idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.10.1999 15:49

20 Jahre Jüdische Studien in Heidelberg

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Festakt mit Bundespräsident Johannes Rau am 21. Oktober 1999 - Posthume Ehrung für Ignatz Bubis: Ehrensenator der Universität Heidelberg

    Die Hochschule für Jüdische Studien ist die einzige deutsche Einrichtung ihrer Art und kann in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag begehen. Politische Prominenz aus Bund und Land kommen zum Festakt am 21. Oktober 1999 nach Heidelberg. Die Gästeliste führt Bundespräsident Johannes Rau an. Ministerpräsident Erwin Teufel und Bundesinnenminister Otto Schily werden gratulieren. Ihre Anwesenheit spiegelt wider, dass mit der Hochschule zum ersten Mal eine jüdische Studien- und Forschungseinrichtung in Deutschland von der öffentlichen Hand finanziell getragen wird. Mit der Gründung im Jahr 1979 wurde bewusst an die deutschen Vorgänger angeknüpft, vor allem an die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, die bis 1942 in Berlin bestand. Dort kam nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Lehrbetrieb zum Erliegen, Studenten und Professoren verließen das Land.

    In Palästina und den USA fanden die Forscher Aufnahme und konnten die Studien fortsetzen. Es gelang, die Neugründung der Hochschule in Heidelberg von dort zu unterstützen und zum Beispiel den Grundstock für die 40.000 Bände umfassende Bibliothek zu legen. Heute bestehen sehr enge Beziehungen zu den Instituten in Israel und Amerika. Träger der neuen Einrichtung wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland. Im Unterschied zu anderen Judaistik-Instituten belegen die Heidelberger Studenten mehrere Fächer aus dem jüdischen Kulturkreis wie Geschichte, Bibel, Talmud, Philosophie oder Kunst. Großer Wert wird auf das Erlernen der Sprachen des Judentums gelegt. Quellen werden im hebräischen oder aramäischen Original gelesen, hinzu kommen moderne Literatur und Jiddisch.

    "Entscheidender Teil der zwanzigjährigen Geschichte der Hochschule ist die wachsende Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg", betont der Rektor, Prof. Dr. Michael Graetz, der seit 1997 dieses Amt innehat. Er war von der Universität Jerusalem nach Heidelberg gekommen, nachdem er 23 Jahre in Israel Jüdische Geschichte gelehrt hatte. "Ging es am Anfang noch um die gegenseitige Anerkennung von Prüfungsleistungen, so können wir heute stolz auf die Magister- und Doktorarbeiten schauen, die nur durch ausgezeichnete Kooperation mit der Universität zustande kamen." Ganz aktuell sei die Einrichtung eines Studiengangs, der zum Staatsexamen für Religionslehrer führt. Die Genehmigung des Ministeriums soll noch in diesem Jahr erfolgen.

    Die Universität Heidelberg ehrt posthum auf der Festveranstaltung den im August verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrates, Ignatz Bubis. Der Rektor der Universität, Professor Dr. Jürgen Siebke, wird Bubis' Witwe Urkunde und Medaille über die Verleihung der Würde eines Ehrensenators, die bereits im Juni des Jahres vom Senat beschlossen wurde, überreichen.

    Die Hochschule hat sich im wissenschaftlichen Umfeld Heidelbergs fest etabliert; 140 Studierende sind eingeschrieben, Haupt- und Nebenfach zusammengenommen. Dazu zählen noch 21 Doktoranden, die zusätzliche Fächer an der Universität Heidelberg studierten. "Die immer stärker spürbaren Sparmaßnahmen der öffentlichen Kassen erfordern es, dass auch die Hochschule für Jüdische Studien sich verstärkt nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten umschaut. Ein Wunsch ist dabei eine Stiftungsprofessur für das Fach Jiddisch", so Michael Graetz.

    Ergänzt wurde die Jubiläumsveranstaltung durch ein Symposium im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität vom 11. bis zum 14. Oktober unter dem Titel "Schöpferische Momente des europäischen Judentums im 16. - 18. Jahrhundert". Die Tagung untersuchte am Beispiel von fünf jüdischen Zentren Europas - Amsterdam, Frankfurt, Venedig, Prag und Krakau - die Frage nach dem Beginn der Neuzeit in der jüdischen Geschichte. Am 21. Oktober startet eine Ausstellung "Vom Mittelalter in die Neuzeit - Jüdische Städtebilder: Frankfurt, Prag, Amsterdam". Ähnlich wie im Symposium will sie die Aufmerksamkeit auf einige wichtige Gemeinden des europäischen Judentums lenken, in denen zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert Anzeichen für den Aufbruch zur Moderne erkennbar sind. In Bild und Text (und zusätzlichem Essayband) wird auf literarische, philosophische und rabbinische Schriften, aber auch auf künstlerische und architektonische Werke hingewiesen, die von der Schaffenskraft der europäischen Juden zeugen. Die Geschichte der Heidelberger Hochschule ist in die Ausstellung integriert (in der Bibliothek der Universität bis 30.12.99).

    Axel Sütterlin

    Rückfragen bitte an:
    Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
    Tel. 06221 22576, Fax 167696
    E-Mail: presse@aleph.hjs.uni-heidelberg.de
    Informationen im Internet: www.hjs.uni-heidelberg.de

    oder an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.hjs.uni-heidelberg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).