2.500 Krebsmediziner diskutieren Fortschritte in Diagnostik und Therapie
Jena. (30.09.99) Der bedeutsamste wissenschaftliche Kongress in Sachen Krebs findet in diesem Jahr in Jena statt. Über 2.500 Ärzte werden nächste Woche (3.-6.10.) zur gemeinsamen Jahrestagung der Österreichischen und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) erwartet. Etwa 1.000 Krebsspezialisten aus aller Welt stellen ihre neuesten Forschungsergebnisse in Vorträgen, Workshops und Postern vor. Abgerundet wird der Kongress durch eine große Industrieausstellung.
"Wir haben in jüngster Zeit bemerkenswerte Fortschritte im Kampf gegen die Menschheitsgeißel Krebs erzielt", zeigt Tagungspräsident Prof. Dr. Klaus Höffken, Direktor der Jenaer Uni-Klinik für Innere Medizin II, hoffnungsvolle Perspektiven auf. "Insbesondere bei molekularbiologischen und genetischen Verfahren in der Diagnostik und Therapie zeichnen sich Durchbrüche ab." So werden die Ärzte zum Beispiel die Treffsicherheit (Targeting) in der Chemotherapie mit Hilfe monoklonaler Antikörper weiter erhöhen können. Neue Wirkstoffe wie Herceptin und Mabthera gegen metastasierte Brustkrebse bzw. Lymphome finden dank spezifischer Rezeptoren gezielt ihren Weg in die Tumorzellen, was die Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe erheblich verringert. Auch bei Dickdarmkrebs - mit 50.000 Neuerkrankungen jährlich in Deutschland eine der häufigsten Krebsformen - haben die Ärzte mit neuen Krebsmedikamenten und Antikörpern bessere Waffen in Händen, die das krankhafte Zellwachstum eindämmt.
"Wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten 10, 20 Jahren die Überlebensrate deutlich über die 50-Prozent-Marke steigern können", so Prof. Höffken. Bislang können die Ärzte nur jeden zweiten Krebspatienten dauerhaft heilen. Dabei werden die therapeutischen Mittel immer ausgeklü-gelter, indem die Wirkstoffe den Tumorzellen ,genetische Befehle' zum Selbstmord (Apoptose) erteilen oder zumindest die genetischen Zellteilungsmechanismen abschalten. Ebenso führt in der Diagnostik ein Weg auf die Gen-Ebene: DNA-Mikrochips sollen durch eine Analyse der Erbsubstanz-Informationen früher und genauer Krebserkrankungen feststellen können; die Methode verspricht, in absehbarer Zeit eine relativ einfache und risikoarme Ergänzung zu den bisherigen bildgebenden Verfahren und zur pathologischen Gewebeuntersuchung zu werden. Dieses Forschungsfeld unterstützt die Deutsche Krebshilfe mit Millionenbeträgen - auch in Jena.
Der demografischen Veränderung ihrer Patientenstatistik tragen die Ärzte mit neuen Ansätzen in der geriatrischen Onkologie Rechnung. "Dass un-sere Krebspatienten statistisch gesehen immer älter werden, ist natürlich ein Erfolg des medizinischen Fortschritts", erklärt Klaus Höffken, "aber wir müssen uns in der Behandlung auf diese Patientengruppe besonders einstellen." Oftmals leiden ältere Patienten außerdem an Bluthochdruck, Herzschwäche oder Diabetes, die in der Tumortherapie zu berücksichtigen sind. Eine psychologische Betreuung und Untersuchung hilft diesen Menschen, neuen Lebensmut zu fassen und zu klären, welche Form der Behandlung von den Patienten akzeptiert wird.
Bei allen medizinisch-fachlichen Fragen verlieren die Onkologen auf ihrem Kongress jedoch ethische und auch gesundheitsökonomische Probleme nicht aus dem Blickfeld, wie zwei weitere Tagungsschwerpunkte verdeutlichen.
Telefon Kongress-Information: 03641/425052
Vermittlung von Ansprechpartnern während des Kongresses über die Pressestelle der Uni Jena oder über OA Dr. Kay-Oliver Kliche
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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