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05.10.1999 10:48

Polyurethane

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Knopf und Knopfloch in einem Molekül

    Eine neue Chemikalie könnte die Produktion
    der wandlungsfähigen Polyurethane erleichtern

    Ob in Polstern, in Dämmplatten, in Schuhsohlen, in Lacken oder sogar in
    künstlichen Herzklappen: Polyurethane (PUR) sind als ungeheuer vielseitige
    Allround-Kunststoffe in (fast) allen Bereichen des Lebens zu finden.
    Manchen verwundert jedoch, daß sich das Bauprinzip der Polyurethane seit
    ihrer Entdeckung vor über 60 Jahren, als sie noch als "verrückte Idee"
    galten, kaum geändert hat: Nach wie vor werden bei ihrer Herstellung zwei
    chemisch verschiedene Komponenten miteinander vermischt. Die eigentlichen
    Kunststoffe entstehen daraus erst in der Form des Polster- oder
    Sohlenherstellers. Die Chemiker E.W. Meijer, Ron M. Versteegen und Rint P.
    Sijbesma von der Universität Eindhoven haben nun einen Weg gefunden, beide
    PUR-Komponenten in ein und demselben Molekül unterzubringen; aus
    diesen Bausteinen entstehen einfach aufgebaute Polyurethan-Typen, die
    bislang allenfalls über Umwege hergestellt werden konnten.

    Die Grundbausteine der Polyurethane sind Moleküle, die je zwei
    Atomgruppierungen tragen, die Chemiker als Alkohol- und Isocyanatgruppe
    bezeichnen. Diese Enden funktionieren im Prinzip wie "Knopf" und
    "Knopfloch": Die Bausteine, die jeweils zwei Knöpfe oder zwei Knopflöcher
    tragen, verknüpfen sich im Reaktor automatisch zu langen Ketten.

    Einfacher wäre es freilich, "Knopf und Knopfloch" im selben Molekül
    unterzubringen, dann müßte man statt zweien nur eine Bausteinsorte
    herstellen. Bei den verwandten Polyamiden (Nylon, Perlon), die ähnlich -
    nur eben aus Säuren und Aminen - konstruiert sind, ist das schon gelungen.
    Bei Polyurethanen ging das bislang nur über umständliche Tricks, da sich
    die wichtigen Isocyanate nur unter Bedingungen herstellen lassen, bei denen
    die Alkohole längst chemisch fremd-, also andere Reaktionen eingehen. Hier
    setzt das Eindhovener Team an: Sie fanden eine Chemikalie, die Isocyanate
    auf besonders schonende Weise aufbaut, unter Bedingungen, die etwaige
    Alkohol-Enden im selben Molekül unangetastet lassen. Damit konnten Meijer
    und seine Mitarbeiter tatsächlich Polyurethane herstellen, die nur aus
    einem Baustein bestehen.

    Die physikalischen Daten der sogenannten [n]-Polyurethane sind
    vielversprechend; ob sie sich allerdings auch in der Industrie durchsetzen
    können, wird vor allem davon abhängen, ob sich die einfachen Bausteine
    leicht in großen Mengen herstellen lassen: Weltweit werden derzeit jedes
    Jahr etliche Millionen Tonnen Polyurethane hergestellt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. E.W. Meijer
    Laboratory of Macromolecular and Organic Chemistry
    Eindhoven University of Technology
    P.O. Box 513
    NL-5600 MB Eindhoven
    Niederlande

    Fax: (+31) 40-2451036

    E-mail: E.W.Meijer@TUE.nl

    Quelle: Angewandte Chemie 1999, 111 (19), 3095 - 3097


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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