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18.10.1999 11:19

Luftsauerstoff perfekt genutzt

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Luftsauerstoff perfekt genutzt

    Eine Verbindung des Metalls Osmium könnte bei chemischen
    Reaktionen mit Sauerstoff für weniger Abfall sorgen

    Das Gas Sauerstoff hält nicht nur uns, sondern auch die chemische Industrie
    am Leben: Viele wichtige Grundchemikalien entstehen, indem die Chemiker
    Sauerstoff mit anderen einfachen Stoffen reagieren lassen. Das Problem
    dabei: In vielen Reaktionen gelingt es nicht, beide Atome des
    Sauerstoffmoleküls in das gewünschte Produkt zu übertragen - oft reagiert
    nur eins wie gewünscht, das andere bildet in der Regel lästige
    Nebenprodukte. Selbst der Natur gelingt es nicht immer, den Sauerstoff
    "vollständig" einzusetzen: Im Körper entsteht bei vielen Reaktionen mit
    diesem Gas die Sauerstoffverbindung Wasser als Nebenprodukt.

    Matthias Beller, Christian Döbler und Gerald Mehltretter vom Institut für
    Organische Katalyseforschung in Rostock gelang nun, was bislang kaum für
    möglich gehalten wurde: Diole - eine Art "Doppelalkohole", die zwei
    Sauerstoffatome enthalten - mit gewöhnlichem Sauerstoff in einem Schritt
    aus Olefinen wie Ethylen oder Propylen herzustellen. Den Rostocker
    Chemikern hilft bei ihrer Reaktion das Metall Osmium: Es zerlegt den
    Luftsauerstoff in seine Atome und überträgt sie beide zugleich auf die
    Olefine - ohne "Sauerstoffabfall".

    Diole werden in großen Mengen z.B. als Frostschutzmittel verwendet oder
    dienen als Grundbausteine für die verschiedensten Kunststoffe. Auch viele
    Arzneimittel werden aus diesen einfachen Verbindungen hergestellt.
    Derzeit werden Diole umständlich in zwei Stufen synthetisiert. Daß Diole in
    einem Schritt aus Olefinen hergestellt werden können, wenn man Verbindungen
    dieses Metalls als Katalysator einsetzt, ist zwar schon länger bekannt: Die
    Industrie konnte sich dieser einstufigen Prozesse jedoch nicht bedienen,
    weil dazu bislang große Mengen an teuren sauerstoffhaltigen
    Spezialchemikalien nötig waren. Auch deren Herstellung sorgte für große
    Abfallmengen; Sauerstoffgas dagegen ist in der Luft praktisch in
    unbegrenzter Menge vorhanden und äußerst preiswert. Damit könnten die
    Grundbausteine vieler wichtiger Chemieprodukte mit Hilfe der Rostocker
    Entdeckung billiger und umweltfreundlicher als bisher produziert werden.

    Das Team um Beller ist nicht das erste, das mit Sauerstoff und Osmium
    experimentiert. Frühere Versuche, vor Jahrzehnten von anderen Chemikern
    unter aggressiveren Bedingungen durchgeführt, führten jedoch dazu, daß das
    Metall die Diole wieder zerstörte - die Idee wurde verworfen. Beller:
    "Manchmal erreicht man eben mehr, wenn man seine Reaktionen einfach ein
    wenig zähmt."

    Kontakt:
    Prof. Dr. Matthias Beller
    Institut für Organische
    Katalyseforschung (IfOK)
    Buchbinderstraße 5 - 6
    D-18055 Rostock

    Fax: (+49) 381/46693-24

    E-mail: matthias.beller@ifok.uni-rostock.de

    Quelle: Angew. Chem. 1999, 111 (20), 3211 - 3212


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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