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01.10.1999 15:33

S.I.G.N.A.L gegen Gewalt gegen Frauen

Dipl.Pol. Justin Westhoff UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

    Ein Modellprojekt am Fachbereich Humanmedizin/Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) der Freien Universität Berlin

    Mediendienst Nr. 49 - 29.9.99

    Zwei Drittel aller Gewalttaten gegen Frauen geschehen im so genannten "sozialen Nahbereich", in Ehe und Partnerschaft. Es ist davon auszugehen, dass jede fünfte Frau in einer intimen Beziehung misshandelt wird. Gewalt macht krank, sie hinterlässt bei Frauen und ihren Kindern oft schwere Schäden und schränkt sie in ihrem psychischen und physischen Wohlbefinden stark ein.
    Fast jede Frau, die von ihrem Mann oder Partner misshandelt wird, sucht früher oder später eine Einrichtung des Gesundheitswesens auf. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ersten Hilfe und der Ambulanzen in Krankenhäusern sind somit häufig die ersten Fachleute, bei denen von Gewalt betroffene Frauen Hilfe suchen.Sie könnten daher eine entscheidende Rolle spielen bei der Aufdeckung der Gewalttaten, dem Verlauf der Unterstützung und bei der Verhinderung von erneuten Misshandlungen. Im medizinischen Alltag wird diese Chance allerdings in der Regel nicht systematisch genutzt.
    Um diesem Defizit zu begegnen, befasst sich das Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin im Rahmen eines Modellprojektes, als erstes Krankenhaus in Deutschland, mit dieser Problematik und entwickelt Lösungen.
    Das UKBF soll eine ausgewiesene Anlaufstelle für Frauen werden, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Voraussetzung dafür ist es Gewalt als Ursache für Verletzungen und Krankheiten zu erkennen, entsprechend einzuordnen und gezielt zu handeln.
    Die Frauen sollen im UKBF adäquate und kompetente Unterstützung erhalten mit dem Ziel, ihre Heilung zu fördern und ihnen den Ausstieg aus der Misshandlungsbeziehung zu erleichtern.Ein weiteres, wenn auch langfristiges Ziel könnte die Reduzierung von Kosten im Gesundheitswesen sein.

    Das Interventionsprogramm: S.I.G.N.A.L.
    S
    Sprechen Sie die Patientin an, signalisieren Sie Ihre Bereitschaft. Frauen öffnen sich, wenn sie spüren, dass sie mit ihren Problemen angenommen und verstanden werden.
    I
    Interview mit konkreten, einfachen Fragen spielt eine zentrale Rolle. Hören Sie zu, ohne zu urteilen. Frauen fürchten, nicht ernst genommen zu werden, sie schämen sich. Es fällt ihnen schwer, die Gewalterlebnisse zu veröffentlichen.
    G
    Gründliche Untersuchungen alter und neuer Verletzungen. Verletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien können Hinweise auf häusliche Gewalt sein.
    N
    Notieren und dokumentieren Sie alle Befunde und Angaben, so dass sie auch zu einem späteren Zeitpunkt gerichtsverwertbar sind.
    A
    Abklären des aktuellen Schutzbedürfnisses der Patientin. Schutz und die Beendigung von Gewaltsituationen sind das Ziel jeglicher Intervention.
    L
    Leitfaden mit Notrufnummern und Unterstützungsangeboten anbieten. Frauen werden zu einem für sie richtigen Zeitpunkt Gebrauch von diesen Informationen machen.

    Umsetzung:
    ° Schulung und Training von Krankenschwestern, Krankenpflegern, Ärztinnen, Ärzten sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Berufsgruppen der verschiedenen Abteilungen des UKBF. Begonnen wurde zunächst mit der Ersten Hilfe und dem Sozialdienst, folgen sollen die Gynäkologie, Chirurgie, Traumatologie, Radiologie, Psychosomatik und Neurologie und die Zahnklinik der FU Berlin.
    ° Supervision der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    ° Evaluation/Qualitätskontrolle des Projektes
    ° Wissenschaftliche Begleitung
    ° Vernetzung mit anderen Projekten des Anti-Gewalt Bereichs

    Initiierung des Projektes:
    * Die Frauenbeauftragte des Fachbereichs Humanmedizin / UKBF der FU
    * Abgeordnete der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Berlin
    * Frauenzimmer e.V. (Zufluchtswohnungen für Frauen)
    * Klinikumsvorstand des Universitätsklinikum Benjamin Franklin
    * Finanzielle Förderung: Arbeiter-Samariter-Bund Berlin
    * Auftraggeberin der wissenschaftlichen Begleitung: Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Projektgruppe:
    - Dipl.-Psych. Ulrike Gutermann, Kommissarische Leiterin der Akademischen Verwaltung
    - Dipl.-Psych. Gabi Dittmann, Dekanat
    - Marianne Peters, Stellv. Frauenbeauftragte
    - Dipl.-Pflegewirtin Kerstin Patt, Ass. PL-III
    - Gisela Gut, Trainerin Anti-Gewalt-Bereich, Amt für Frauen, Bezirksamt Schöneberg
    - Klara-Maria Hemmert-Seegers, Abteilungsleitung Aufnahme 1. Hilfe
    - Angelika May, Sozialarbeiterin, Frauenzimmer e.V.

    Ansprechpartnerin:
    Ulrike Gutermann
    Dekanat UKBF
    Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
    Tel: (030) 8445-3880; Fax: -4451
    E-Mail: gutermann@medizin.fu-berlin.de
    Pressekontakt:
    UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
    Kirchweg 3 B, 14129 Berlin
    Tel.: (030) 803 96 86; Fax: 803 96 87
    e-mail: ukbf@mwm-vermittlung.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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