Frauen und Technik...? Trends und Qualifizierungsbedarf fuer neue Arbeitsformen und Technologien. Institut Arbeit und Technik koordiniert Leonardo-Projekt der EU
In Technikberufen haben Frauen nach wie vor wenig Chancen. Auch staatliche Foerderprogramme haben daran bislang wenig geaendert. Technikorientierte und arbeitsplatznahe Qualifizierungskonzepte, die auch fuer Familienfrauen geeignet sind und die der Lebenserfahrung und Denkweise von Frauen entsprechen, haben Seltenheitswert. Waehrend Frauen zwar haeufiger als Maenner an Computerkursen betriebsexterner Weiterbildungseinrichtungen teilnehmen, haben sie im Vergleich zu den maennlichen Kollegen weniger Zugang zur Weiterbildung im Betrieb, wenn etwa neue, kooperative Arbeitsformen mit Informations- und Kommunikationstechniken eingefuehrt werden.
Zu diesem Ergebnis kommen erste Untersuchungen im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes der EU "Womens Qualification for new technologies and new forms of work organisation: needs analysis and vocational updatiing strategies", das seit 1997 vom Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) koordiniert wird. Das Projekt mit Kooperationspartnern aus Italien, Daenemark, England und Deutschland soll praxisnah Vorschlaege fuer Qualifizierungskonzepte entwickeln.
Harte Konkurrenzbedingungen am Markt zwingen die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, neue Produktionssysteme einzufuehren, in denen Arbeit und Management neu organisiert und neue Informations- und Kommunikationstechnoligien eingesetzt werden. In der Produktion fallen dadurch einfache Arbeitsplaetze weg, an den Schnittstellen zu den vor- und nachgelagerten Servicebereichen entstehen dagegen neue Arbeitsfelder. Zu diesen haben allerdings Frauen und Maenner in unterschiedlichem Ausmass Zugang. "Bei der Einfuehrung von Gruppenarbeit besteht die begruendete Vermutung, dass die Arbeit und entsprechend die Weiterbildung von Frauen als nicht so wichtig wie der der Maenner betrachtet wird", stellen die IAT-Wissenschaftlerinnen Doris Beer und Dr. Ileana Hamburg fest.
In der Produktion ist die Arbeit von Frauen eine oft uebersehene Selbstverstaendlichkeit. 1996 waren in Westdeutschland etwa 930.000 Arbeiterinnen im verarbeitenden Gewerbe beschaeftigt, knapp 20 Prozent aller Beschaeftigten. In den Betrieben sind Frauen zumeist am unteren Ende der Arbeitshierarchie beschaeftigt: Unter den Arbeiterinnen im verarbeitenden Gewerbe stellten 1995 die Un- und Angelernten fast drei Viertel (73 Prozent), 25 Prozent waren Facharbeiterinnen und gerade 1,4 Prozent arbeiteten als Meisterinnen. Zum Vergleich: unter den maennlichen Arbeitern im verarbeitenden Gewerbe waren 32 Prozent Un- und Angelernte, 60 Prozent Facharbeiter und 8 Prozent Meister.
Die neuen kooperativen Arbeitsformen koennten fuer Frauen erhebliche Vorteile mit sich bringen. In der Gruppe sollen sich die Mitglieder am Arbeitsplatz vertreten koennen, die Aufgabengebiete werden so erweitert, einseitige Belastungen relativiert, die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung aufgeloest, haeufig neugestaltete Arbeitszeitsysteme ermoeglichen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Empirische Untersuchungen belegen allerdings auch die Risiken: Gruppenarbeit geht oft einher mit Personalabbau, von dem meist die Un- und Angelernten betroffen sind. "Ob Frauen zu den Gewinnerinnen oder Verliererinnen kooperativer Arbeitsformen gehoeren, haengt im Wesentlichen davon ab, wie die Arbeit organisiert, wie eine entsprechende Weiterbildung gestaltet und wie die Frauen in diesen Prozess einbezogen werden," so die IAT-Wissenschaftlerinnen.
Besorgniserregend sind Hinweise aus einigen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes, nach denen Frauen an betrieblichen Qualifizierungen bei der Einfuehrung von IuK-Technologien unterproportional beteiligt sind. Viele Kurse setzen technische Vorkenntnisse und Erfahrung voraus, sind zu theoretisch. Anders als bei den meist technik-faszinierten maennlichen Kollegen steht fuer Frauen der konkrete Nutzen der neuen Technik im Vordergrund, ihre Einsetzbarkeit und ihr Beitrag zur Loesung einer Aufgabe.
Qualifizierungskonzepte, die auch fuer Frauen gut anwendbar sind, muessten deshalb einen engen Bezug zu den Produktionsablaeufen und Arbeitserfordernissen aufweisen und gleichzeitig eine breite technische und organisatorische Grundbildung vermitteln. Die Wissenschaftlerinnen schlagen flexible Qualifizierungsmodule vor, die fuer Frauen attraktiv und zugaenglich sind. Dazu gehoert, dass die Weiterbildung so flexibel organisiert wird, dass auch die Familienarbeit damit vereinbart werden kann, darueber hinaus das Angebot von Kinderbetreuung und kontinuierliche Beratungsmoeglichkeiten fuer die Teilnehmerinnen. Auf Multimedia basierende interaktive Lernprogramme koennten dazu beitragen, Bildungsgaenge (mit Zertifikat) nach individuellen Notwendigkeiten zu flexibilisieren und so auch Berufsrueckkehrerinnen bessere Chancen zur Eingliederung zu bieten.
Der Projektbericht "Modern Manufactoring Systems: Trends of Women`s Employment and Qualification Aspects" kann beim IAT, Abt. Veroeffentlichungen, angefordert werden.
Fuer weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfuegung: Doris Beer Durchwahl: 1707-248 Dr. Ileana Hamburg Durchwahl: 1707-265 Pressereferentin Claudia Braczko
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Informationstechnik, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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