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17.01.2006 17:32

Sir David King: Qualitätssicherung in der wissenschaftlichen Politikberatung

Gisela Lerch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

    Ein Vortrag von Sir David King, dem leitenden Wissenschaftsberater der Britischen Regierung, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

    Sir David King greift gelegentlich auch zu unkonventionellen Methoden: Um den Vertretern des britischen Unterhauses zu demonstrieren, daß die Klimaerwärmung eine der größten Bedrohungen im 21. Jahrhundert sei, zeigte er den Parlamentariern eine Karte, die für jeden einzelnen Wahlkreis die steigende Gefahr von Flutkatastrophen verzeichnete. "Die Abgeordneten waren erschüttert", berichtete Sir David King, denn sie begriffen, daß sich auch in ihrem eigenen Wahlkreis die Wahrscheinlichkeit von Flutkatastrophen in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln wird, sofern die Politik nicht Gegenmaßnahmen ergreift.

    Sir David King, der leitende Wissenschaftsberater der britischen Regierung und Direktor des Office of Science and Technology (OST) zitierte dieses Beispiel, als er auf Einladung der interdisziplinären Arbeitsgruppe "Wissenschaftliche Politikberatung in der Demokratie" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am 12. Januar 2006 den Eröffnungsvortrag des Expertensymposiums "Qualitätssicherung in der Wissenschaftlichen Politikberatung" hielt. Im Auftrag der Akademie entwickelt die Arbeitsgruppe unter Leitung von Professor Peter Weingart Empfehlungen und Leitlinien für die Organisation und Bewertung wissenschaftlicher Politikberatung in Deutschland. Ein wichtiges Vorbild dafür sind die britischen Leitlinien zur Politikberatung, die Sir David King im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte.

    Der leitende Wissenschaftsberater der britischen Regierung setzt sich dafür ein, daß glaubwürdige und verlässliche wissenschaftliche Ergebnisse die Grundlage für die Entscheidungen der Regierung bilden. An ausgewählten Beispielen wie dem Management der Maul-und-Klauenseuche oder des Klimawandels erläuterte Sir David King die institutionelle Verankerung des leitenden Wissenschaftsberaters und den Aufbau des Office of Science and Technology. King betonte dabei die zentrale Rolle, die der leitende Wissenschaftsberater bei der Verbindung von wissenschaftlichen Ergebnissen und politischem Handeln in Großbritannien spielt. Durch die Institution des Wissenschaftsberaters hat die Wissenschaft im britischen Kabinett selbst eine starke Stimme.

    In Reaktion auf Ereignisse wie die BSE-Krise hat Großbritannien das System der wissenschaftlichen Beratung in Großbritannien offensiv und progressiv neu gestaltet. Es gilt jetzt in vielen Aspekten als vorbildhaft in Europa. Eine besondere Rolle spielen dabei die Richtlinien guter wissenschaftlicher Politikberatung. Diese Richtlinien setzen insbesondere auf mehr Transparenz, Früherkennung von Entwicklungen und vor allem auf Verfahren der Qualitätssicherung wissenschaftlicher Beratung.

    Daneben setzt die wissenschaftliche Politikberatung in Großbritannien auf eine verstärkte Einbeziehung der Öffentlichkeit. Das britische Modell geht dabei weit über Formen wie "Wissenschaft im Dialog" oder "Public Understanding of Science" hinaus. Sir King illustrierte dies am Modell des "Sciencewise"-Programms, das unter seiner Ägide steht. Dabei diskutieren Wissenschaftler, Regierungsvertreter und Öffentlichkeit gemeinsam die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen von wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen. Eines der geförderten Pilotprojekte ist "Citizen X-Change: Sharing Knowledge und Linking to Policy", ein mobiler Bürgerdialog: An verschiedenen Orten in Großbritanien führen hochrangige Wissenschaftler - unterstützt von professionellen Moderatoren - einen Dialog mit per Zufallsauswahl rekrutierten Bürgern. Auf Vorschlag der Bürger werden beispielsweise gemeinsam mögliche Risiken gentechnisch veränderter Lebensmittel erkundet.

    Sir Kings Vortrag wurde eingeleitet durch ein Grußwort des neuen Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Professor Günter Stock. Günter Stock betonte in seiner ersten öffentlichen Rede seit seinem Amtsantritt, daß in der Politikberatung zwar die persönliche Einschätzung des beratenden Wissenschaftlers gefordert sei, diese aber im Beratungsprozess deutlich von einem wissenschaftlichen Urteil getrennt werden müsse. Außerdem wies er darauf hin, daß Einrichtungen beratungsorientierter Forschung sich an den Standards und Kriterien akademischer Forschungen orientieren müssen.

    Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Wissenschaftliche Politikberatung in der Demokratie" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sieht sich durch den Vortrag von Sir David King in ihrem Vorhaben bestätigt, wissenschaftliche Politikberatung auch in Deutschland durch Richtlinien zu strukturieren und zu verbessern. Die Arbeitsgruppe "wird die Berliner Rede von Sir David King in deutscher Übersetzung publizieren.

    Weitere Informationen:
    Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Gisela Lerch
    Jägerstraße 22/23
    10117 Berlin
    Tel. 030/20370-657
    Fax: 030/20370-366
    E-mail: glerch@bbaw.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/politikberatung/de/Startsei...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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