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30.01.2006 09:22

Der Mathematiker als Philosoph

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Friedrich Ludwig Gottlob Frege ist am 1. Februar das Thema im Studium Generale der Universität Jena

    Jena (30.01.06) Sie sind rar geworden, jene Universalgelehrten, die mehrere Disziplinen durchdrungen und geistig verknüpft haben. Einer der großen Jenaer Universalgelehrten ist Friedrich Ludwig Gottlob Frege. Der Mathematiker und Philosoph steht im Mittelpunkt des nächsten Studium Generale der Universität Jena. Am 1. Februar wird Prof. Dr. Gottfried Gabriel um 17.15 Uhr in der Aula der Universität (Fürstengraben 1) über Frege "Der Mathematiker als Philosoph" sprechen.

    Gottlob Frege wurde in Wismar am 8. November 1848 geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums seiner Heimatstadt studierte er Mathematik, Physik, Chemie und Philosophie in Jena (1869-1871), wechselte dann nach Göttingen, wo er in Mathematik promoviert wurde (1873). Danach kehrte er nach Jena zurück, habilitierte sich (1874) und lehrte anschließend bis 1917 an der Universität, zunächst ab 1879 als a. o. Professor, dann seit 1896 als Honorarprofessor der Mathematik. Finanziert wurde diese Professur durch die Stiftung seines Lehrers Ernst Abbe.

    Obwohl Frege in seinen Lehrveranstaltungen den üblichen Stoff für die Ausbildung der Studierenden in Mathematik (und auch Physik) vermittelte, ging er in seinen Veröffentlichungen andere Wege. Er bemühte sich um eine logische Grundlegung der Arithmetik, indem er den Begriff der Zahl auf den Begriff des Begriffsumfangs und die arithmetischen Gesetze auf rein logische Gesetze zurückzuführen versuchte. Dabei ging er von Überlegungen Leibnizens zur Entwicklung einer logisch idealen Universalsprache aus und entwickelte selbstständig und auf sich allein gestellt die bis heute maßgebliche moderne formale Logik. Das Bemühen um präzise Begriffsbildungen und eine philosophische Grundlegung der Wissenschaften, insbesondere der Mathematik, ließ Frege zu einem Kritiker der philosophischen Strömungen im Ausgang des 19. Jahrhunderts werden. In Weiterentwicklung der platonischen und kantischen Philosophie widersprach er vor allem dem Empirismus und dem naturwissenschaftlichen Materialismus seiner Zeit, indem er die Möglichkeit einer von Erfahrung unabhängigen (apriorischen) Erkenntnis begründete, wie er sie in der Mathematik verwirklicht sah.

    Freges Anwendung der logischen Analyse auf die Sprache wurde zum Paradigma der analytischen Philosophie des 20. Jahrhunderts, die mit Namen wie Bertrand Russell, Ludwig Wittgenstein und Rudolf Carnap verbunden ist. Alle drei berufen sich maßgeblich auf Frege, so dass dieser heute international als Klassiker der modernen Philosophie gilt.

    Der Vortrag von Prof. Gabriel, der den Lehrstuhl für Logik und Wissenschaftstheorie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne hat, wird vor allem diese Stellung Freges deutlich machen. Damit wird der Philosoph Gabriel auch versuchen, eine verständliche "Einführung" in die sprachanalytische Philosophie zu geben. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.

    Die letzte Veranstaltung des "Studium Generale" in diesem Semester zu großen Jenaer Wissenschaftlern behandelt am 15. Februar "Paul Johann Anselm von Feuerbach: Vom Philosophen zum Juristen", es spricht der Jenaer Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Walter Pauly.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Philosophie / Ethik, Physik / Astronomie, Religion, Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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