"Flexicurity" steht für die Idee, mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt und in den Beschäftigungsverhältnissen (flexibility) mit sozialer Sicherheit (security) zu verbinden. Das programmatische Ziel ist klar, doch die Umsetzung hakt. Der Band "Flexicurity. Die Suche nach Sicherheit in der Flexibilität" untersucht, wie Flexibilisierungsprozesse in der Arbeits- und Lebenswelt wirken. Auf der Grundlage aktueller Forschungsbefunde markieren die Autorinnen und Autoren Ansätze für eine neue Balance von Flexibilität und Sicherheit.
Die Bereitschaft und Fähigkeit, auf sich verändernde Marktbedingungen rasch zu reagieren wird zunehmend von Organisationen und Menschen gefordert. In der Arbeitswelt verbergen sich hinter positiv klingenden "Flexibilisierungsprozessen" allerdings allzu häufig lediglich Maßnahmen zur "Deregulierung" und "Entsicherung". Doch flexible, produktive Leistungen lassen sich innerbetrieblich nicht ohne ein Mindestmaß an Sicherheit abfordern, wie die empirische Forschung zeigt. Denn permanente Verunsicherung kann sich negativ die Leistungsfähigkeit von Beschäftigten auswirken. Ebenso wenig kann ein dem Gemeinwohl verpflichteter Sozialstaat auf die Grundprinzipien sozialer Sicherung verzichten ohne seine Legitimation in Frage zu stellen. Hier setzt das Konzept der "Flexicurity" an. Es verspricht, nicht der Auflösung institutioneller Ordnungen den Vorrang zu geben, sondern ihrer Neugestaltung. Dabei sollen die Vorteile von mehr Flexibilität genutzt und ihre Risiken begrenzt werden.
Dr. Martin Kronauer, Professor für Strukturwandel und Wohlfahrtsstaat in internationaler Perspektive an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin, und Dr. Gudrun Linne, Referatsleiterin in der Abteilung Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung Düsseldorf, haben renommierte Autorinnen und Autoren aus den Fachgebieten Soziologie, Ökonomie, Recht und Sozialpolitik dafür gewonnen, die bislang unzureichende Verbindung von Flexibilität und Sicherheit zu diskutieren. Der Sammelband "Flexicurity. Die Suche nach Sicherheit in der Flexibilität" stellt die bislang umfassendste Auseinandersetzung mit diesem brisanten Thema in Deutschland dar.
Aktuelle Forschungsbefunde bilden die Grundlage, um Ausmaß und Reichweite von Flexibilisierungsprozessen, Entwicklungstendenzen und Regelungsbedarfe aufzuzeigen. Die Autorinnen und Autoren analysieren Chancen und Risiken, Sicherungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten werden dabei stets aus beiden Richtungen analysiert: Sowohl aus betrieblicher Perspektive als auch aus der Sicht der Beschäftigten. Dabei wird immer wieder deutlich, wie weit die aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt auf die gesamte Lebenssituation ausstrahlen. So ist die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Aufgabenzuschnitten im Betrieb ("interne Flexibilisierung") ebenso Thema wie die Flexibilisierung von Arbeitsmarkt und Beschäftigungsverhältnissen ("externe Flexibilisierung"). Wie sich der Wandel der Arbeits und Beschäftigungsformen auf die Individuen auswirkt, wird anhand von Einkommens und Beschäftigungschancen und in der Lebensverlaufsperspektive dargelegt.
Beiträge aus der Gerechtigkeitsforschung belegen, wie stark Erwerbsarbeit noch immer mit dem subjektiven Anspruch an Sicherheit verbunden wird. In der juristischen Betrachtung zeigt sich die zwiespältige Funktion des Arbeits- und Sozialrechts, Flexibilisierung zu fördern und die betroffenen Beschäftigten zugleich vor ihren Folgen absichern zu müssen. Schwachstellen im deutschen System der Begrenzung von Flexibilisierungsrisiken treten im internationalen Vergleich sozialstaatlicher Institutionen hervor.
Martin Kronauer, Gudrun Linne (Hrsg.): Flexicurity. Die Suche nach Sicherheit in der Flexibilität. Berlin (edition sigma) 2005, ISBN 3-89404-996-0, 423 S., kt., € 19,90
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).