DGPPN setzt auf aktuellste wissenschaftliche und klinische Erkenntnisse sowie auf die Erfahrungen von Angehörigen und Betroffenen
Sie hören Stimmen, fühlen sich von Nachbarn oder sogar dem eigenen Ehepartner verfolgt. Durch Wahnvorstellungen angetrieben, glauben sich die einen todkrank und andere zu höheren Dingen berufen. Schizophrenie ist eine Diagnose, die bei jedem hundertsten Menschen im Lauf seines Lebens gestellt wird. Allein in Deutschland sind rund 800.000 betroffen. Schizophreniekranke weichen in ihrem Denken, Sprechen und Handeln oft auf für ihre Umgebung bizarre Weise von der Norm ab. Kaum ein Schizophrener erkennt dabei, dass er an einer psychischen Krankheit leidet. Psychiatrische Hilfe suchen Betroffene von selbst daher praktisch nie. So beängstigend das Krankheitsbild für Laien und Angehörige auch ist, Schizophrenien sind heute gut behandelbar. Dabei helfen vor allem spezielle Medikamente und Psychotherapien. Wegen der vielfältigen Ausprägungen dieser psychotischen Erkrankung existieren verschiedene Therapieformen und -empfehlungen. Weltweit werden derzeit 25 unterschiedliche Leitlinien zur Behandlung Schizophreniekranker eingesetzt.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) hat nun die deutsche Schizophrenie-Behandlungsleitlinie von 1998 methodisch umfassend überarbeitet und inhaltlich weiträumig ausgebaut. Mit der gerade soeben veröffentlichten neuen Leitlinie steht dem klinisch tätigen Personal, Patienten und Angehörigen damit ein Katalog von Empfehlungen zur Verfügung, der zur bestmöglichen Versorgung der Patientinnen und Patienten beitragen soll.
Anders als bei der ersten Leitlinie von 1998 hat die DGPPN als Auftraggeberin diesmal wesentlich höhere Maßstäbe an die Qualität angelegt: Als so genannte S3-Leitlinie entspricht der Katalog erstmals allen Kriterien einer evidenzbasierten Konsensusleitlinie. Das heißt, dass neben der Meinung von Fachleuten auch die Erfahrungen von Betroffenen und Angehörigen mit berücksichtigt wurden. Um Interessenkonflikten vorzubeugen, waren keine Vertreter der pharmazeutischen Industrie an der Erstellung der Leitlinie Schizophrenie beteiligt. Diese ist nunmehr Teil der Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich-Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) auf der höchsten Entwicklungsstufe.
Die Leitlinie erläutert die Diagnostik der Schizophrenie und empfiehlt Behandlungsverfahren, die bei gleicher Indikation im Durchschnitt sich gegenüber anderen Therapien als überlegen erwiesen haben. Dazu zählen medikamentöse Behandlungsverfahren ebenso wie psychotherapeutische, soziotherapeutische und ergotherapeutische. Sämtliche Empfehlungen fußen gleichermaßen sowohl auf aktuellen wissenschaftlichen Studien als auch auf den praktischen Erfahrungen von Ärzten, Pflegern und Angehörigen im Umgang mit den Patienten. Die - nach ihrer Wirksamkeit gewichteten - Empfehlungen für eine optimierte Therapie zielen darauf ab, die Behandlungsqualität zu verbessern. Wirksame Verfahren sollen gefördert und zugleich kaum oder nicht wirksame Verfahren verringert werden.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Wolfgang Gaebel
President Elect der DGPPN
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Heinrich-Heine-Universität
Bergische Landstraße 2
40629 Düsseldorf
Tel.: 0211/922-2000
Fax: 0211/922-2020
Email: wolfgang.gaebel@uni-duesseldorf.de
Literatur:
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) (Hrsg.): S3 Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie. Redaktion: Wolfgang Gaebel und Peter Falkai. Band 1 Behandlungsleitlinie Schizophrenie. Darmstadt 2006: Steinkopff Verlag. ISBN 3-7985-1493-3.
Kolleginnen und Kollegen der Presse können ein Besprechungsexemplar in der Hauptgeschäftsstelle Berlin-Mitte der DGPPN anfordern: Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Tel.: 030/2809-6602, Fax: 030/2809-3816, Email: sekretariat@dgppn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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