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14.02.2006 17:50

Gibt es ein "europäisches Gedächtnis"?

Sabine Rehorst Pressestelle
Kulturwissenschaftliches Institut

    Internationales KWI-Forschungsprojekt "Vergleichende Tradierungsforschung" stellt am 23.2.2006 im Rahmen einer prominent besetzten Bilanztagung seine Ergebnisse vor.

    Der schwierige europäische Integrationsprozess wirft die Frage auf, ob ein "europäisches Gedächtnis" existiert bzw. wie es beschaffen sein müsste, um gemeinschaftsbildend zu wirken. Vor dem Hintergrund dieser Frage hat das am Essener Kulturwissenschaftlichen Institut angesiedelte Forschungsprojekt "Vergleichende Tradierungsforschung" unter der Leitung des Sozialpsychologen Harald Welzer intergenerationelle Tradierungsprozesse und Vergangenheitsbilder in ausgewählten europäischen Ländern untersucht, nämlich in der Schweiz, in Norwegen, Dänemark, Holland, Kroatien und Serbien.

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich in Norwegen, Dänemark, der Schweiz und den Niederlanden weiterhin positive Bezugnahmen der dritten Generation auf die Geschichtsdeutungen der ersten Generation verzeichnen lassen. Der Bezug auf Demokratie, Toleranz und Menschenrechte bietet eine Grundlage für die Modernisierung nationaler Selbstbilder. Die Ergebnisse aus Serbien und Kroatien zeigen ein anderes Bild. Hier hat der Krieg der neunziger Jahre und die Erfahrung des gesellschaftlichen Zusammenbruchs nicht nur zu einem Verlust traditioneller normativer Orientierungen geführt, sondern zu einer Entwertung der Erinnerungen und Geschichtsdeutungen der Großelterngeneration überhaupt.
    Das verweist darauf, wie eng öffentliche und private Bezugnahmen auf Geschichte an die jeweilige Gegenwart gebunden sind. In Staaten, in denen sich noch keine stabilen zivilgesellschaftlichen Perspektiven gebildet haben, kann die Vergangenheit zumal dann, wenn sie in den Zerfall geführt hat, keine orientierende Rolle spielen. Insofern kann eine vergleichende Tradierungsforschung Hinweise darauf geben, wie sehr sich Menschen mit ihren Gesellschaften identifizieren und somit Indikatoren für die Stabilität von Demokratien liefern.

    TagungsteilnehmerInnen: Jörn Rüsen, Matthias Kettner, Harald Welzer, Olaf Jensen, Daniel Levy, Wolfgang Höpken, Isabellea Matauschek, Hans Marks, Jan-Philipp Reemtsma u.a.

    Eine Teilnahme an der Tagung ist nur nach Anmeldung (Tel.: 0201/7204-206)begrenzt möglich.

    Sabine Rehorst
    Kulturwissenschaftliches Institut, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Goethestr. 31, 45128 Essen
    Tel. +49 (0)201/7204-160, Fax +49 (0)201/7204-159
    sabine.rehorst@kwi-nrw.de
    http://www.kwi-nrw.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Psychologie, Recht, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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