Bremer Hirnforscher spricht am 15. Februar im Ernst-Abbe-Kolloquium in Jena
Jena (13.02.06) Frauen sind gefühlsbetont, Männer rational, lautet ein Geschlechterklischee - und jeder kennt dafür Beweise, ebenso für das Gegenteil. Selbst in unserer aufgeklärten Gegenwart gelten möglichst rationale Entscheidungen als die besseren - demnach müssten Männer die intelligenteren Entscheidungen treffen. Ob das wirklich so ist und was hinter dem komplexen Prozess der Entscheidungsfindung steckt, das wird Prof. Dr. Gerhard Roth am Mittwoch, den 15. Februar, in einem öffentlichen Vortrag darlegen. Der Hirnforscher von der Universität Bremen spricht um 17 Uhr im Jenaer Zeiss-Planetarium (Am Planetarium 2) zum Thema "Wer entscheidet, wenn ich entscheide? - Das Wechselspiel von Verstand und Gefühlen bei der Handlungssteuerung". Der Vortrag im Rahmen des Ernst-Abbe-Kolloquiums, das die Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit der Ernst-Abbe-Stiftung veranstaltet, ist wie immer allgemein verständlich angelegt. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, Eintritt frei.
Wichtige Entscheidungen sollen nicht von Gefühlen bestimmt werden, nicht spontan oder gar unbewusst passieren. "Schlaf erst einmal darüber", heißt der gute Rat eines wohlmeinenden Mitmenschen, wenn ein Entschluss zu fassen ist. Das Hirn soll Zeit erhalten, zu vernünftigen Entscheidungen zu gelangen. Damit werden emotionale Urteile den rationalen untergeordnet. Dies scheint auch vernünftig, da Verstand im Gehirn, genauer im Stirnhirn, angesiedelt ist, während Gefühle durch den Körper bestimmt zu werden scheinen. Uns hüpft das Herz vor Freude oder schlottern die Knie, bringt dies gut zum Ausdruck.
Neue Erkenntnisse der Hirnforschung und Psychologie zeigen aber: Ein beträchtlicher Teil unserer Entscheidungen fällt unbewusst. Die Gefühlszentralen im Gehirn, zu denen vor allem der Mandelkern (Amygdala) gehört, bewerten kontinuierlich und stehen in engem Kontakt mit den Gedächtnisinhalten und dem Stirnhirn. Wir erleben bei einfachen Handlungen meist nur bewusst, was unser Gehirn zuvor bereits entschieden hat. Scheinbar unabhängig von der Ratio haben die Gehirnwindungen längst das Ergebnis programmiert und dabei auf den "Ratgeber Gefühl" gehört.
"Bei komplizierten und wichtigen Entscheidungen spielt selbstverständlich das rationale Abwägen von Alternativen eine große Rolle", schränkt Prof. Roth ein. "Aber Vernunft und Verstand sind hierbei nur Ratgeber, wenngleich oft sehr wichtige", so der Bremer Verhaltensphysiologe, "sie entscheiden nichts". Irrationale wie rationale Entscheidungen, so wird Roth während des Abbe-Kolloquiums darlegen, werden sowohl vorbereitet als auch abschließend von Emotionen bestimmt. Ob wir aus dem Bauch heraus oder aufgrund des Abwägens von Alternativen entscheiden, macht zwar einen Unterschied, befreit aber weder Mann noch Frau von der gefühlsgesteuerten Basis aller Entscheidung.
Prof. Dr. Gerhard Roth
Foto: privat
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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