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20.10.1999 14:06

Meeresforschung 2020: Ergebnisse eines internationalen Workshops in Potsdam

Dr. Christiane Schnack Öffentlichkeitsarbeit
Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT)

    Wie soll sich die Meeresforschung in den nächsten zwei Jahrzehnten weiterentwickeln, um den Bedürfnissen der rapide wachsenden Menschheit gerecht zu werden? Antwort darauf suchten Anfang Oktober 55 Wissenschaftler und Manager aus aller Welt in einem internationalen Workshop in Potsdam. Eingeladen hatten dazu die Meeresorganisationen der UNESCO und der Akademien. Den Vorsitz hatten John Field (Kapstadt) und Gotthilf Hempel (Bremen). Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor.

    Im Vordergrund künftiger Meeresforschung werden die Rolle des Meeres im Klimageschehen und die nachhaltige Nutzung der Küstenmeere stehen. Dabei müssen Erforschung, Nutzung und Schutz eng miteinander verknüpft werden.

    Das Meer birgt die Antwort auf die Frage, wieviel CO2 und andere Spurengase wir in die Atmosphäre entlassen dürfen, ohne daß sich unser heutiges Klima dramatisch ändert. Physiker, Chemiker, Biologen, aber auch Wirtschaftswissenschaftler müssen gemeinsam die natürlichen Veränderungen von den menschlichen Ursachen trennen und Szenarien künftiger Entwicklung erarbeiten. Zwei aktuelle Stichworte hierzu sind: die Wechselbeziehungen von Ozean, Atmosphäre und Meereis als Grundlage gekoppelter Klimamodelle zur Vorhersage von El Niños und anderen großräumigen, mehrjährigen Schwankungen und die Bedeutung des Tiefseebodens als Schwefel- und Methanquelle für die globalen Stoffkreisläufe. Mit Skepsis begegnete man den Versuchen, CO2 in die Tiefsee zu leiten. Generell ist die Versuchung groß, den Tiefseeboden als Deponie zu nutzen. Hier besteht großer Forschungsbedarf.

    John Field fragte: "Wie wird sich eine weitere Erwärmung der Oberflächenschichten des Weltmeeres auf die thermohaline Zirkulation, d.h. die Meeresströmungen, und auf die marinen Lebensgemeinschaften und deren CO2-Aufnahme auswirken? Die neuen Arbeitsrichtungen der Biogeochemie und der Paläoozeanographie sind hier gefordert.

    Die Revolution in der Gewinnung, Übertragung und Verarbeitung von Daten, der Einsatz von Hochleistungsrechnern, Beobachtungs- und Kommunikationssatelliten schafft die Möglichkeit, in naher Zukunft weltweit Seegang, Meeresströmungen und Wasserstände präzise und detailliert vorherzusagen. Hieran waren in Potsdam besonders die Vertreter der Erdölindustrie interessiert, die heute bereits in Wassertiefen von 2000 m bohren. Aber auch in der Schiffahrt steigt die Unfallgefahr mit wachsender Flottenstärke und Schiffsgröße.

    Wieviel Schad-, Trüb- und Nährstoffe dürfen wir mit den Flüssen und durch die Luft seewärts schicken, ohne daß die Küstenmeere ihren Wert als Fischerei- und Erholungsraum verlieren? Wie können wir die Fischbestände im Meer schonender und auf lange Sicht effektiver nutzen? Eine erhebliche Verstärkung der Forschung in den Flachmeeren und Küstenregionen prophezeite der Bremer Meeresbiologe Gotthilf Hempel: "95% der Weltfischereierträge kommen aus diesen Gewässern. Hier konzentrieren sich die Touristen, aber auch die Abfälle menschlicher Zivilisation. Besonders sensibel sind die Tropenküsten. Dort fehlt es aber an ausreichendem Forschungspotential. Forschung in tropischen Küstenzonen muß mit Ausbildungsmaßnahmen und dem Aufbau wissenschaftlicher Infrastruktur verknüpft werden". Die hierfür am Zentrum für marine Tropenökologie an der Universität Bremen entwickelten Leitlinien für Partnerschaftsprojekte wurden in Potsdam ergänzt.

    Ziel künftiger Flachmeerforschung ist das Verständnis der Veränderungen in den Korallenriffen, Mangrovewäldern, Seegraswiesen und Wattenmeeren, die weltweit unter dem wachsenen Bevölkerungsdruck der Küstenregionen, aber auch unter der Meereserwärmung, dem Anstieg des Meeresspiegels und dem Absinken der Küsten leiden. Angestrebt werden Managementmodelle auf der Basis von Kenntnissen über die Wechselwirkungen von Klima, Produktion, Nahrungsbeziehungen und Fischerei.

    Investitionen in Milliardenhöhe für Forschungsschiffe, Satelliten, unbemannte Tauchboote und Meßbojen, eine neue Generation von physikalischen, chemischen und biologischen Sensoren sowie von Fernerkundungssatelliten stehen zur Debatte. Auch in Deutschland muß die Forschungsflotte schrittweise erneuert und den Anforderungen einer gewandelten Meeresforschung angepaßt werden.

    Bei Rückfragen bitte wenden an:
    Prof. Dr. Gotthilf Hempel
    Zentrum für Marine Tropenökologie
    Fahrenheitstr. 1
    28359 Bremen
    Tel. 0421-23 800 21
    Fax 0421-22 08 330
    email: ghempel@zmt.uni-bremen.de
    http://www.zmt.uni-bremen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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