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22.10.1999 00:00

In Heidelberg: Curt-Engelhorn-Stiftungsprofessur für amerikanische Geschichte

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke: "Eine Lücke in Forschung und Lehre wird nun beseitigt" - Prof. Dr. Detlef Junker hat den Ruf angenommen - Curt C. Engelhorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Boehringer Mannheim, stellt 1,5 Millionen Mark zur Verfügung

    Die USA als Weltmacht hat im 20. Jahrhundert wie keine andere Nation die deutsche Geschichte und Politik beeinflusst. Trotzdem gibt es an deutschen Hochschulen kaum Lehrstühle für amerikanische Geschichte, in Baden-Württemberg bislang keinen einzigen. "Dies ist ein Defizit", beklagt Prof. Dr. Jürgen Siebke, Rektor der Universität Heidelberg. Diese "Lücke in Forschung und Lehre" (Siebke) wird an der Ruprecht-Karls-Universität beseitigt. Zum nun begonnenen Wintersemester erhält das Historische Seminar eine für die Dauer von zehn Jahren aus privaten Geldern finanzierte Stiftungsprofessur für amerikanische Geschichte - ein Novum in Baden-Württemberg und auch bundesweit.

    Rektor Siebke wertet die Stiftungsprofessur als Anerkennung der zahlreichen Bemühungen in Heidelberg, den deutsch-amerikanischen Kontakt wissenschaftlich zu untermauern: "Die Amerika-Forschung, die hier seit vielen Jahren betrieben wird, ist nun institutionalisiert. Dies eröffnet dem Historischen Seminar, aber auch den Studierenden neue Möglichkeiten."

    Finanziert wird der neue Lehrstuhl durch eine großzügige Spende von Curt C. Engelhorn. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Pharmakonzerns Boehringer Mannheim und Ehrensenator der Universität Heidelberg stellt dem "Verein zur Förderung der Schurman-Bibliothek", der sich um die Intensivierung der amerikanischen Geschichtsforschung an der Ruperto Carola bemüht, 1,5 Millionen Mark zur Verfügung. Diesen Betrag wird der Verein in den kommenden zehn Jahren der Universität Heidelberg zukommen lassen. Danach wird das Land Baden-Württemberg die Kosten des Lehrstuhls übernehmen. Die Professur trägt - gemäß amerikanischen Gepflogenheiten - den Namen des Stifters.

    Direktor des Deutschen Historischen Instituts Washington D.C. braucht keine Eingewöhnungszeit in Heidelberg

    Den Ruf erhalten und angenommen hat Prof. Dr. Detlef Junker, Professor für Neuere Geschichte und Direktor des Deutschen Historischen Instituts Washington D.C. Eine Eingewöhnungszeit in Heidelberg wird Prof. Junker nicht benötigen, denn an der Ruperto Carola ist der USA-Experte kein Unbekannter. Von 1975 bis 1994 lehrte und forschte er am hiesigen Historischen Seminar als Professor für Neuere Geschichte.

    Zuvor war Junker 1967 in Kiel mit einer Doktorarbeit über die deutsche Zentrumspartei promoviert worden. Mit seiner Habilitationsschrift "Der unteilbare Weltmarkt. Das ökonomische Interesse in der Außenpolitik der USA 1933-1941" erwarb er 1974 an der Universität Stuttgart die Venia legendi im Fach "Neuere Geschichte und Theorie der Geschichtswissenschaft". Mit dieser Arbeit dokumentierte Junker erstmals sein Forschungsinteresse an der Weltmacht USA. Unter Nutzung umfangreichen unpublizierten Quellenmaterials untersuchte er die Weltwirtschaftskrise und die Reaktion des damaligen Präsidenten der USA, Franklin D. Roosevelt, auf diese Herausforderung.

    Immer wieder hat Detlef Junker seitdem die amerikanische Geschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart zum Gegenstand seiner Vorlesungen und Seminare gemacht. Regelmäßige Aufenthalte in den USA dienten der Vertiefung und dem Quellenstudium. Seit 1994 ist er Direktor des German Historical Institute Washington D.C., das den deutsch-amerikanischen Forscheraustausch fördert.

    Zahlreiche Veröffentlichungen weisen ihn als Experten der amerikanischen Historie aus: Präsident Franklin D. Roosevelt hat er in einer wissenschaftlich fundierten und gleichwohl ansprechend zu lesenden Biographie lebendig und eindringlich gezeichnet ("Franklin D. Roosevelt. Macht und Vision: Präsident in Krisenzeiten"). Die weltpolitischen Entwicklungen, an denen die USA maßgeblich beteiligt waren, analysierte Detlef Junker in seiner Untersuchung "Von der Weltmacht zur Supermacht. Amerikanische Außenpolitik im 20. Jahrhundert". Ferner ist er Herausgeber der biographischen Reihe "Persönlichkeit und Geschichte", der "Transatlantischen Historischen Studien", der "Publications of the German Historical Institute, Washington" sowie der "In-house Publications of the German Historical Institute, Washington, D.C.".

    1986 gründete Junker die "Schurman-Bibliothek für Amerikanische Geschichte"

    Detlef Junker war maßgeblich am Aufbau der "Schurman-Bibliothek für Amerikanische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg" beteiligt, die er 1986 gegründet hat. Der Namensgeber der Bibliothek, Jacob Gould Schurman (1854-1941), war unter anderem Ehrendoktor der Universität und in den Jahren von 1925 bis 1930 amerikanischer Botschafter in Deutschland. In der Neckarstadt hatte er in jungen Jahren studiert und war der Universität sein ganzes Leben lang eng verbunden geblieben.

    Die Schurman-Bibliothek beherbergt heute über 6000 Bände zur amerikanischen Geschichte, neben Neuerscheinungen und aktuellen Zeitschriften auch zahlreiche antiquarisch erworbene Werke, vor allem "Klassiker" der Geschichtsschreibung: eine nahezu vollständige Sammlung der Quelleneditionen zur amerikanischen Außenpolitik und zahlreiche "papers" herausragender Persönlichkeiten, zum Beispiel von Benjamin Franklin, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln oder Dwight D. Eisenhower. Außerdem wurde das "William and Mary Quarterly", die wichtigste Zeitschrift zur früheren amerikanischen Geschichte im 17. und 18. Jahrhundert abonniert, die bisher in Heidelberg noch nicht vorhanden war.

    Junker war 1992 auch Mitbegründer des "Vereins zur Förderung der Schurman-Bibliothek für amerikanische Geschichte an der Universität Heidelberg". In diesem eingetragenen Verein haben sich Persönlichkeiten aus dem Rhein-Neckar-Kreis zusammengeschlossen, die sich für eine intensivere Beschäftigung mit den USA, ihrer Geschichte und gegenwärtigen Politik engagieren. Zu seinen Mitgliedern zählt auch der Geldgeber der Stiftungsprofessur, Curt C. Engelhorn. Die Unterstützung der Schurman-Bibliothek, Vorträge, Promotionsstipendien, die Verleihung des Schurman-Preises und jetzt auch die Stiftungsprofessur sind Aufgaben, die sich der Verein gestellt hat. "Wir wollen den transatlantischen Dialog vertiefen und dazu beitragen, dass die Verbindungen zwischen den USA und Deutschland fester werden. Hierfür bedarf es aber Kenntnissen über den anderen; das Wissen um die amerikanische Geschichte ist eine wichtige Voraussetzung dafür," erläutert Rolf Kentner, Vorsitzender des Vereins.

    Ziel des Lehrstuhls wird es sein, die US-amerikanische Geschichtsforschung unter Einschluss von Kanada zu intensivieren: "Die USA haben eine überragende Bedeutung für Europa und die Welt. Dieser sollte in der Historischen Wissenschaft Rechnung getragen werden", umreißt Prof. Dr. Volker Sellin, Direktor des Historischen Seminars, die Motivation der Stiftungsprofessur. "Darum wird hier ein Zentrum für amerikanische Geschichte etabliert, von den Pilgrims bis heute."
    Katrin Bischl

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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