Institut Arbeit und Technik untersuchte den Zusammenhang von Frauenerwerbstätigkeit und Beschäftigungsquote im Dienstleistungssektor im europäischen Vergleich
Je mehr Frauen berufstätig sind, desto mehr neue Arbeitsplätze entstehen auch im Bereich der persönlichen und sozialen Dienstleistungen. "Frauen belasten nicht den Arbeitsmarkt, sondern ihre Erwerbstätigkeit ist vielmehr die Voraussetzung für den Übergang in die Dienstleistungsgesellschaft", so der Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Gerhard Bosch, Vizepräsident des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen). Den Zusammenhang von Frauenerwerbstätigkeit und Beschäftigung im Dienstleistungssektor untersuchte das IAT jetzt im Vergleich der europäischen Mitgliedsstaaten (s. Grafik).
Schweden und Dänemark weisen mit Abstand die höchsten Frauenerwerbsquoten auf und haben auch die höchsten Beschäftigungsquoten im Dienstleistungssektor, insbesondere bei den persönlichen und sozialen Dienstleistungen wie Erziehung und Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen, Interessenvertretungen, Unterhaltung sowie Dienstleistungen in privaten Haushalten. Auch Groß-Britannien und Frankreich liegen noch über dem europäischen Durchschnitt, Deutschland leicht darunter. Das Schlusslicht bildet Spanien mit der geringsten Frauenerwerbsquote und dem am wenigsten ausgebauten Dienstleistungssektor.
Rechnerisch ergibt sich für Deutschland ein Potenzial von bis zu vier Millionen zusätzlichen Arbeitsplätzen bei den sozialen und persönlichen Dienstleistungen, wenn der Rückstand gegenüber z.B. Dänemark aufgeholt werden soll. "Die Ergebnisse zeigen, dass sich diese so genannte Dienstleistungslücke in Deutschland aber nicht einfach durch Billigjobs schließen lässt, viele andere Faktoren, wie etwa alte und neue Erwerbsmuster und Haushaltsstrukturen, spielen eine wichtige Rolle," meint Bosch.
Die Expansion einfacher haushaltsnaher Dienstleistungen in Deutschland wird auch durch die Barriere "Eigenarbeit" gebremst. Auf Grund der kurzen Arbeitszeiten in Deutschland bleibt Zeit, viele Tätigkeiten im Haus und darüber hinaus selbst zu erledigen. Die Deutschen sind Weltmeister im "Do-it-yourself". In Japan mit seinen langen Arbeitszeiten gibt es kaum Baumärkte. Dort bestellen die Frauen den Handwerker, da die Männer keine Zeit für solche Tätigkeiten haben. Wenn man alle Tätigkeiten über den Markt abwickeln wollte, müsste man die Arbeitszeit in Deutschland drastisch erhöhen, um den Haushalten die Zeit für diese "Subsistenzarbeiten" zu nehmen.
"Der Schlüssel zur Entwicklung bezahlter sozialer und persönlicher Dienstleistungen liegt in der Transformation von unbezahlter in bezahlte Arbeit, im Outsourcing von Haushaltstätigkeiten und damit auch in der Erwerbstätigkeit der Frauen und der Bewertung ihrer Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt", so Prof. Bosch. Denn es sind vor allem die Frauen, die im Dienstleistungsbereich und mehr noch in den persönlichen und sozialen Dienstleistungen arbeiten. Die Niedriglohndebatte, in der angenommen wird, dass man noch recht lange qualifizierte weibliche Arbeit - etwa in der Pflege - schlecht bezahlen könne, leistet hier keinen Beitrag zur Entwicklung des Dienstleistungssektors. Vielmehr wachsen künftig die Anforderungen an die Qualität von Dienstleistungen und es entstehen Märkte für professionalisierte, qualitativ hochwertige Angebote, die natürlich auch bezahlt werden müssen.
"Ein großvolumiger Dienstleistungssektor wie in den USA, wo jede Person im erwerbsfähigen Alter mit 1463 Jahresstunden 500 Stunden mehr bezahlte Arbeit als in Deutschland leistet, lässt sich in einer "Do-it-yourself-Gesellschaft" nicht und auch nicht durch billigere Angebote aufpfropfen", so Bosch.
Für weitere Fragen steht
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Prof. Dr. Gerhard Bosch
Durchwahl: 0209 / 1707-147
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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