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14.02.2006 19:43

MHH: Jede zweite Operation fällt aus

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Präsidium und Klinikleiter fordern: Streik nicht auf dem Rücken der Patienten austragen

    Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) muss am zweiten Streiktag weite Bereiche in der Krankenversorgung einschränken. "Jede zweite Operation muss ausfallen, weil ver.di kein Personal zur Verfügung stellt", betonte am Dienstagabend Dr. Andreas Tecklenburg, Vizepräsident der MHH und zuständig für das Ressort Krankenversorgung während einer Pressekonferenz. Von 22 Operationssälen können derzeit nur neun genutzt werden. "Es ist geradezu perfide, den Streik im Öffentlichen Dienst auf dem Rücken der Patienten auszutragen", ergänzte MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann.

    "Wir sind ein Krankenhaus der Supramaximalversorgung, das heißt, wir sind in vielen Fällen die letzte Instanz und versorgen Patienten, die andere Krankenhäuser nicht mehr versorgen können", sagte Dr. Tecklenburg. Sechs Direktoren von MHH-Abteilungen machten während der Pressekonferenz an Hand von Beispielen deutlich, was der Streik an der MHH für den einzelnen Patienten bedeutet.

    "Wir müssten eigentlich Leukämiepatienten behandeln, deren Heilungschancen um zehn bis 20 Prozent sinken, wenn wir sie morgen nicht aufnehmen können", meinte etwa Professor Dr. Arnold Ganser, Direktor der MHH-Abteilung Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie. "verdi fordert aber, dass wir frei werdende Betten nicht mit neuen Patienten belegen."

    Professor Dr. Jürgen Klempnauer, Direktor der MHH-Abteilung Viszeral- und Transplantationschirurgie, wies auf ein Dilemma speziell in seiner Abteilung hin. "Ein verfügbares Organ muss sofort transplantiert werden, aber auch die OP-Versorgung von Krebspatienten muss gewährleistet sein." Man müsse derzeit aber bedingt durch den Streik mit der Hälfte der Kapazitäten auskommen.

    "Ein oder zwei Tage Streik lassen sich gerade noch überbrücken", sagte Professor Dr. Udo Jonas, Direktor der MHH-Abteilung Urologie, "danach wird die Situation aber absolut kritisch." In seiner Abteilung müssten sieben Krebspatienten mit Erkrankungen an Prostata und Niere unbedingt operiert werden. "Wenn ein Angehöriger von Herrn Bsirske darunter wäre, würde er die Situation sicher auch anders sehen." Professor Dr. Siegfried Piepenbrock, Direktor des Zentrums Anästhesiologie, wies daraufhin, was für einen psychologischen Druck es für Patienten bedeutet, wenn eine OP kurzfristig abgesagt werden muss. "Ein Krankenhaus ist kein Ort für einen Streik, er geht immer zu Lasten der Patienten."

    Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der MHH-Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, kann nicht verstehen, wie ver.di darüber entscheiden kann, wer operiert werden darf und wer nicht. "Die Streikenden spielen mit Menschenleben." Haverich schilderte, dass er bei vier Patienten mit schwersten Herzerkrankungen die OP absagen musste. "Ein Patient wurde auf eine schwere Herz-OP vorbereitet, das heißt, er stand schon unter Beruhigungsmitteln. Er musste wieder aus dem OP geholt werden. Wenn er wach wird, müssen wir ihm erklären, dass seine OP gar nicht stattgefunden hat. Das ist blanker Zynismus."

    Professor Peter Hillemans, Direktor des MHH-Zentrums Frauenheilkunde, machte den Druck, der auf seinen Patientinnen lastet, an einem Beispiel deutlich. "Wir haben eine Patientin, der eine schwere Krebs-OP bevorsteht. Sie ist Anfang 40, mit zwei kleinen Kindern und kann überhaupt nicht planen, wann sie endlich operiert wird. Die seelische Belastung ist enorm und verstärkt sich natürlich mit jedem Tag."

    Während am Montag noch 313 der 7100 MHH-Beschäftigten in den Streik getreten waren, meldeten sich am Dienstag noch 273 als streikend. "Darunter sind aber viele Beschäftigte, die in Schlüsselpositionen in der Krankenversorgung oder Logistik arbeiten", erläuterte Holger Baumann, als MHH-Vizepräsident zuständig für das Ressort Wirtschaftsführung und Administration. "Jeder Streiktag bedeutet für die MHH zudem einen Einnahmeausfall von einer viertel Million Euro."


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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