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30.01.2006 11:57

Wissenschaftsrat - Unterschiedliche Aufgabenprofile für Universitäten zulassen

Dr. Christiane Kling-Mathey Geschäftsstelle
Wissenschaftsrat

    Die deutschen Universitäten befinden sich in einer Umbruchphase. Sie haben in den letzten Jahren an Autonomie gewonnen, mussten sich aber auch auf steigende gesellschaftliche Erwartungen einstellen, ohne dass die staatliche Grundfinanzierung entsprechend anstieg. Zentrale Reformen wie die Einführung gestufter Studiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses, die Neuordnung der Personalstruktur auf der Ebene des wissenschaftlichen Nachwuchses und die laufenden Reformen des Hochschulzugangs verändern die Rahmenbedingungen für die Universitäten erheblich. Dies ist Anlass für den Wissenschaftsrat, sich - über seine bisherigen Empfehlungen zu einzelnen Aspekten dieser Entwicklung hinaus - grundsätzlich mit der Rolle der Universitäten im Wissenschaftssystem zu beschäftigen.

    Das Universitätssystem hat ein breites Aufgabenspektrum zu bewältigen: es muss nicht nur Absolventen gezielt auf den Arbeitsmarkt vorbereiten, es soll auch international wettbewerbsfähige Spitzenforschung erbringen und den wissenschaftlichen Nachwuchs heranbilden. Überdies müssen Universitäten zum Wissenstransfer in die Praxis beitragen und als Bildungsstätten und kulturelle Einrichtungen fungieren. Es wird zunehmend deutlich, dass dieses Aufgabenspektrum nicht von jeder Universität in gleichem Umfang ausgefüllt werden kann. "Wir brauchen daher", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Professor Karl Max Einhäupl, "ein differenziertes Universitätssystem. Dabei müssen wir uns von der Vorstellung lösen, dass alle Universitäten gleich sind. Für einen Teil der Universitäten wird sicherlich das traditionelle Modell Leitbild bleiben, wonach eine Universität in der Breite der Fächer Forschung, Lehre sowie Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gleichermaßen betreibt. Eine Universität muss sich aber auch in einem oder mehreren Bereichen auf Forschung und Nachwuchsförderung konzentrieren können, um dort mit internationalen Spitzenforschungseinrichtungen zu konkurrieren. Genauso viel Anerkennung verdient es, wenn eine Universität sich in einigen Bereichen in erster Linie für exzellente Lehre und Ausbildung engagiert." Das zunehmende Ausmaß an Differenzierung wird es erfordern, neue Wege im Verhältnis der Hochschulen zum Staat, aber auch in der internen Organisation und im Management einzuschlagen.

    o Universitäres Studienangebot reformieren

    Die große Mehrheit der Studierenden ist an einer qualifizierten Berufsausbildung für den nicht-akademischen Arbeitsmarkt interessiert. Der Wissenschaftsrat hat sich in der Vergangenheit wiederholt für den Ausbau des Fachhochschulsektors ausgesprochen, um dieses Ziel zu erreichen. Der bisherige Verlauf des Ausbaus der Studienplätze und der Erweiterung des Studienangebotes an Fachhochschulen zeigt jedoch, dass der Bedarf an wissenschaftsbasierten, berufsorientierten Studienangeboten auf diese Weise nicht hinreichend gedeckt werden kann. Künftig werden auch die Universitäten einen großen Teil ihrer Absolventen gezielter als bisher darauf vorbereiten müssen, wissenschaftliche Kenntnisse und Fertigkeiten in Tätigkeiten außerhalb der Forschung anzuwenden. Im Zuge dessen werden sich neue Hochschultypen jenseits der bisherigen Unterscheidung von Universitäten und Fachhochschulen entwickeln.

    o Nachwuchsförderung verbessern

    Der wissenschaftliche Nachwuchs sollte dort qualifiziert werden, wo ein angemessenes wissenschaftliches Umfeld und eine systematische Förderung junger Wissenschaftler gewährleistet sind. Nicht alle Bereiche einer Universität müssen in die Nachwuchsförderung eingebunden sein. Wenn die Leistungen und das Engagement für den Nachwuchs nachlassen, sollte dies auch Konsequenzen haben, bis hin zur Entbindung einzelner Hochschullehrer, Institute oder Fakultäten von Aufgaben in der Nachwuchsförderung.

    o Forschung stärken

    Forschungsstarke Universitäten in Deutschland müssen sich so entwickeln, dass sie im Wettbewerb der internationalen Spitzenuniversitäten mithalten können. Dazu müssen sie bedeutende Forschungsschwerpunkte - auch gemeinsam mit anderen Einrichtungen - aufbauen können, ohne dadurch zugleich die Lehrkapazität auszuweiten.

    "Nur wenn es ihnen ermöglicht wird, sich auf ihre jeweiligen Stärken zu konzentrieren, wird es auf Dauer gelingen," so Einhäupl, "dass sich Universitäten als Einrichtungen der Spitzenforschung im internationalen Wettbewerb behaupten, ihre Absolventen gezielter als bisher auf den Arbeitsmarkt vorbereiten und qualitativ hochwertige Lehre anbieten. So werden sie auch in Zukunft eine starke und zentrale Position im Wissenschaftssystem einnehmen können."

    Hinweis: Die "Empfehlungen zur künftigen Rolle der Universitäten im Wissenschaftssystem" (Drs. 7067/06) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Ge-schäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.wissenschaftsrat.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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