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04.10.1999 15:22

Zum anthropogenen Treibhauseffekt

Dipl. Met. Arne Spekat Wiss. Sekretariat / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Meteorologische Gesellschaft e.V.

    Im Namen der Deutsche Meteorologischen Gesellschaft hat Prof. H. Fischer (FZK, Karlsruhe) ein Statement zum anthropogenen Treibhauseffekt vorgelegt.

    Stellungnahme der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft zu den Grundlagen des Treibhauseffektes (Kurzfassung)

    Die Basis des anthropogenen Treibhauseffektes:
    Veränderte Strahlungsflüsse in der Atmosphäre

    Es ist unstrittig, daß der anthropogene Treibhauseffekt noch nicht unzweifelhaft nachgewiesen werden konnte. Obwohl bereits eine Reihe von Indizien für eine anthropogene Erwärmung vorliegt, gibt es nach wie vor Diskussionen über verschiedene Rückkopplungsprozesse im komplexen Kli-masystem. Da in letzter Zeit mehrere Publikationen von sogenannten Klimakritikern in Zeitungen und als Bücher erschienen sind, die sogar die Änderungen des Strahlungshaushaltes des Systems Erde/Atmosphäre anzweifeln, wurde diese Stellungnahme verfaßt (eine Langfassung finden Sie unter der Webadresse http://mepc03.met.fu-berlin.de/~dmg/Treibhaus_Statement_lang.html).

    Die mittlere Temperatur der Erdoberfläche beträgt etwa 15°C. Ohne Atmosphäre wäre diese mittle-re Temperatur wesentlich niedriger; Modellrechnungen ergeben unter verschiedenen Annahmen über die Rückstreufähigkeit der Erdoberfläche für Sonnenlicht jeweils Werte deutlich unter 0°C. Dieser natürliche Treibhauseffekt der Atmosphäre sorgt demnach für angenehme Lebensverhältnisse auf der Erde.

    Durch die von Menschen verursachte starke Konzentrationszunahme klimarelevanter Spurengase (wie z. B. Kohlendioxid und Methan) erniedrigt sich die Durchlässigkeit der Erdatmosphäre für in-frarote Strahlung. Das große atmosphärische Fenster im Infraroten wird enger und weniger durch-lässig, so daß die Erdoberfläche durch infrarote Abstrahlung weniger Energie an den Weltraum abgeben kann. Damit sich ein neues Energiegleichgewicht an der Erdoberfläche einstellen kann, muß sich die Temperatur der Erdoberfläche ohne Berücksichtigung physikalischer und chemischer Rückkopplungsprozesse im Klimasystem erhöhen (anthropogener bzw. zusätzlicher Treibhauseffekt).

    Diese Aussage ist durch genaue Berechnungen von verschiedenen Wissenschaftlergruppen auf internationaler Ebene bestätigt worden. Die zugrunde liegende Theorie ist physikalisches Gemeingut und ist unter _allen_ Fachleuten unumstritten.

    Die Änderung des infraroten Strahlungsflusses durch eine Verdopplung des Kohlendioxids beträgt nur etwa 4 Watt pro Quadratmeter. Dieser Wert ist im Vergleich zum gesamten infraroten Strahlungsfluß in den Weltraum von ca. 240 Watt pro Quadratmeter relativ klein, trotzdem reicht er in der Atmosphäre ohne Berücksichtigung der Rückkopplungseffekte im Klimasystem für eine Temperaturerhöhung von deutlich mehr als einem Grad Celsius aus.

    Die Richtigkeit der obigen Aussagen über die Änderungen der Strahlungsflüsse ergibt sich auch aus der erfolgreichen Nutzung der Fernerkundungsverfahren zur Ableitung atmosphärischer Parameter. Ohne detaillierte Kenntnisse der theoretischen Grundlagen könnten Temperaturverteilungen in der Atmosphäre aus Satellitenmessungen nicht bestimmt werden.

    Wesentliche Einwände der sogenannten Klimakritiker werden in der ausführlicheren Stellungnah-me der DMG (siehe http://mepc03.met.fu-berlin.de/~dmg/Treibhaus_Statement_lang.html) entkräftet. Der anthropogene Treibhauseffekt steht nicht im Widerspruch zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Die Durchlässigkeit der Atmosphäre wird durch eine Zunahme der Konzentration des Kohlendioxids vermindert.

    Fazit: Es ist wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen, daß sich die Strahlungsflüsse im System Erde/Atmosphäre durch die Zunahme der klimarelevanten Spurengase verändern. Ohne Berücksichtigung der Rückkopplung mit dem komplexen Klimasystem würde dies mit Sicherheit zu einer Erwärmung der Erdoberfläche und der Troposphäre führen. Die eigentliche, wissenschaftlich herausfordernde Debatte beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit die verschiedenen Rückkopplungsprozesse die strahlungsbedingte Erwärmung verstärken oder dämpfen.

    Autor: H.Fischer (Karlsruhe)

    Dipl.Met. A. Spekat
    Sekretär der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft
    Institut für Meteorologie
    Freie Universität Berlin
    C.-H.-Becker-Weg 6-10, 12165 Berlin
    T 030 838 71205
    F 030 791 9002
    E dmg@bibo.met.fu-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://wwwsat03.met.fu-berlin.de/~dmg/Treibhaus_Statement_kurz.html
    http://www.dmg-ev.de/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Mathematik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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