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12.10.1999 13:59

Studien zur Weltchronik des Heinrich von München beendet

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Nach fast zehnjähriger Arbeit wurde am Institut für deutsche Philologie der Universität Würzburg ein umfangreiches Forschungsprojekt abgeschlossen: die Untersuchung der Weltchronik des Heinrich von München.

    Große, in Reimpaarversen abgefasste Weltchroniken gehörten seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zu den erfolgreichsten und beliebtesten literarischen Werken, die überwiegend von adligem Publikum gelesen wurden. Die meist riesigen Handschriften sind oftmals prachtvoll ausgestattet, beginnen durchweg mit der Schöpfung und berichten die Weltgeschichte hauptsächlich anhand der Bibel. Es treten aber auch nichtbiblische Ereignisse hinzu, wie der Trojanische Krieg, die Geschichte Alexanders des Großen und die Gründung Roms. Aus der nachbiblischen Zeit fanden vor allem die römischen und römisch-deutschen Kaiser Eingang in die Chroniken. In diesen versicherte sich das mittelalterliche Laienpublikum seiner eigenen Geschichte. Der große Umfang - manche Handschriften haben über 100.000 Verse - und die unübersichtliche Textgestaltung machen die Weltchroniken zu einem sperrigen Forschungsgegenstand.

    Die wohl um 1370/80 entstandene gereimte Weltchronik, die einem nicht weiter bekannten Heinrich von Bayerland bzw. München zugeschrieben wird, wurde im 14. und 15. Jahrhundert vor allem im bairisch-österreichischen Raum gelesen; vier Handschriften entstanden nachweislich in Südtirol. In ihr sind Teile älterer Chroniken mit Auszügen aus Romanen und geistlicher Epik sowie mit neugedichteten Teilen verwoben.

    Das Würzburger Projekt hat nach Darstellung seines Leiters, Prof. Dr. Horst Brunner, Licht in das Dunkel der vielfach voneinander abweichenden Textfassungen gebracht: Die 18 vollständig erhaltenen Handschriften lassen sich drei aufeinander aufbauenden Redaktionen zuweisen, die wohl alle auf eine Art "Weltchronik-Werkstatt" des späten 14. Jahrhunderts zurückgehen. Die Forschungen hätten erneut gezeigt, dass mittelalterliche Texte vielfach nicht "fest" waren, sondern für den jeweiligen Gebrauch zurechtgemacht wurden, dass sie Material lieferten, das immer wieder ergänzt, umgearbeitet, gekürzt und neu gegliedert wurde. Mit den sich daraus ergebenden Fragen setze sich die internationale Mittelalterforschung derzeit vielfach auseinander.

    Das Projekt über Heinrich von München steht in der Tradition der Würzburger Mittelalterforschung, die sich in den vergangenen 30 Jahren insbesondere durch die Aufarbeitung und Erschließung großer, oftmals wenig bekannter Textbereiche ausgezeichnet hat. Zu nennen sind hier die Forschergruppe "Prosa des deutschen Mittelalters" (1973 - 1984) und der Sonderforschungsbereich 226 "Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Literatur im Mittelalter" (1984 - 1992). Derzeit setzt die Forschergruppe "Das Bild des Krieges im Wandel vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit" diese Tradition fort.

    Das nun beendete Projekt, in dessen Rahmen sich eine Wissenschaftlerin habilitieren konnte, wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Universität und dem bayerischen Wissenschaftsministerium gefördert. Der Druck konnte angesichts des Umfangs des Werkes nur mit Hilfe der von der Universität eingerichteten geisteswissenschaftlichen EDV-Abteilung bewältigt werden.

    Die fünf Bände der "Studien zur Weltchronik Heinrichs von München" mit insgesamt 2.757 Druckseiten sind im Dr. Reichert Verlag, Wiesbaden, als Bände 29, 30/1 und 2, 31/1 und 2 in der Reihe "Wissensliteratur im Mittelalter" erschienen.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Horst Brunner, T (0931) 888-5610, Fax (0931) 888-4616, E-Mail:
    heidrun.patterson@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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