idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.02.2006 15:06

Synthetisches Molekül birgt Hoffnung für Diabetiker

Thomas von Salzen Dezernat 3.0 – Presse und Kommunikation
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

    Am Institut für Biochemie der RWTH Aachen wurde ein Molekül entwickelt, das zusammen mit Insulin Krankheitssymptome von Diabetikern abschwächen könnte

    Was Dr. Aphrodite Kapurniotu und ihre Forschergruppe am Institut für Biochemie an der RWTH Aachen entwickelten, ist noch reine Grundlagenforschung. Doch bereits in diesem Stadium weckt das neue, bifunktionale Molekül "IAPP-Mimetikum" Hoffnungen, einmal die Behandlung von Diabetikern mit Insulin unterstützen und Nebenwirkungen der Krankheit wesentlich abmildern zu können.

    Die Arbeit der Wissenschaftler begann damit, die Mechanismen von Diabetes mellitus Typ II zu analysieren. An der auch unter dem Namen "Altersdiabetes" bekannten Stoffwechselstörung leiden weltweit mehr als 150 Millionen Men-schen, allein in Deutschland gibt es 5 Millionen Patienten, darunter mittlerweile vermehrt Kinder und Jugendliche. Die Biochemiker nahmen das schwerlösliche Bauchspeicheldrüsenhormon IAPP, das sich um den Zuckerstoffwechsel kümmert, unter die Lupe und entwarfen eine neue und leicht veränderte Form. Das neu designte Molekül soll das natürliche Hormon nachahmen und trägt deshalb den Namen "IAPP-Mimetikum". Das griechische Wort "Mimisi" bedeutet Nachahmung.

    Das neue Molekül wirkt in zweifacher Hinsicht: Es ist einerseits biologisch aktiv wie natürliches IAPP und gleichzeitig viel löslicher, was eine medizinische Anwendung erlauben würde. Andererseits tritt es mit dem körpereigenen IAPP in Interaktion. Dadurch wird ein Effekt verhindert, der bei 95 Prozent aller Diabetiker eintritt: Ihre nativen IAPP Moleküle ballen sich zusammen und entwickeln so Konglomerate, die die Insulin produzierenden Zellen der Bauspeicheldrüse zerstören.

    "Noch ist es zu früh für Aussagen über mögliche Medikamente. Unser Stoff wird sicher nicht die Einnahme von Insulin ersetzen können, aber möglicherweise mit ihm in Kombination angewendet Krankheitssymptome abschwächen und zu einer effektiveren Behandlung des Diabetes beitragen können", erläutert Dr. Aphrodite Kapurniotu. Bei gesunden Menschen sorgt das vom Körper produzierte Insulin zusammen mit IAPP und Glukagon dafür, dass der Blutzuckerspiegel normal bleibt. Diabetiker, die mit Insulin behandelt werden, leiden oft unter hohen Schwankungen des Blutzuckerspiegels und können das Risiko, eine Über- oder Unterzuckerung zu erleiden, bisher nur wenig beeinflussen. Das neu entworfene und dem natürlichen Stoff sehr ähnliche "IAPP-Mimetikum" ist so konfiguriert, dass es die Funktion des nativen IAPP übernehmen könnte und somit die Regulation des Blutzuckerspiegels übernähme.

    Die sehr hoffnungsvollen Ergebnisse basieren im Moment auf Untersuchungen, die auf Zellebene durchgeführt wurden. Das nach einem komplett neuen Konzept entwickelte bifunktionale Molekül wird zurzeit international zum Patent angemeldet - ein flankierendes Patent ist bereits in den USA erteilt - und seine Wirkung soll bald in einem nächsten Schritt im Rahmen von Tierversuchen getestet werden. Die Fachwelt erfuhr erstmals durch die aktuelle Ausgabe des renommierten fachübergreifenden Journals "Proceedings of the National Academy of Sciences USA" von der Entwicklung der Aachener Forscher.

    Weitere Informationen:
    PD Dr. rer. Nat. Aphrodite Kapurniotu
    Labor für Bioorganische und Medizinische Chemie
    Institut für Biochemie
    Pauwelstraße 30
    52074 Aachen
    Telefon: 0241 - 80 8 88 44
    E-Mail: akapurniotu@ukaachen.de

    i. A. Sabine Busse


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).