Wie die 3000 Jahre alten Geheimnisse der assyrischen Kultur heute gelüftet werden - Forschungsstelle "Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur" der Heidelberger Akademie der Wissenschaften stellt aus
Angesichts der anhaltend schlechten Nachrichten aus dem Irak, dem antiken Zweistromland, scheint das ungeheure kulturelle Erbe dieser Region vergessen, das bis heute in unsere Zivilisation hineinwirkt. Durch den Golfkrieg sind die historischen Schätze des Landes immens gefährdet. Nicht allein durch die Kriegshandlungen selbst, sondern vor allem durch ungehinderte Raubgrabungen im großen Stil werden zur Zeit ganze antike Städte zerstört. Einzigartige archäologische Befunde gehen der Forschung damit unwiederbringlich verloren. Als eine der wenigen historischen Stätten des Irak wurde die alte assyrische Hauptstadt Assur von der UNESCO im Juli 2003 zum Weltkulturerbe erklärt und auf die Liste der gefährdeten Kulturgüter, die sogenannte Rote Liste, gesetzt. In Assur gruben deutsche Archäologen zu Anfang des letzten Jahrhunderts nicht nur Tempel, Paläste und ganze Wohnviertel aus, sondern bargen auch umfangreiche Bibliotheken mit dem Wissen der assyrischen Hochkultur. Auf Zehntausenden Tontafeln und Tontafelfragmenten wurden wissenschaftliche, literarische und religiöse Text überliefert. "Die Keilschrifttexte aus Assur ermöglichen uns einen tiefen Einblick in die babylonisch-assyrische Geisteswelt. Vor 3000 Jahren waren die Gelehrten von Assur führend in Medizin, Astronomie oder Mathematik", so Dr. Nils P. Heeßel, von der Forschungsstelle "Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur" der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Diese Texte lagern bis heute oft unerschlossen im Vorderasiatischen Museum Berlin, erst in den letzten Jahren erfolgt eine systematische Aufarbeitung durch Forscher der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. In einer kleinen Ausstellung in der Heidelberger Universitätsbibliothek präsentieren sie nun den Reichtum der assyrischen Textüberlieferung und stellen die altorientalische Gelehrsamkeit vor. Ab dem 14. Jahrhundert v.Chr. bildete sich ein zentralistisches Königtum aus, das großes Interesse an allen technischen und religiösen Kenntnissen seiner Zeit zeigte. Die assyrischen Könige förderten die Wissenschaften und holten herausragende Gelehrte an ihren Hof, auch um sich systematisch das Herrschaftswissen der Babylonier anzueignen. Innerhalb kürzester Zeit erblühte die assyrische Literatur und entwickelte sich eine eigenständige Schrifttradition. Assur war bis ins 9. Jahrhundert v.Chr. ein Zentrum der altorientalischen Gelehrsamkeit und auch als die assyrische Hauptstadt nach Nimrud verlagert wurde, blieb es der kulturelle Mittelpunkt des Reiches. Im Jahre 614 v.Chr. wurde Assur von medischen Truppen erobert und vollständig zerstört. "Den Tontafeln konnten diese Ereignisse jedoch wenig anhaben, da Ton als Schriftträger zu den haltbarsten Materialien überhaupt gehört", erklärt Heeßel.
Die Ausstellung ist im ersten Stock der Universitätsbibliothek Heidelberg ab dem 16. Januar Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 22 Uhr sowie samstags von 9 bis 19 Uhr zu sehen. In drei Vitrinen sind Abgüsse und Faksimiles assyrischer Tontafeln, Statuen und Reliefs zu sehen. An Textbeispielen wird überdies die Arbeit des Editionsprojektes verdeutlicht.
Rückfragen bitte an:
Dr. Johannes Schnurr
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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Dr. Nils P. Heeßel
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
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