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13.01.2006 07:34

Trinkwasser für die 3. Welt

Dipl.-Soz.Wiss. Birgit Geile-Hänßel Hochschulkommunikation
Fachhochschule Südwestfalen

    Forschungsprojekt an der Fachhochschule Südwestfalen

    Das Problem ist nicht neu und Lösungsversuche gibt es genug. Es geht um die Trinkwassergewinnung in den großen Trockengebieten dieser Erde. Viele dieser Projekte sind bislang an den finanziellen und personellen Möglichkeiten der betroffenen Länder gescheitert, ein flächendeckender Erfolg bei der Trinkwassergewinnung steht noch aus.

    Das könnte sich demnächst ändern. Denn unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Ihrig vom Fachbereich Informatik und Naturwissenschaften der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn arbeitet zurzeit ein internationales und interdisziplinäres Team an einer anwendungsbezogenen und praktikablen Möglichkeit der Trinkwassergewinnung. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Bundesforschungsministerium in Berlin.

    Zum Hintergrund: Wasser ist das wichtigste Lebensmittel des Menschen, ohne das er nicht überleben kann. Mindestens ein halber Liter wird täglich benötigt, mit 2 Litern pro Tag erleidet man keinen Durst. Diese Wassermenge kann auch in sehr trockenen Gebieten noch der Luft entzogen werden, vorausgesetzt es stehen ausreichend Kühlmöglichkeiten und Energie zur Verfügung. Genau hier setzt das Forschungsprojekt an: Die notwendige Kälte soll nachts durch Strahlungsaustausch mit der oberen Atmosphäre gewonnen, zwischengespeichert und dann morgens mit Sonnenaufgang für die Wassergewinnung genutzt werden. Auch diese Idee ist nicht neu und bereits patentiert. Was fehlt, sind jedoch geeignete Realisierungsmöglichkeiten. An der FH werden daher Geräte entwickelt, die ohne elektronische Regelung auskommen und ohne Fachpersonal betrieben werden können und damit auf die Bedürfnisse der 3. Welt zugeschnitten sind. Dadurch werden den dort lebenden Menschen neue Chancen eröffnet. Diese haben derzeit nur die Möglichkeit, ihre angestammten Siedlungsgebiete zu verlassen und sich in wasserreicheren Gegenden, zumeist die Metropolen, anzusiedeln mit den bekannten Folgen der Überpopulation und Verelendung. Die entwickelten Geräte könnten aber auch, da sie weitgehend wartungsfrei arbeiten, genutzt werden, die Wüste in den Randzonen zurück zu drängen. Hierzu könnte man sukzessive aufforsten. Das notwendige Wasser würde aus der Luft gewonnen. Haben die Bäume sich etabliert, brauchen sie keine Unterstützung mehr und die Wassergewinnungsanlagen könnten wieder näher an die Wüste gebracht werden.

    Inzwischen ist es gelungen, ein Folienmaterial zu finden, das für den Strahlungsaustausch mit der oberen Atmosphäre hervorragend geeignet ist. Die aus diesem Material gefertigten Absorber konnten in ersten Tests auf dem Dach der Fachhochschule um ca. 2 Grad unter die Umgebungstemperatur abgekühlt werden. Dies ist ein erstaunliches Ergebnis, das Anlass zum Optimismus gibt. Der Abkühlungsprozess wird nämlich durch Wasserdampf in der Atmosphäre stark gestört; im Sauerland findet man in der Atmosphäre immer Wasserdampf. Ein Problem noch nicht befriedigend gelöst: Beim Prozess der Wasserkondensation wird dieses zu stark an der Folienoberfläche gebunden. Daher läuft es nur schlecht ab, was die Effizienz der Anlagen verschlechtert. Hier versuchen die Forscher nun aus der Natur zu lernen. Der Wüstenkäfer Stenocara kann auch bei großer Trockenheit aus der Luft Wasser gewinnen, das wegen der speziellen Oberflächenstruktur seines Panzers zu Tropfen geformt und zum Mund geleitet wird.

    Das im Jahre 2004 begonnene Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird vom Interdisziplinären Zentrum für Lebenswissenschaften an der Fachhochschule Südwestfalen in Kooperation mit der Firma Koch Anhängerwerke, Winsen bei Hamburg, durchgeführt. Ihre Mitarbeit zugesagt hat darüber hinaus das Dar-es-Salaam Institute of Technologies aus Tanzania. Weitere Institute aus Indien, Spanien, Griechenland, Großbritannien, Schweden und Ägypten haben mittlerweile Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.

    Weitere Information:
    Prof. Dr. Dieter Ihrig, Tel.: 02371/566-272, E-Mail: ihrig@fh-swf.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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