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09.01.2006 16:16

Feierliche Verabschiedung von "Professor Unrastig" Wilfried Pestemer

Stefanie Hahn Pressestelle
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

Leiter des Instituts für Ökotoxikologie und Ökochemie der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Berlin-Dahlem geht in den Ruhestand

Berlin/Braunschweig (09.01.06) Wenn Prof. Dr. Wilfried Pestemer Ende Januar 2006 in den Ruhestand geht, kann der gelernte Gärtner auf eine facettenreiche Karriere im Spannungsfeld zwischen Pflanzenschutz, Chemie und Umweltschutz zurückblicken. Das Hauptaugenmerk des umtriebigen Wissenschaftlers galt dem Verhalten, Verbleib sowie den Wirkungen und Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln und anderen Umweltchemikalien in Agrar-Ökosystemen. Morgen (10.01.06) wird der Leiter des Instituts für Ökotoxikologie und Ökochemie der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Berlin-Dahlem feierlich verabschiedet.

33 Jahre war Wilfried Pestemer in der BBA tätig. Noch bevor der Begriff Ökotoxikologie en vogue wurde, untersuchte der gebürtige Grazer bereits, welche Nebenwirkungen chemische Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide) auf andere Organismen haben. Die Analyse von Pflanzenschutzmittel-Rückständen nimmt einen zentralen Platz in seinem wissenschaftlichen Werk ein. Pestemers Faible für innovative Technik, den Kollegen ihm einhellig bescheinigen, half ihm bei der bei der Entwicklung neuer chemischer Bestimmungsmethoden. Er setzte neue mathematisch-statistische Verfahren ein. Immer den Anwender im Blick, arbeitete er in den 80er Jahren an Prognose- und Simulationsmodellen, die den Abbau und das Einwaschungsverhalten von Herbiziden im Boden beschreiben.

Nach seiner Berufung als Leiter des BBA-Instituts für Ökologische Chemie baute Pestemer Anfang der 90er-Jahre ein Rückstands- und Biotestlabor auf. Im Rahmen der zulassungsbegleitenden Forschung erarbeitete er mit seinem Team Kriterien für eine verbesserte ökotoxikologische Bewertung der Wirkungen und Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln.

Nach der Fusion seines Instituts mit dem Institut für Ökotoxikologie im Pflanzenschutz war er ab 2001 für das größte BBA-Institut verantwortlich. Pestemers letzter großer Coup war die Konzeption eines chemisch-biologischen Monitorings, mit dem nicht vertretbare Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf das Agrarökosystem im Sinne des Pflanzenschutzgesetzes vermieden werden sollen. Dazu untersuchte das Institut zwischen 2001 und 2003 in speziellen Anbaugebieten die Einträge in sowie die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf benachbarte Biotope (z. B. Gewässer).

Diese und andere wissenschaftliche Erfolge verdankt der BBA-Experte nicht zuletzt seiner gewinnenden Art. Manche meinen, dass sich hier der charmante Österreicher Bahn bricht. Der Netzwerker Pestemer pflegt Beziehungen zu Kollegen in den USA, Rumänien und der Schweiz und kooperiert mit Partnerorganisationen in England oder China. Bis nach Neuseeland und Australien führten ihn Gastaufenthalte und Vortragsreisen. Bei aller internationalen Kontaktpflege verlor er nicht den Kontakt zur heimischen Scholle. Bis heute ist er ein begeisterter Vertreter der Gärtner-Zunft. Von seinen Pflanzaktivitäten zeugen der Eingangsbereich des BBA-Instituts für Unkrautforschung in Braunschweig ebenso wie der größte Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) in Nordrhein-Westfalen auf dem Grundstück seines Vaterhauses in Opladen. Selbst seine Berliner Terasse hat er in einen mediterranen Garten verwandelt, wo er nun hoffentlich mehr Zeit verbringen kann.

Die BBA trifft Pestemers Pensionierung hart, denn die Wiederbesetzung der Stelle ist vom zuständigen Ministerium bis auf weiteres ausgesetzt. Damit werden inzwischen fünf Institute kommissarisch geleitet - ein Zustand, der die Arbeitsfähigkeit der Einrichtung belastet.

Vita von Wilfried Pestemer
1941 in Graz geboren, absolvierte Wilfried Pestemer nach der Schule eine Baumschullehre im Rheinland. Dem dreijährigen Studium an der Ingenieurschule für Gartenbau in Berlin-Dahlem folgte bis 1969 das Studium der Gartenbauwissenschaften an der Technischen Universität Berlin. Seine Diplomarbeit über Wirkung und Einsatz von Fungiziden wurde von Prof. Schuhmann, dem damaligen Leiter des BBA-Instituts für Pflanzenschutzmittelforschung in Berlin-Dahlem und späteren BBA-Präsidenten, betreut. Es folgte die Arbeit als wissenschaftlicher Assistent der TU Berlin und 1973 die Promotion über die Dynamik und Wirkung des Herbizids Linuron in Böden. Am 1. April 1973 wechselte Pestemer an das Institut für Unkrautforschung der BBA nach Braunschweig. 1984 habilitierte er sich an der Universität Hannover, die ihn 1988 zum außerplanmäßigen Professor ernannte. Seit 1990 ist der BBA-Wissenschaftler zudem Gastprofessor an der Universität in Hangzhou, China. 1993 wurde er zum Leiter des BBA-Instituts für ökologische Chemie in Berlin-Dahlem berufen. Seit dessen Zusammenlegung mit dem Institut für Ökotoxikologie im Pflanzenschutz in Kleinmachnow 2001 leitete Pestemer das größte BBA-Institut. Im Jahr 2000 wurde er zum Honorarprofessor der Humboldt-Universität Berlin bestellt, wo er auch nach seiner Pensionierung weiter Vorlesungen hält und in Projekte eingebunden ist.


Bilder

Prof. Dr. Wilfried Pestemer
Prof. Dr. Wilfried Pestemer
Foto: Fraatz/BBA
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Ergänzung vom 10.01.2006

Prof. Pestemer baute bereits Anfang der 70er Jahre ein Rückstands- und Biotestlabor in Braunschweig auf.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch


 

Prof. Dr. Wilfried Pestemer


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