idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.02.2006 08:51

Seltenste Antilopenart der Welt wieder aufgetaucht

Josef Zens Unternehmenskommunikaton des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Die Riesen-Rappenantilope galt manchen schon als ausgestorben. Berliner Forscher wiesen jetzt nach, dass in Angola einige Tiere überlebt haben.

    Die Riesen-Rappenantilope ist wieder aufgetaucht. Jahrzehntelang galt das Tier mit den imposanten Hörnern, das ausschließlich in Angola vorkommt, als verschollen oder ausgestorben. Jetzt haben Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) anhand von Erbgutvergleichen bestätigt, dass die seltenste Antilope der Welt nicht ausgestorben ist - und das trotz des 30 Jahre tobenden Bürgerkriegs in dem westafrikanischen Land.

    "Unser Befund hat eine große Bedeutung für die regionalen Artenschutzbemühungen", sagt Prof. Dr. Christian Pitra vom IZW, "denn die Riesen-Rappenantilope ist nicht nur das Nationalsymbol Angolas, sondern auch eine so genannte flagship species." Als Flaggschiff-Art bezeichnet man Spezies, deren Schutz sich besonders lohnt, weil im Gefolge auch andere Arten oder ganze Ökosysteme von den Schutzmaßnahmen profitieren.

    Besonders dramatisch ist die Situation für Riesen-Rappenantilope nicht nur wegen des Bürgerkriegs. Ihre extrem langen Hörner - bis zu 1,65 Meter - machen die Tiere als Trophäe für Jäger begehrt. Die aber wollen nicht ins gefährliche Angola. Und so bieten Wildpark-Betreiber in Südafrika nach Angaben von Pitra bereits bis zu einer Million US-Dollar für ein lebendes Tier. Sie hoffen, durch Einkreuzen der angolanischen Variante in ihre eigenen Rappenantilopen-Bestände Nachwuchs züchten zu können, der ebenfalls lange Hörner trägt und sich dann gewinnbringend als Trophäe zum Abschuss verkaufen lässt.

    Durch die nahe Verwandtschaft der Rappenantilopen wäre eine Kreuzung von Tieren zweier Unterarten biologisch kein Problem. Mehr noch: Die molekular-genenetischen Untersuchungen der IZW-Wissenschaftler legen nahe, dass es sich bei den angolanischen Riesen-Rappenantilopen (Hippotragus niger variani) um eine geografisch isolierte Population ihrer nächsten Verwandten namens Hippotragus niger niger handelt, die im Süden Tanzanias sowie in Südafrika leben.

    Aber wäre dann eine Kreuzung mit Beständen in Südafrika nicht harmlos? "Nein, auf keinen Fall", sagt Pitra. Denn von der Gestalt her ("morphologisch") unterschieden sich die Bestände sehr wohl, einerseits durch die langen Hörner, die nur die Tiere in Angola tragen, andererseits durch eine auffällige Zeichnung des Fells am Kopf. Überdies, gibt Pitra zu bedenken, könne man eine Neuordnung von Arten nicht allein auf die DNA-Analysen stützen, sondern müsse immer auch die Morphologie mit einbeziehen.

    Hintergrund-Informationen:

    Die seltene Antilope mit dem lateinischen Namen Hippotragus niger variani war erst 1914 entdeckt und zuletzt vor 24 Jahren in Angola gesichtet worden. Hin und wieder gab es zwar Gerüchte, dass noch Riesen-Rappenantilopen in den beiden benachbarten Schutzgebieten Luando Integral Nature Reserve und Cangandala National Park lebten, doch ein sicherer Nachweis fehlte bislang. Unter zum Teil abenteuerlichen Bedingungen hatten portugiesische und englische Wissenschaftler im Jahr 2004 Kotproben aus den beiden Gebieten in Zentralangola gesammelt und nach Berlin zur Analyse geschickt. Hier verglichen die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung daraus gewonnenes Erbgut mit Material, das aus Museen stammt. Das Erbgut im Kot kam von Zellen der Darmschleimhaut, die immer in den Pellets zu finden sind.

    Nach der Bestätigung, dass es sich um Kot von Riesen-Rappenantilopen handelte, wurden automatische Kameras an Salzlecken aufgestellt. Diese "Fotofallen" dokumentierten, dass die beeindruckenden Hornträger dort regelmäßig hinkommen. Eine Antilopenkuh auf einem Foto war sogar eindeutig trächtig.

    Eine wissenschaftliche Arbeit dazu ist kürzlich in der Fachzeitschrift European Journal of Wildlife Research erschienen (DOI 10.1007/s10344-00-0026-y).

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Christian Pitra, pitra@izw-berlin.de
    Tel.: 030/5168-501

    Fotos und weitere Informationen:
    Steven Seet, seet@izw-berlin.de
    Tel.: 030/5168-718


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).