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10.01.2006 15:51

Warum ein Würzburger Professor Ödland bei Gambach kaufte

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    In jedem Frühjahr zieht es viele Würzburger den Main entlang Richtung Karlstadt und Gambach. Ihr Ziel ist das Naturschutzgebiet "Grainberg-Kalbenstein", das einen herrlichen Blick ins Maintal bietet und dazu blühende Kostbarkeiten: Auf den Trocken- und Halbtrockenrasen gedeihen Orchideen und Kuhschellen.

    Noch in den 60er- und 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hieß das Gebiet "Gregor-Kraus-Park". Dieser Name erinnerte an einen Mann, der von 1898 bis 1914 Botanik-Professor und Leiter des Botanischen Gartens der Uni Würzburg war und damals Nachfolger von Julius von Sachs.

    Gregor Kraus forschte in verschiedenen Bereichen der Botanik, aber auf einem Gebiet leistete er Bahnbrechendes: 1911 erschien sein Buch "Boden und Klima auf kleinstem Raum. Versuch einer exakten Behandlung des Standorts auf dem Wellenkalk". Damit war er der Erste, der mit chemischen und physikalischen Methoden die Existenzbedingungen der Pflanzen beschrieb und analysierte.

    So begründete Kraus nicht nur das Fachgebiet Mikroklimatologie, ohne das heutzutage eine effektive Land- und Forstwirtschaft nicht denkbar wäre. Lange ehe der Begriff Ökologie in den allgemeinen Sprachgebrauch einzog, legte er vor 100 Jahren den Grund für eine experimentell-ökologische Analyse der Pflanzenverbreitung.

    Seine Messungen und Experimente führte Kraus an den trocken-heißen Muschelkalk-Hängen bei Gambach durch. Um dabei nicht gestört zu werden, kaufte er zwei Parzellen des damaligen Ödlandes auf. Später ging es als Schenkung an den Naturwissenschaftlichen Verein Würzburg und wurde zum Kernstück des heutigen Naturschutzgebietes.

    Gregor Kraus wurde 1841 in Orb im Spessart geboren. Seine Heimatstadt feiert ihren Sohn jetzt in einem kleinen Buch. Dessen Herausgeber, der Biologe Professor Dieter Mollenhauer, leitete im Spessart lange die Forschungsstation für Mittelgebirge des Forschungsinstituts Senckenberg (Frankfurt/Main). Seit 2000 ist er im Ruhestand und widmet sich jetzt der Geschichte der Biologie.

    Das Buch beschreibt Leben und Wirken von Gregor Kraus ebenso wie das Werden des heutigen Naturschutzgebietes und die Entdeckungsgeschichte der "Orber Wicke", einer Besonderheit des Spessarts. Es enthält zudem einen Faksimile-Abdruck der Veröffentlichung "Die Pflanzen des Orbtals und seiner Umgebung" aus dem Jahr 1910. In einem autobiographischen Text schildert Kraus in anrührender Weise seine Kindheit und Jugend in der armseligen Salzsiederstadt Orb. Der handschriftliche Text hierzu wurde erst kürzlich im Archiv des Julius-von-Sachs-Instituts für Biowissenschaften der Uni Würzburg gefunden.

    Dieter Mollenhauer (Hrsg.): "Gregor Kraus. Ein Botaniker aus dem Spessart und seine Pflanzen", Blätter zu Bad Orbs Geschichte und Kultur, Band 1. Verlag Orbensien Edmund Acker, Bad Orb 2005, 163 Seiten, 9,80 Euro. ISBN 3-927176-20-6.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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