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06.03.2006 10:29

Die Dilettanten sind nicht mehr wegzudenken

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    "Dilettantismus um 1800" - Internationale Tagung vom 8.-11. März an der Universität Jena

    Jena (06.03.06) Mit "Dilettantismus um 1800" setzt sich eine international besetzte Tagung vom 8. bis 11. März an der Friedrich-Schiller-Universität Jena auseinander. Organisiert vom Sonderforschungsbereich (SFB) 482 "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" wollen die Experten, darunter solche aus Norwegen, der Schweiz und den USA, deren Wechselwirkungen in Wissenschaften und schönen Künsten zu jener Zeit unter die Lupe nehmen. "Anders als heute, wo der Begriff ausschließlich negativ besetzt ist, waren Dilettanten ursprünglich Laien, die sich aus besonderem Interesse einer Sache verschrieben haben, etwa Kunstliebhaber", erläutert Stefan Blechschmidt, einer der beiden Tagungsleiter.

    "Das Phänomen ist so alt wie die Welt", betont der Wissenschaftler von der Jenaer Universität. Doch ab Mitte des 18. Jahrhunderts trat der Dilettantismus geballt in Erscheinung. Ausgehend von England und der dortigen "Society of dilettanti", hielt der Begriff Ende des 18. Jahrhundert im Kontext einer Rezension des Goethe-Freundes Johann Heinrich Merck Einzug in Deutschland. Seither sind die Dilettanten weder aus der Kunst noch aus den Wissenschaften wegzudenken, wurden einerseits rigoros abgelehnt, andererseits gewürdigt, vereinten manchmal - wie etwa Goethe - beides auf sich. "Dieses Problem wurde zwar schon oft untersucht, bislang aber kaum fächerübergreifend diskutiert", umreißt Stefan Blechschmidt den Anspruch der Tagung. Dort stehen unter anderem Alexander von Humboldts Kosmos-Vorträge, Übersetzerpositionen zwischen Liebhaberei und Professionalität sowie der Enzyklopädist als Meister und als Dilettant im Mittelpunkt. Aber es geht auch um Dilettantismus im Zusammenhang mit der um 1800 verstärkten Herausbildung der Naturwissenschaften.

    Der SFB "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" sei die ideale Plattform, um gleichermaßen interdisziplinär wie überregional zu diesem Thema ins Gespräch zu kommen, ist sich Blechschmidt sicher. "Der geweitete Horizont über die Fachgrenzen hinaus erlaubt, dem Facettenreichtum des Phänomens Rechnung zu tragen und dabei die ganz unterschiedlichen Bewertungen in Musik und Theater, bildender Kunst und Literatur, Geschichte und Naturwissenschaft ins Blickfeld zu rücken."

    Insbesondere interessieren die Forscher dabei jene Künstler und Wissenschaftler, die Grenzen überschritten, "deren Dilettieren in anderen Wissensgebieten Bereicherungen für ihr spezielles Wirkungsfeld brachten", macht der Jenaer Wissenschaftler deutlich. Als berühmte Dilettanten gingen beispielsweise der Musiker Wilhelm Henschel als größter Astronom seiner Zeit, der Buchdrucker Benjamin Franklin als Erfinder des Blitzableiters und der Uhrmacher Beaumarchais als Verfasser der "Hochzeit des Figaro" in die Annalen ein. Auch der Jurist Otto von Guericke, der den Beweis für den luftleeren Raum antrat, und nicht zuletzt der Dichter Johann Wolfgang Goethe als Verfasser der "Metamorphose der Pflanzen" und Verfasser der Farbenlehre schrieben jenseits ihres eigentlichen Metiers Geschichte.

    Das Thema Dilettantismus hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt und lässt somit eine spannende Tagung erwarten, die nicht ausschließlich von der Vergangenheit zehrt.

    Kontakt:
    Stefan Blechschmidt M.A.
    Sonderforschungsbereich 482 der Universität Jena
    "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800"
    Humboldtstraße 34, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944050
    Fax: 03641 / 944052
    E-Mail: s_blechschmidt@web.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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