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05.10.1999 11:48

Zukunft der Meereswissenschaften

Dr. Christiane Schnack Öffentlichkeitsarbeit
Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT)

    Pressenotiz

    Zukunft der Meereswissenschaften

    Wie soll sich die Meeresforschung in den nächsten zwei Jahrzehnten
    weiterentwickeln, um den Bedürfnissen der rapide wachsenden Menschheit gerecht zu
    werden?

    55 Wissenschaftler und Manager aus aller Welt beschäftigen sich seit
    Sonntag in Potsdam mit dieser Frage. Sie wurden eingeladen von den großen
    internationalen Wissenschaftsorganisationen der UNESCO und der Akademien. Die
    Tagung wird organisiert vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und
    dem Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen.

    Im Mittelpunkt der Diskussionen steht die Rolle des Weltmeeres im
    Klimageschehen und die nachhaltige Nutzung der Küstenmeere. Für beide Probleme gilt:
    Erforschung, Nutzung und Schutz der Weltmeere müssen enger als bisher
    miteinander verknüpft werden. Deswegen sitzen in Potsdam Forscher und
    Wirtschaftler an einem Tisch.

    Im Meer liegt die Antwort auf die Frage, wieviel Treibhausgase in die
    Atmosphäre entlassen werden dürfen, ohne daß sich unser heutiges Klima
    dramatisch ändert, und wieviel Schad-, Trüb- und Nährstoffe wir mit den Flüssen
    seewärts schicken können, ohne daß die Küstenmeere ihren Wert als Fischerei- und
    Erholungsraum verlieren. Die von einzelnen Teilnehmern des Potsdam Workshops
    verfaßten Texte zeigen, wie intensiv Physiker, Chemiker, Biologen, aber
    auch Wirtschaftswissenschaftler und Soziologen zusammenarbeiten müssen, um die
    natürlichen Veränderungen von den menschlichen Ursachen zu trennen und
    Szenarien künftiger Entwicklung zu erarbeiten. Die Gewinnung grundlegender
    Erkenntnisse und ihre Umsetzung in praktische Empfehlungen liegen in der
    Meeresforschung nahe beieinander.

    Die großen Gemeinschaftsprogramme zu Erforschung der Wechselbeziehungen
    von Ozean, Atmosphäre und Meereis liefern die Daten für die gekoppelten
    Klimamodelle, in denen sich die Auswirkungen der Verstärkung des Treibhauseffekts
    abzeichnen. Für verläßliche Handlungsanweisungen beim Billionengeschäft der
    globalen Energiepolitik reichen diese Grundlagen aber noch nicht aus. Die
    Prozesse in den tiefen Schichten des Ozeans und im Meeresboden müssen dazu
    intensiv untersucht werden. Das ist kostspielig und technisch sehr
    anspruchsvoll. Erst seit wenigen Jahren wissen wir, daß der Tiefseeboden mikrobiologisch
    sehr aktiv ist und in großen Mengen Methan freisetzt. Aus der
    erdgeschichtlichen Vergangenheit für die Zukunft lernen, ist das Ziel von
    Meeresgeologen, die aus Meeressedimenten auf die Entwicklung des Klimas in Wechselwirkung
    mit Meeresströmungen während der Eiszeitzyklen und in der jüngsten
    Vergangenheit schließen.

    Der Bremer Meeresbiologe Gotthilf Hempel, einer der Initiatoren der
    Potsdamer Tagung erwartet aber auch eine erhebliche Verstärkung der Forschung in
    den Flachmeeren und Küstenregionen, weil hier der Mensch am unmittelbarsten
    mit dem Meer lebt: 95% der Weltfischereierträge kommen aus diesen Gewässern.
    Hier konzentrieren sich die vom Land ins Meer gespülten und gewehten Abfälle
    der Ballungszentren von zwei Dritteln der Weltbevölkerung. Besonders
    sensibel sind viele Tropenküsten. Dort fehlt es aber an ausreichendem
    Forschungspotential. Um diesem Mangel - auch im Interesse der Industrieländer -
    abzuhelfen, diskutieren die Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager in Potsdam
    unter anderem die "Bremer Kriterien" für Partnerschaftsprojekte, bei denen
    Forschung in tropischen Küstenzonen verknüpft wird mit Ausbildungsmaßnahmen und
    dem Aufbau wissenschaftlicher Infrastruktur in den Entwicklungs- und
    Schwellenländern. Deutschland hat auf diesem Gebiet in den letzten Jahren wichtige
    Erfahrungen sammeln können.

    Die Erträge der Weltfischerei lassen sich kaum noch steigern, aber viel
    besser nutzen. Etwa ein Viertel aller Fische wird nach dem Fang tot über Bord
    geworfen, weil sie zu klein sind. An vielen Beständen wird Raubbau
    getrieben, deswegen haben sich die Fischereinationen gegenüber der
    Welternährungsorganisation verpflichtet, ihre Flotten drastisch zu reduzieren. Modelle der
    Wechselwirkungen von Klima, Produktion, Nahrungsbeziehungen und Fischerei sind
    daher ein Ziel künftiger biologischer Meeresforschung. Ein anderes Ziel ist
    das Verständnis der Veränderungen in den Korallenriffen, Mangrovewäldern,
    Seegraswiesen und Wattenmeeren, die alle weltweit unter dem wachsenden
    Bevölkerungsdruck der Küstenregionen leiden, aber auch unter dem klimabedingten
    Anstieg des Meeresspiegels und dem schnellen Absinken der Küstenzonen, das
    durch exzessives Abpumpen von Grundwasser bedingt ist.

    Forschungsschiffe haben eine Lebensdauer von etwa zwanzig Jahren. Die in
    nächster Zeit anstehende Erneuerung der deutschen Forschungsflotte muß also
    nach 2020 den Anforderungen einer gewandelten Meeresforschung gerecht werden,
    die stark auf den Einsatz von unbemannten Tauchbooten und Meßbojen
    angewiesen ist, die mit einer Vielzahl physikalischer, chemischer und biologischer
    Sensoren bestückt sind. Auch die Satellitenfernerkundung hat einen langen
    Planungsvorlauf.

    Investitionen in Milliardenhöhe für die Meeresforschung der Zukunft stehen
    in Potsdam zur Debatte, aber auch neue Formen internationaler
    Zusammenarbeit. Die Ergebnisse des Workshops sollen die Grundlage einer Studie für die
    Vereinten Nationen und die internationalen nicht-staatlichen
    Meeresorganisationen sein.

    Bei Rückfragen bitte wenden an:
    Prof. Dr. Gotthilf Hempel
    Fahrenheitstr. 1
    8359 Bremen
    Tel. 0421-23 800 21
    Fax 0421-23 800 21
    email: ghempel@zmt.uni-bremen.de

    oder in der Zeit vom 4.-7.Okt. 1999
    Konferenzsekretariat
    Arkona Hotel Voltaire
    Friedrich-Ebert-Str. 88
    14467 Potsdam
    Tel. 0331-23 17 440
    Fax 0331 23 17 100


    Weitere Informationen:

    http://www.zmt.uni-bremen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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