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25.02.2006 11:16

Vogelgrippe - Weder Badesaison noch WM in Gefahr

Constanze Steinke Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Virologe warnt vor Medikamentenmissbrauch

    Der Direktor des Friedrich-Loeffler-Institutes für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Greifswald, Prof. Lutz Gürtler (Foto), warnte davor, das Medikament Tamiflu oder ähnliche Arzneimittel gegen die Vogelgrippe vorbeugend einzunehmen. "Das ist absolut überflüssig und ohne Nutzeffekt. Zu befürchten ist allerdings, dass die massenhafte Einnahme von Tamiflu Resistenzen erzeugen kann. Im Ernstfall würde das bedeuten, dass die wenigen Präparate gegen die Vogelgrippe (Aviäre Influenza) unwirksam werden." Der Virologe, der auch am Influenza-Pandemie-Plan der Landesregierung mitgewirkt hat, reagierte damit auf die rasant steigende Nachfrage nach Tamiflu in der Region Greifswald im Zuge der aufgefunden infizierten Wildvögel auf Rügen, in Ostvorpommern und Nordvorpommern.

    "Es besteht aus mehreren Gründen kein Anlass zur Aufregung und Panik", versicherte der Wissenschaftler, der davon ausgeht, dass sich die Vogelgrippe in ganz Deutschland und Europa ausweiten wird. Hochinfektiöse Influenzaviren und neue Stämme in der Vogelpopulation gehören seit Jahrzehnten zum Alltag. Das vereinzelte Auffinden von toten Vögeln mit H5N1-Virus stellt keine Gefahr für den Menschen dar. "Da die normale Grippewelle in diesem Winter ausgeblieben ist, entspannt sich die Lage zusätzlich", betonte Gürtler. Bei der momentanen Reizüberflutung zur Problematik der Vogelgrippe, die wohl nur mit der zunehmenden Sensibilisierung für Verbraucherthemen durch die Medien zu erklären ist, würde wahrscheinlich bei einem Großteil der Patienten mit menschlicher Influenza unnötige Verunsicherung aufkommen."

    Modernstes Seuchenmanagement und ein weltweit perfektes Informationssystem würden die unkontrollierte Ausbreitung der Geflügelpest heute verhindern, wenn der eher theoretische Fall der Mutation des Virus und eine Ansteckung von Mensch zu Mensch eintreten würden. Nach der bisherigen Entwicklung des seit 1992 in Südostasien erstmalig aufgetretenen H5N1-Virus zu urteilen, ist eine Mutation wenig realistisch. Durch das Vermeiden von Kontakten, die Schließung von Kitas und Schulen, die Einschränkung von öffentlichen Veranstaltungen und Reisebewegungen könnte der Ausbreitung dennoch sehr schnell Einhalt geboten werden. In dieser konkreten Situation, die extrem unwahrscheinlich ist, kämen dann auch derzeit gängige Medikamente wie Tamiflu zum Einsatz.

    Der Greifswalder Mikrobiologe sieht weder die Fußball-WM noch die Badesaison an der Ostseeküste gefährdet. Auch im Idealfall und unter Vernachlässigung des Verdünnungseffektes hält sich das H5N1-Virus maximal 100 Tage im Wasser. "Letztendlich wird auch das aggressive H5N1-Virus ausgemerzt werden, da die Individuen nach drei bis vier Monaten immunisiert sind. So wie eine menschliche Grippewelle oder jede andere saisonale Epidemie abflacht, wird auch die Vogelgrippe verschwinden. Wir werden künftig mit H5N1 ganz normal leben müssen, ähnlich wie mit diversen anderen geflügelgebunden Influenzaviren oder auch punktuell mit BSE, Scrapie, der Maul- und Klauenseuche und Schweinepest."

    Friedrich-Loeffler-Institut für Medizinische Mikrobiologie
    Direktor: Prof. Dr. Lutz Gürtler
    Martin-Luther-Straße 6, 17487 Greifswald
    T +49 3834 86-5560
    F +49 3834 86-5561
    M +49 173-203 66 27
    E guertler@uni-greifswald.de
    http://www.klinikum.uni-greifswald.de


    Bilder

    Prof. Lutz Gürtler warnt vor Medikamentenmissbrauch.
    Prof. Lutz Gürtler warnt vor Medikamentenmissbrauch.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Prof. Lutz Gürtler warnt vor Medikamentenmissbrauch.


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