Im 20. Jahrhundert dann wurde die Religionsauslegung durch die Staaten der Region monopolisiert, um damit Politik und Machtstellung zu legitimieren. In den 1990ern kamen aber durch die Globalisierung und der damit einhergehenden Einführung modernster Kommunikationstechnologien etliche andere nicht-staatliche Akteure ins Spiel und brachen dieses Monopol auf. Die Palette derjenigen, die mit religiöser Argumentation an die Öffentlichkeit gehen, reicht mittlerweile von Religionsministern über religiöse Bildungseinrichtungen wie die al-Azhar, islamistische Gruppen bis hin zu rhetorisch beschlagenen Laienpredigern.
Der Vortrag "Live-Fatwas und Online-Counseling" von Carola Richter im Rahmen der Ringvorlesung am 17. Januar 2005 erläutert, welche Formate sich im arabischen Fernsehen und Internet unter diesen besonderen Voraussetzungen ausgeprägt haben und welche Einflüsse die neuen medialen Ausdrucksformen der Religion auf Politik und Gesellschaft in den arabischen Ländern haben. Dabei lassen sich vor allem zwei Stränge unterscheiden: die unpolitische Popularisierung des Islam und dessen starker Alltags-Bezug, die sich vor allem im Satellitenfernsehen wieder findet. Zum anderen kam es zu einer Politisierung religiöser Diskurse durch oppositionelle islamistische Gruppierungen, die sich vorrangig im dezentral strukturierten Internet artikulieren können.
Carola Richter, Jahrgang 1977, ist seit April 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt. Sie beschäftigt sich dort mit der Analyse von internationalen Mediensystemen und Kommunikationskulturen. Ihr Schwerpunkt liegt dabei im Bereich der arabischen und islamischen Welt. Carola Richter studierte vorher Arabistik, Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig und hat in zahlreichen Forschungsaufenthalten in Ländern wie Libyen, Palästina, Saudi-Arabien oder Ägypten regionale Besonderheiten von Kommunikation, Politik und Gesellschaft untersucht.
Die mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. vom Interdisziplinären Forum Religion der Universität veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.15 Uhr in der Brunnenkirche (Fischersand) in insgesamt 14 Veranstaltungen Vorträge ausgewiesener Experten der Universität wie auch prominenter Fachleute von außerhalb.
Achtung nächster Termine der Reihe:
Dienstag, 24.01.2006, 18.15 Uhr, "Religion in der Literatur",
Professor Dr. Bettine Menke, Universität Erfurt
http://www.uni-erfurt.de/presse/veranstaltungen/ringvorlesung/religion_medien.ht...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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