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05.10.1999 15:15

Zwölf Millionen Mark für die Würzburger Zellforscher

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Mit fünf neuen Projekten, die ausnahmslos von jungen Wissenschaftlern geleitet werden, geht der Sonderforschungsbereich 465 "Entwicklung und Manipulation pluripotenter Zellen" an der Universität Würzburg in seine zweite Förderperiode: Für die Jahre 1999 bis 2002 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Fördermittel von rund zwölf Millionen Mark in Aussicht gestellt.

    Der Sonderforschungsbereich (SFB) 465, dessen Sprecher Prof. Dr. Ulf R. Rapp vom Institut für Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung ist, wurde 1996 eingerichtet und vereinigte in der ersten Förderperiode, die im Juni 1999 zu Ende ging, 13 Arbeitsgruppen aus Medizin und Naturwissenschaften. Deren gemeinsames Interesse ist es, die Biologie von pluripotenten Zellen und Stammzellen besser zu verstehen. Darunter versteht man unreife Zellen, die sowohl neue Stammzellen als auch alle reifen Zelltypen eines Zellsystems, zum Beispiel des Blutes, bilden können.

    Da die Lebenszeit vieler Körperzellen begrenzt ist, muss ständig für Nachschub gesorgt werden. Dieser geht von den pluripotenten Zellen und Stammzellen aus, die in vielen Geweben vorhanden sind, zum Beispiel in Dünndarm, Haut oder Knochenmark. Eines der Ziele des SFB 465 ist es, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass pluripotente Zellen und Stammzellen im Labor vermehrt werden können - angestrebt wird die Verwendung als Gewebeersatz. Ein weiteres Ziel ist es, den Reifungsprozess der pluripotenten Zellen und Stammzellen zu verstehen und zu beeinflussen. Dies ist die Voraussetzung dafür, um fehlgesteuerte Vorgänge, wie sie beispielsweise bei einigen Tumorarten auftreten, besser therapieren zu können.

    Eine der neuen Gruppen im SFB befasst sich mit den blutbildenden Stammzellen, welche die Vorläufer aller Blutzellen darstellen. Detaillierte Kenntnisse über die Vermehrung und Reifung dieser Stammzellen sind laut Prof. Rapp von außerordentlich großem klinischen Interesse: Sie beinhalten das Potential, um Blutkrebs-Patienten mittels Knochenmarkstransplantationen heilen zu können.

    Als besondere Auszeichnung für den SFB betrachtet der Sprecher die Einrichtung einer Nachwuchsgruppe zum Thema "Etablierung embryonaler Stammzellen für Gewebeersatz". Dafür habe die DFG umfangreiche Mittel bereitgestellt: Die Würzburger Wissenschaftler sollen sich maßgeblich an der Diskussion über die Forschung an humanen embryonalen Stammzellen in Deutschland beteiligen. Dies sind Zellen aus dem frühen Embryo, die sich im Labor vermehren lassen und aus denen prinzipiell alle Zelltypen des Menschen hervorgehen können.

    Der SFB 465 sei, so Prof. Rapp, in der deutschen Forschungslandschaft der einzige Sonderforschungsbereich, der die Eigenschaften von pluripotenten Zellen und Stammzellen erforscht: "Seine Kompetenz soll in die Diskussion über die Richtlinien einfließen, wie in Zukunft in Deutschland die Forschung an humanen Stammzellen erfolgen soll." Die SFB-Mitglieder seien sich bewusst, dass dieses Thema außerordentlich umstritten ist: Einerseits solle der Missbrauch dieser menschlichen Zellen vermieden werden, andererseits könnte die gezielte Manipulation dieser Zellen dazu beitragen, die Leiden zum Beispiel von Alzheimer- und Parkinson-Patienten zu mildern.

    Um an der Meinungsbildung auf diesem jungen und vielversprechenden, aber kontrovers diskutierten Feld der embryologischen Forschung mitzuwirken, will der SFB ab Herbst 1999 eine öffentliche Vortragsreihe anbieten. Dazu sollen Persönlichkeiten aus Medizin, Philosophie und Moraltheologie eingeladen werden. Die Mitglieder des Sonderforschungsbereichs möchten sich dadurch in die Lage versetzen, die DFG bis zum Ende des Jahres 2000 kompetent beraten und gegebenenfalls zu einer sachgerechten Novellierung der Umgangsregeln für die Forschungsarbeiten mit humanen Stammzellen beitragen zu können.

    Im SFB 465 werden außerdem solch unterschiedliche Projekte bearbeitet wie die Etablierung von embryonalen Stammzellen von Fischen, die Knochen- und Nieren-Entwicklung oder die Reifung von Lymphozyten und Nervenzellen bei Maus und Mensch. Eine wichtige gemeinsame Basis ist die Vielzahl anspruchsvoller molekular- und zellbiologischer Methoden, die in vielen der beteiligten Laboratorien angewendet werden. So wurden in der ersten Förderperiode des SFB in mehreren Gruppen Mauslinien geschaffen, bei denen entweder ein Gen zerstört oder hinzugefügt wurde. Dadurch lässt sich die Funktion dieser Gene am lebenden Organismus untersuchen.

    Weitere Informationen: SFB-Sprecher Prof. Dr. Ulf R. Rapp, T (0931) 201-5140, Fax (0931) 201-3835, E-Mail:
    sfb-465@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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