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13.10.1999 10:11

IWH-Wirtschaft im Wandel im 13/1999

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Der Volltext mit Abbildungen und Tabellen zu den einzelnen Beiträgen steht im Internet unter http://iwh.uni-halle.de

    Im ostdeutschen Handwerk dauern die Schrumpfungsprozesse an

    Das Handwerk hat in Ostdeutschland nach der Einführung der Sozialen Marktwirtschaft relativ schnell Tritt gefaßt. Die Zahl der Betriebe ist 1998 gegenüber 1989 um zwei Drittel gestiegen. Die Mehrzahl profitierte vom Bauboom und der raschen Erhöhung der Einkommen der privaten Haushalte in den ersten Jahren nach der deutschen Vereinigung. Die etwa ab Mitte 1995 einsetzende Dämpfung der Baunachfrage und niedrigere Einkommenssteigerungen der privaten Haushalte haben zu Umsatzrückgängen, einer Verschlechterung der Ertragslage und zum Beschäftigungsabbau geführt. So haben sich z. B. im sächsischen Handwerk (ca. ein Drittel Anteil am ostdeutschen Handwerk) die Umsätze um rund 11 vH und die Beschäftigtenzahlen um rund 9 vH 1998 gegenüber 1996 verringert. Im ersten Vierteljahr 1999 dürfte der Umsatz im gesamten ostdeutschen Handwerk gegenüber dem ersten Quartal 1998 um etwa 8 bis 10 vH niedriger gewesen sein (Freistaat Sachsen minus 9,6 vH). Da ein Ende des Rückgangs der Baunachfrage in Ostdeutschland zur Zeit nicht abzusehen ist, werden sich die Schrumpfungsprozesse im Handwerk weiter fortsetzen. Dabei wird es freilich, wie bisher, zu teilweise deutlich unterschiedlichen Entwicklungsprozessen in den einzelnen Gewerbegruppen kommen.
    Bemerkenswert ist, daß trotz der erheblichen Verringerung der Baunachfrage die Zahl der Betriebe im Bau- und Ausbauhandwerk bis 1998 weiter angewachsen ist. Sie sind jedoch im Schnitt wesentlich kleiner geworden; z. B. arbeiteten im Bauhauptgewerbe Sachsens 1995 rund 31 Beschäftigte je Betrieb und 1998 nur noch rund 19 Beschäftigte je Betrieb.
    Siegfried Beer (sbr@iwh.uni-halle.de)

    Wachsendes Problempotential von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluß

    Die Zahl der Schulabgänger, die nicht einmal über einen Hauptschulabschluß verfügen, ist in Deutschland von 1992 bis 1997 um 28 vH angewachsen. Dieser Zuwachs geht weniger auf das Konto ausländischer als vielmehr deutscher Schulentlassener. Vor allem in den neuen Bundesländern ist der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluß nach 1991 schnell angestiegen und übertrifft 1997 trotz inzwischen rückläufiger Tendenz mit 9,8 vH den entsprechenden Anteil in den alten Ländern von 6,8 vH um drei Prozentpunkte.
    Daten zu den weiteren beruflichen Karrieren von Schulabgängern ohne Hauptschulabschluß zeigen, daß die Mehrzahl von ihnen auch ohne Berufsabschluß bleibt. Somit entsteht eine Verfestigungstendenz, das Erwerbsleben als Un- oder Angelernter zu bestreiten. Solche Verläufe gehen mit einem hohen Arbeitslosigkeitsrisiko einher. Auch in Zukunft sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt eng mit dem Qualifikationsniveau verknüpft. Vor allem in Beschäftigungskrisen wird Qualifikation zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor des Einzelnen. Eine Zertifizierung der erworbenen Bildung als individueller Nachweis der Lernfähigkeit und Produktivität ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Zu den Ursachen und Motiven, warum eine gewachsene Zahl von Jugendlichen die Schule ohne Abschluß verläßt, besteht weiterer Forschungsbedarf.
    Peter Franz (pfr@iwh.uni-halle.de)
    Cornelia Lang (cln@iwh.uni-halle.de)


    Unterschiedliche Risikopotentiale für Währungsturbulenzen
    in Mittel- und Osteuropa

    Die Vielzahl der Währungs- und Bankenkrisen der letzten Jahre haben zu einem erneuten Interesse an Frühwarnindikatorensystemen geführt. Zwar ist deren Fähigkeit, den Ausbruch einer Krise vorherzusagen, skeptisch zu beurteilen, gleichwohl bieten sie eine sinnvolle Ergänzung zu traditionellen Länderanalysen. Empirisch gestützte Indikatorensysteme wie der Signalansatz können auf eine einfache und transparente Art bestehende Risikopotentiale aufzeigen und so der Wirtschaftspolitik frühzeitig Hinweise über nicht durchhalt-bare wirtschaftliche Fehlentwicklungen liefern. Die Anwendung des Signalansatzes auf fünf ausgewählte Währungs- und Bankenkrisen in Mittel- und Osteuropa zeigt, daß nicht durchhaltbare Entwicklungen ursächlich für den Krisenausbruch waren. Darauf aufbauend wird die Entwicklung von elf mittel- und osteuropäischen Län-dern bis zum ersten Halbjahr 1999 untersucht, um Aufschlüsse darüber zu erlangen, wie sich das Risikopotential für wirtschaftliche Fehlentwicklungen in einzelnen Ländern in der jüngeren Vergangenheit entwickelt hat. Die Untersuchung deutet für die meisten Länder auf relativ stabile Entwicklungen hin. Dennoch besteht in einigen Ländern dringender wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf. In der Slowakei weisen mehrere Variablen auf erhebliche Probleme im Bankensektor und im monetären Bereich hin. In der Tschechischen Republik sind steigende Haushaltsdefizite und ein rapider Anstieg der kurzfristigen Auslandsverschuldung problematisch. Dagegen wirken in Rußland noch die Ursachen der Währungskrise vom August 1998 nach.
    Axel Brüggemann (bgn@iwh.uni-halle.de)
    Thomas Linne (thl@iwh.uni-halle.de)

    Grenzen der FuE-Förderpolitik: Was leistet sie in den neuen Ländern?

    In den neuen Ländern wird durch verschiedene Instrumente Forschung und Entwicklung (FuE) von Unternehmen gefördert. Dazu zählen infrastrukturelle Maßnahmen, Projektzuschußförderun-gen, Kapitalhilfen und Personalkostenzuschüsse. Zwar rechtfertigt das Fehlen von FuE-Netzwerken in den neuen Ländern eine ostdeutschlandspezifische FuE-Förderung, da hierdurch sowohl FuE bestehender Unternehmen als auch die Neuansiedlung FuE-intensiver Unternehmen behindert wird. Die angewandten Instrumente weisen jedoch teilweise erhebliche Schwächen auf und werden der ostdeutschen Problematik insgesamt kaum gerecht. Problematisch sind besonders Projektzuschußförderung und Personalkostenzuschüsse. Um die FuE-Förderung zu verbessern und an die ostdeutsche Netzwerkproblematik anzupassen, ist daher vor allem eine Gewichtsverlagerung zugunsten effizienterer Instrumente anzuraten. Dabei sei allerdings vor übertriebenen Erwartungen an die Möglichkeiten staatlicher FuE-Förderung gewarnt.
    Ralf Müller (rmr@iwh.uni-halle.de)

    Ostdeutsche Industrie wieder etwas zuversichtlicher

    Im September hat sich laut IWH-Umfrage unter rund 300 ostdeutschen Industrieunternehmen das Geschäftsklima wieder gebessert. Der Saldo aus positiven und negativen Urteilen der Unternehmen zur Geschäftslage ist gegenüber der vorangegangenen Umfrage im Juli um 13 Punkte auf der Bewertungsskala gestiegen. Trotzdem liegt er um 11 Punkte unter dem Stand vor Jahresfrist. Nunmehr schätzen 73 Prozent aller Unternehmen ihre Lage mit "gut" oder "eher gut" ein, darunter befin-den sich 28 mit dem Urteil "gut". Besonders unter den Investitionsgüterherstellern stieg der Anteil der eindeutig positiven Meldungen.
    Die Lageeinschätzung hellte sich diesmal in allen fachlichen Hauptgruppen auf. Im Vorleistungsgüterbereich setzte sich der Erholungskurs fort. Hier beurteilten die Unternehmen aus der Chemischen Industrie ihre aktuelle Geschäftslage besonders günstig. Die Hersteller von Investitionsgütern verspürten im September nach ihrem bisherigen Zick-Zack-Kurs einen kräftigen Aufwind und waren sogar optimistischer gestimmt als vor Jahresfrist. Dazu gehören Unternehmen der Elektrotechnik/Elektronik, die über eine bessere Geschäftslage als im Durchschnitt berichten.
    Auch die Geschäftsaussichten wurden im Sep-tember wieder günstiger eingeschätzt als noch im Juli. Allerdings war der Zuwachs der positiven Urteile hier nicht so deutlich ausgeprägt wie bei der Beurteilung der aktuellen Lage. Es überwiegen die Optimisten, zu denen wie bei der Geschäftslage fast drei Viertel der Befragten zählen. Verschiebungen im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage gab es im Unschärfebereich der Urteilsbildung von "gut" zu "eher gut".
    Gestützt wird das insgesamt zuversichtliche Geschäftsklima vom kräftigen Auftragseingang, be-sonders im Vorleistungsgüterbereich. Darin zeigt sich wohl auch der Jahr-2000-Effekt. Zwar erwartet nach der jüngsten IWH-Industrieumfrage die große Mehrzahl der ostdeutschen Industrieunternehmen (96 vH) keine Einschränkungen ihrer Geschäftstätigkeit zum Jahreswechsel; nicht zuletzt deshalb, weil 76 vH der Unternehmen ihre Informationstechnologien erneuerten bzw. dies vorbereitet haben. Dennoch stocken 17 vH der Unter-nehmen ihre Materialbestände vorsorglich auf und 16 vH produzieren auf Vorrat, um für eventuelle Nachfragespitzen zum Jahreswechsel oder etwaige Lieferausfälle gerüstet zu sein.
    Doris Gladisch (dgl@iwh.uni-halle.de)


    Weitere Informationen:

    http://iwh.uni-halle.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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