Im Schatten des Klonskandals - internationale Tagung thematisiert wissenschaftliche Praxis in der Geschichtswissenschaft
Der Fälschungsskandal um den südkoreanischen Klonforscher Hwang Woo-suk und der Stasi-Streit um NDR-Sportchef Hagen Boßdorf sind nur zwei aktuelle Beispiele, die eine internationale Tagung im Alfried Krupp Kolleg in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald flankieren. Am Donnerstag, dem 12. Januar 2006, kommen etwa 50 Wissenschaftler aus fünf Ländern für drei Tage zusammen, um Tendenzen wissenschaftlicher Praxis in der Geschichtswissenschaft zu diskutieren. Zu der öffentlichen Veranstaltung sind Gäste herzlich willkommen.
Im Fernsehen durchleben Beiträge mit historischem Hintergrund einen wahren Boom. Geschichte wird zur Unterhaltungsware. Geschichte holt die Menschen immer wieder ein, da die Wurzeln der Vergangenheit nicht einfach auszulöschen sind. Wissenschaftler kämpfen - manchmal um jeden Preis - um einen Platz in der Geschichte. In dieses Spannungsfeld werden sich die Teilnehmer der vom Historischen Institut an der Universität Greifswald organisierten Fachtagung "Wahre Geschichte - Geschichte als Ware" begeben und gemeinsam ausloten, welche Auswirkungen diese Entwicklungsprozesse auf die wissenschaftliche Arbeit haben. Dabei geht es auch um die Kernfrage, ob die wissenschaftliche Sorgfalt des Historikers auf dem Weg zur Medientauglichkeit seines Stoffs auf der Strecke bleibt.
In den 26 Fachvorträgen werden vielfältige Themenbereiche umrissen, die momentan die öffentliche Diskussion prägen. Das betrifft unter anderem die Medien, die sich wandelnde Museenlandschaft, den Geschichtsunterricht an Schulen und das Kapitel der Stasi-Akten. Zunehmend von Interesse und immer noch heiß umstritten werden die Chancen und Schwierigkeiten der Unternehmensgeschichtsschreibung beleuchtet. Das Thema Ethik in der Geschichtsforschung ist ebenso brandaktuell. Immer knapper werdende Forschungsmittel treiben auch Historiker zu einem immer härteren Konkurrenzkampf um öffentliche Aufmerksamkeit - die im Extremfall mit gefälschten Forschungsergebnissen leichter zu erringen ist als mit Sorgfalt und Fleiß bei der Quellenauswertung. Die von der Krupp-Stiftung, dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (Leipzig) und der Universität Greifswald geförderte Tagung mit Beiträgen aus der Geschichtswissenschaft, Philosophie, Rechtswissenschaft, Medienwissenschaft und Archäologie soll aber nicht nur Probleme, sondern auch Wege guter wissenschaftlicher Praxis in aufzeigen.
Das vollständige Programm ist unter http://idw-online.de/pages/de/event15900 aufgeführt.
Philosophische Fakultät
Historisches Institut
PD Dr. Thomas Terberger
Hans-Fallada-Str. 1, 17487 Greifswald
T +49 (0)3834/86 32 43
F +49 (0)3834/86 33 42
E terberge@uni-greifswald.de
http://www.uni-greifswald.de/~histor/~ufg/main.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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