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30.01.2006 12:03

WR - Empfehlungen zur Förderung der Geisteswissenschaften und zur Zukunft der Geisteswissenschaftlichen Zentren

Dr. Christiane Kling-Mathey Geschäftsstelle
Wissenschaftsrat

    Die Leistungen der Geisteswissenschaften in Deutschland liegen in der Forschung im internationalen Vergleich in vielen Gebieten auf höchstem Niveau. Herausragend qualifizierter wissenschaftlicher Nachwuchs ist in einem in der Vergangenheit nicht gekannten Maße ausgebildet worden. Die Geisteswissenschaften behaupten sich als Wissenschaft unter Wissenschaften, ein allgemeines Krisengerede ist daher fehl am Platze. Hingegen gibt es konkrete Herausforderungen und auch konkrete Defizite, die sich einerseits aus dem raschen Wandel des Wissenschaftssystems und vor allem der Universitäten ergeben und andererseits aus den spezifischen Arbeits- und Organisationsformen der Geisteswissenschaften selbst. Sie waren Anlass für den Wissenschaftsrat, sich mit der Frage nach der weiteren Entwicklung und Förderung der Geisteswissenschaften zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang hat er auch die sechs Geisteswissenschaftlichen Zentren in Berlin, Leipzig und Potsdam evaluiert, die noch bis Ende 2007 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert werden. Die Forschungsleistungen sind in fünf der sechs geförderten Zentren so hervorragend, dass für ihre weitere Förderung spezifische Vorschläge gemacht werden.

    "Unser zentrales Anliegen ist die Stärkung der Geisteswissenschaften in den Universitäten", erklärt der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Karl Max Einhäupl. Um dies zu erreichen, müssen die Bedingungen geisteswissenschaftlicher Forschung in den Universitäten verbessert werden. Es gilt insbesondere sicherzustellen, dass Hochschullehrern ein ausreichendes Maß an Zeit für ihre Forschungsvorhaben zur Verfügung steht. Als ein spezifisches Modell der Forschungsförderung schlägt der Wissenschaftsrat die Einrichtung von "Forschungskollegs" vor. Mit diesem teilweise an angelsächsischen "Institutes for Advanced Study" orientierten Modell ist das Ziel verbunden, sichtbare Orte für geisteswissenschaftliche Spitzenforschung in den Universitäten zu schaffen.

    In Bezug auf den wissenschaftlichen Nachwuchs appelliert der Wissenschaftsrat an die Verantwortung aller Disziplinen, eine sinnvolle Relation zwischen der Zahl der für den Hochschullehrerberuf Qualifizierten und den freien Professuren anzustreben. "Damit werden auch die betreuenden Hochschullehrer in die Pflicht genommen", macht Einhäupl deutlich. "Sie müssen ihren Nachwuchswissenschaftlern vermitteln, dass die Entscheidung für Berufswege außerhalb der Universität spätestens mit dem Abschluss der Promotion fallen sollte." Dennoch wird auch künftig nicht für alle Nachwuchswissenschaftler eine Professur zur Verfügung stehen. Der Wissenschaftsrat weist daher mit Nachdruck darauf hin, dass dauerhafte Beschäftigungsperspektiven für qualifizierte Wissenschaftler unterhalb der Professur unbedingt erforderlich sind.

    Auch im Bereich des Studiums sieht der Wissenschaftsrat Verbesserungsmöglichkeiten. "Bachelor- und Masterstudiengänge werden in den Geisteswissenschaften nur dann erfolgreich sein, wenn sie spezifische Bedingungen geisteswissenschaftlicher Disziplinen berücksichtigen", erläutert Einhäupl. Dies betrifft die Bedeutung des Fremdsprachenerwerbs oder die für Geisteswissenschaften vielfach typische lose Koppelung zwischen Studienfach und beruflicher Tätigkeit. Zudem setzt die erfolgreiche Einführung der gestuften Studiengänge insgesamt eine deutlich verbesserte Betreuungsrelation voraus.

    Besondere Aufmerksamkeit widmet der Wissenschaftsrat den Kleinen Fächern, die ein konstitutiver Bestandteil des geisteswissenschaftlichen Fächerspektrums sind. Zur Stärkung ihrer Sichtbarkeit und zur Sicherung ihrer Vielfalt ist eine bessere Integration in den universitären Kontext notwendig. "Die aus Sicht des Wissenschaftsrates am besten geeignete Form der Integration", so Einhäupl, "liegt in der Bildung thematischer Lehrverbünde für die Bachelorphase. Sie bietet Kleinen Fächern die Möglichkeit, sich an Bachelorstu-diengängen zu beteiligen, ohne dafür ihre gesamte Lehrkapazität aufzuwenden. Die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses kann in der Master- und Doktorandenphase erfolgen."

    Hinweis: Die Empfehlungen zur Entwicklung und Förderung der Geisteswissenschaften in Deutschland" (Drs. 7068/06) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.wissenschaftsrat.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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