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07.03.2006 13:46

Uni Kassel will Vertrauensbausteine für den Interneteinkauf schaffen

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Kassel. Trotz Amazon, eBay und anderen erfolgreichen E-Commerce-Aktivitäten leidet der Internet-Handel noch immer unter dem Problem fehlenden Vertrauens. Die Vorteile des Internet, jederzeit sofort ohne Ortswechsel Geschäfte abschließen zu können, werden begleitet durch die Nachteile, dass keine menschlichen Beziehungen entstehen, viele notwendigen Informationen vermisst werden und die gewohnte schützende gesellschaftliche Einbettung der Vorgänge fehlt. Damit erscheinen weder die Kooperationspartner noch die Kooperationssituation vertrauenswürdig.

    Grundlagen der Vertrauensbildung im Internet untersucht und entwickelt das Forschungsprojekt "Vertrauenskapseln für Geschäftsprozesse im Internet (TrustCapsules)", das von der DFG für den Zeitraum vom 1.1.2006 bis 31.12.2007 gefördert wird. Es verfolgt mit dem Konzept der Vertrauenskapseln einen Ansatz, der technische, rechtliche und psychologische Aspekte zusammenführt, um das Internet zu einem Marktplatz für Geschäfte zu machen, auf dem sich Nachfrager und Anbieter vertrauensvoll begegnen und miteinander kooperieren können.

    Das Projekt TrustCaps geht der Frage nach, wie die Vertrauen begründenden Wesensmerkmale herkömmlicher Geschäftsprozesse auf Geschäftsprozesse im Internet übertragen werden können. Im Wesentlichen geht es um drei Merkmale, die zusammen Vertrauen und damit Handlungssicherheit begründen:
    - Käufer und Verkäufer begegnen sich persönlich in einem physischen Raum (gleiche Zeit, gleicher Ort, gleicher lokaler Kontext),
    - sie befolgen ihnen bekannte Kooperationsschemata und kommunizieren implizite und explizite Informationen mit allen verbalen und nonverbalen Kommunikationsmitteln direkt miteinander und
    - sie sind in den gleichen, ihnen vertrauten gesellschaftlichen und rechtlichen Kontext eingebettet.

    Geschäftsprozesse im Internet sind dem gegenüber dadurch gekennzeichnet, dass Käufer und Verkäufer keinen persönlichen Kontakt in einem physischen Raum (und damit auch nicht notwendig einen gemeinsamen lokalen Kontext) haben, dass sie beide auf die Informationen und Interaktionen eingeschränkt sind, die ihnen das IT-System explizit über Bildschirm, Tastatur und Maus bietet, und dass sie weder als gegeben voraussetzen können, dass diese Kommunikation kongruente Bilder liefert, noch dass es insbesondere auf dem globalen Markt eine ihnen gemeinsame gesellschaftliche und rechtliche Einbettung gibt. Dabei kommt in der Regel erschwerend hinzu, dass auf der Verkäuferseite keine natürliche Person agiert, sondern ein Programm.

    TrustCaps verfolgt den Ansatz, Verlässlichkeit und damit Vertrauen zu erreichen, indem den Vertragspartnern angeboten wird, ihren Geschäftsprozess in einer Vertrauenskapsel abzuwickeln. Die Vertrauenskapsel bietet vertraute und gesicherte Bedingungen, auf die sich die Beteiligten verlassen können. Eine Vertrauenskapsel stellt eine virtuelle Hülle um die an einem Geschäftsprozess Beteiligten dar, innerhalb derer sie sich bis zu einem bestimmten Grad ihrer
    Identität, der Ausgewogenheit der einzuhaltenden Spielregeln und der Verlässlichkeit der verwendeten Ausführungsumgebungen sicher sein können. Dieser Grad hängt ganz wesentlich von der konkreten, vom Schutzbedarf eines Geschäftsprozesses diktierten Ausbildung der Hülle und ihrer inneren Ausgestaltung mittels Vertrauensbausteinen ab.

    Im Einzelnen wird das Projekt TrustCaps
    - Vertrauensbausteine für Geschäftsprozesse im Internet in einer Zusammenführung von psychologischem, rechtlichem und technischem Sachverstand identifizieren und konzipieren.
    - Vertrauenskapseln unter Verwendung von Vertrauensbausteinen konzipieren und realisieren, innerhalb derer Geschäftsprozesse im Internet überschaubar, nachvollziehbar und mit kalkulierbarem Risiko ablaufen können.
    - Regeln zur vertrauensfördernden, informationstechnischen Gestaltung von Prozessen und Schnittstellen in Vertrauenskapseln erarbeiten und das Zusammenwirken der Vertrauensbausteine in einer Vertrauenskapsel unter adäquat gestalteten Benutzungsoberflächen im Rahmen eines Referenzszenario für den Marktplatz Internet demonstrieren.
    - Vertrauenskapseln prototypisch realisieren und
    - im Rahmen einer Simulationsstudie überprüfen.

    Das Projekt wird an der Universität Kassel durchgeführt von Prof. Dr. Hans Martin, Institut für Arbeitswissenschaft (IfA), und Prof. Dr. Alexander Roßnagel, Institut für Wirtschaftsrecht (IWR) und Forschungszentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG). Sie kooperieren mit Prof. Dr. Claudia Eckert, Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt und Leiterin des Fraunhofer Instituts für Sichere Telekooperation (FhG-SIT).
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    Info
    Universität Kassel
    PD Dr. Christel Kumbruck (IfA)
    tel (0170) 225 44 45
    e-mail kumbruck@ifa.uni-kassel.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Psychologie, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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