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15.10.1999 14:27

Feine und feinste Nähte üben

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Übungskurs für Mikrochirurgie vom 18.-22. Oktober am Jenaer Uni-Klinikum

    Jena (15.10.99) Wenn Silvia Marsch am Mikroskop sitzt und näht, dann sieht das einfach aus, obwohl die Diplom-Biologin mit feinstem Nahtmaterial und Instrumentarium arbeitet. Diese Leichtigkeit beruht auf langjähriger Erfahrung, die die Mitarbeiterin der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie/Plastische Chirurgie des Jenaer Universitätsklinikums im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit und in zahlreichen Kursen erlangt hat und nun weitergibt.

    Etwa im Übungskurs für Mikrochirurgie der Gefäße und Nerven, dessen 55. Auflage nun vom 18. bis 22. Oktober an der Jenaer Klinik stattfindet. Erwartet werden wieder zehn Teilnehmer - diesmal aus Österreich und Deutschland. Mikrochirurgie umschreibt eine operative Technik, mit deren Hilfe es möglich ist, feinste Strukturen, z. B. Blutgefäße mit einem Durchmesser bis hinunter zu 0,5 mm miteinander zu verbinden.

    Was Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. Dieter Schumann und seine Mitarbeiter den Kursteilnehmern vermitteln wollen, sind die mikrochirurgischen Knüpf- und Nahttechniken unter Verwendung von Mikroskop, speziellem Nahtmaterial und entsprechendem Instrumentarium für einen späteren klinischen Einsatz. Beispielsweise müssen bei einer Fingerreplantation die durchtrennten Blutgefäße wieder sicher als Röhre vereinigt werden, damit das Blut ungehindert fließen und den verletzten Finger versorgen kann. "Diese Technik erfordert nicht nur eine ruhige Hand und viel Geduld, sondern auch ein intensives Training", weiß Silvia Marsch. Dazu bestehen im Kurs die besten Voraussetzungen. An verschiedenen Modellen wird unter realistischen Bedingungen geübt.

    Unter anderem werden kleine Schläuche aus einem als "BASYC" bezeichneten Material verwendet. Es wurde gemeinsam mit Chemikern der Friedrich-Schiller-Universität entwickelt und ist eine von BAkterien SYnthetisierte Cellulose, die Oberflächeneigenschaften ähnlich denen von natürlichen Gefäßen besitzt. So ist es nicht verwunderlich, dass auch an einem klinischen Einsatz dieses Materials als Mikrogefäßersatz oder als Umhüllung von Mikronervennähten gearbeitet wird. Eine funktionierende Gefäßprothese für den mikrochirurgischen Bereich, d.h. mit einem Durchmesser von kleiner als 3 mm, gibt es noch nicht - wohl aber den Bedarf dafür.

    Beispielsweise muß bei notwendigen Radikaloperationen von Tumoren der Mundhöhle viel Gewebe entfernt werden, das durch körperreigenes zu ersetzen ist. Hier stellt ein mikrochirurgischer Transfer oft die einzige Möglichkeit der Rehabilitation dar. Als Ersatzgewebe kann ein Dünndarmsegment dienen. Durch seine Eigenschaft Schleim zu bilden, ist dieses Transplantat für den Einsatz in der Mundhöhle besonders geeignet. Um es am Leben zu halten, müssen seine Blutgefäße wieder in den Körperkreislauf, weit entfernt vom Ursprung, angeschlossen werden. Diese Methode wurde 1992 am Jenaer Klinikum mit Unterstützung von Professor Reuther aus Würzburg eingeführt und ist nur mit Hilfe der mikrochirurgischen Technik möglich.

    Die mikrochirurgische Technik hat ein breites Anwendungsspektrum und kann von Ärzten aller chirurgischen Disziplinen, wie z.B. der Neurochirurgie, der Gynäkologie und der Urologie, eingesetzt werden. "Das Interesse an einer Teilnahme am Übungskurs ist auch nach 20 Jahren, die die Kurse in Jena bereits angeboten werden, ungebrochen," bestätigt Prof. Schumann. Die bisherigen ca. 600 Teilnehmer kamen aus 24 Ländern weltweit und vertraten 14 Fachrichtungen. Das Jenaer Schulungsteam ist bemüht, ausreichend theoretisches Wissen durch entsprechende Vorträge und Videofilme zu vermitteln, durch klinische Anwendungsbeispiele zu verdeutlichen und dabei möglichst viel Zeit für eigenes praktisches Training bei individueller Betreuung zu gewähren - das Echo der vergangenen Kurse bestätigt die Richtigkeit dieser Strategie.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Dr. Dieter Schumann
    Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Jena
    Bachstr. 18
    07743 Jena
    Tel.: 03641/933180
    Fax: 03641/933179
    E-Mail: opitz@bach.med.uni-jena.de

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Axel Burchardt M. A.
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931041
    Fax: 03641/931042
    E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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